- Region
Aare- und Kiesental - Aus vier mach zwei — oder eins
In der Region steht der Zusammenschluss von mehreren Abwasserreinigungsanlagen bevor. Die federführende Araka AG legt den 24 betroffenen Gemeinden zwei Varianten vor.
96,6 Millionen Franken, das ist gemäss dem Fussballportal Transfermarkt.de der Marktwert von Real Madrids Superstar Gareth Bale. 96,6 Millionen Franken, das wären laut einer Machbarkeitsstudie auch die Kosten, wenn sich die vier Abwasserreinigungsanlagen (ARA) Grosshöchstetten, Oberes Kiesental, Unteres Kiesental und Region Münsingen zusammenschliessen würden. Die Chancen, dass dieses Projekt je realisiert wird, stehen derzeit aber eher schlecht.
Dass Handlungsbedarf besteht, ist zunächst unbestritten. Aus wirtschaftlichen sowie ökologischen Gründen müssen die ARA Oberes Kiesental und die ARA Grosshöchstetten ihren Betrieb bis spätestens 2030 respektive 2035 einstellen. Das ergab eine Studie, welche 2011 zusammen mit dem kantonalen Amt für Wasser und Abfall durchgeführt wurde. Die beiden ARA sind gezwungen, bis zum Ablauf dieser Fristen Anschluss an eine andere Organisation zu finden. Als Partner infrage kommen die ARA Region Münsingen und die ARA Unteres Kiesental.
Variante 2 ist deutlich billiger
Um Lösungen zu erarbeiten, schlossen sich die vier ARA vor zwei Jahren zur Araka AG (ARA Kiesental-Aaretal AG) zusammen. Im Juli 2016 lagen erstmals vier mögliche Ansätze auf dem Tisch, wie die Zusammenarbeit dereinst aussehen könnte. Von den vier Varianten sind heute noch zwei übrig: 1. die Fusion aller vier ARA, 2. die Fusion von nur drei ARA (siehe Grafik).
In der zwölfseitigen Machbarkeitsstudie wurden die Vor- und Nachteile der beiden Lösungen ausgearbeitet. Das wichtigste Argument: die Kosten. Da fällt auf, dass der eingangs erwähnte Totalzusammenschluss aller vier ARA deutlich teurer ausfällt. Die zweite Variante würde vorsehen, dass die ARA Region Münsingen umfassend saniert wird und eigenständig bleibt. Die drei restlichen ARA würden fusionieren, und der Standort Kiesen würde umfangreich ausgebaut. Gemäss den Berechnungen der Araka AG kostet diese Variante 61,3 Millionen Franken. Die Rechnung hat aber einen Haken, und dieser heisst «Elimination von Mikroverunreinigungen», kurz EMV.
Vorteile spielen erst ab 2060
Seit das neue Gewässerschutzgesetz in Kraft ist, gilt bei der Abwasserreinigung ein höherer Standard. Viele ARA müssen in den nächsten Jahren deshalb mit der sogenannten EMV-Stufe aufrüsten. Ob eine Aufrüstung vonnöten ist, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der Grösse einer Organisation.
Der ARA Region Münsingen sind heute 20 800 Einwohner angeschlossen. Ab 24 000 Einwohnern muss die EMV-Stufe eingebaut werden. Die Region Münsingen sollte diese Zahl bis 2040 erreicht haben. Bis dann hilft der Bund bei der Finanzierung mit. Auch die Nutzer der anderen drei ARA würden diese Zahl zusammen bis 2040 vermutlich überschreiten.
Rechnet man die EMV-Aufrüstungen mit ein – und die damit höheren Subventionen von Bund und Kanton – würde sich ein Zusammenschluss aller vier ARA plötzlich doch rentieren. Aber: Diese wirtschaftlichen Vorteile kämen erst ab dem Jahr 2060 zum Tragen. Die hohen Anfangsinvestitionen, sprich Baukosten, fallen aber unmittelbar an.
Mitwirkung bis Ende Januar
Berechnet man die Investitionen pro Kopf, ergibt das beim Zusammenschluss aller vier ARA einen Betrag von etwa 1000 Franken. «Im Verwaltungsrat der Araka AG hat sich eine klare Mehrheit für die günstigere Variante ausgesprochen», sagt der Araka-Präsident Moritz Müller (SVP). Nur zwei von sieben Vertretern (beide aus Münsingen) sind für den Zusammenschluss aller vier ARA. Sie sehen vor allem die ökologischen Vorteile dieser Variante. Doch gibts auch hier einen Haken: Man müsste in Münsingen Kulturland einzonen, damit die ARA auf die nötige Grösse umgebaut werden kann.
Die Machbarkeitsstudie liegt derzeit bei den 24 betroffenen Gemeinderäten zur Mitwirkung. Diese läuft bis Ende Januar 2017. In Münsingen wird das Geschäft am 6. Dezember auch im Parlament Thema sein. Müller erhofft sich, dass eine der beiden Lösungen zum klaren Favoriten wird, aus seiner Sicht die günstigere.
Übrigens: Für diese 61,3 Millionen gibts auf dem Fussballtransfermarkt immerhin noch Arsenal-Linksaussen Mesut Özil.
[i] Siehe auch...
- Newsbericht "Linden - Verband für ARA Kiesen" vom 23.11.2016
Erstellt:
23.11.2016
Geändert: 23.11.2016
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