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Schule Konolfingen: Neue Möbel bringen Bewegung ins Klassenzimmer – und damit mehr Ruhe

Die Schule Konolfingen wird diesen Frühling komplett neu möbliert. Die Möbel ermöglichen mehr Bewegung, sowohl beim Sitzen, als auch insgesamt im Unterricht. Es ist zudem das erste Mal, dass eine Schule ein ganzes Möblierungskonzept ausschrieb.

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Solche Möbel stehen schon bald in Konolfingen: Ein Klassenzimmer in Spreitenbach, das bereits mit Möbeln der Serie Shift+ der Firma VS ausgestattet ist. (Bild: zvg)
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Sammelsurium der Schulmöbel: Die Stühle und Pulte verschiedenster Zeiten im Schulhaus Konolfingen haben bald ausgedient. (Bild: zvg)
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„Wir haben einen Glücksfall in Konolfingen“, sagt Bernhard Bacher, Abteilungsleiter Bildung im Gemeinderat. „Die Gemeindeversammlung genehmigte den Ersatz des kompletten Mobiliars auf einen Schlag, obwohl vor sechs Jahren das letzte Mal neue Möbel gekauft wurden.“

 

Damals wurde aber nur ein kleiner Teil der Möbel ersetzt, was zur Erweiterung des Sammelsuriums an Tischen und Stühlen beitrug. „Wir haben nun die Möglichkeit, ein allumfassendes Konzept umzusetzen.“ Er kenne keine andere Schule, die ein solches Konzept für alle Klassen habe.

Möbel, welche die Kinder bewegen können

 

Die neuen Möbel werden leicht und mobil sein. „Entgegen den Befürchtungen, verstellbare Möbel würden Unruhe im Klassenzimmer verursachen, haben Studien gezeigt, dass das Gegenteil der Fall ist“, sagt Bacher. „Wenn Kinder sich bewegen können, sind sie ruhiger.“ Diesem Bedürfnis kommen die neuen Möbel nach.

 

Es wird also Tische, Stühle und Aufbewahrungskorpi mit Rädern geben. Bücher und Hefte werden nicht mehr im Pult aufbewahrt, sondern in verschiebbaren Korpi. So sind die Tische leicht genug, dass sie auch von Zweitklässlern bewegt werden können.

Mehr Individualität

 

Weiter gibt es auch kleine leichte Hocker und gepolsterte Sitzelemente. Mit letzteren und den mobilen Korpi kann ein Bereich abgegrenzt werden, der den Schülern als Rückzugsort dient. Zum Beispiel um in Ruhe ein Buch zu lesen.

 

Das Konzept der Einrichtung leistet den Forderungen des Lehrplans 21 nach mehr Individualität Folge. „Es wird in Zukunft so sein, dass nicht mehr alle Schüler immer gleichzeitig dasselbe machen“, sagt Bacher. „Deshalb braucht es auch Mobiliar, das flexibel ist. Die Einrichtung muss auch für Gruppenarbeiten oder einen Elternabend schnell umgestellt werden können.“

 
Komplettes Möblierungskonzept – eine Neuheit

„Wir haben für die Auswahl der Möbel drei Firmen in der Schweiz besucht und dabei gemerkt, dass die meisten Angebote nicht der neuen Schulraumplanung und dem Lehrplan 21 entsprechen“, sagt Bacher, der mit einer Arbeitsgruppe der Schule Konolfingen für die neuen Möbel verantwortlich ist.

 

Deshalb packten sie die Sache von der anderen Seite an: „Wir machten eine Ausschreibung, in der wir um Vorschläge für ein komplettes Möblierungskonzept baten, das unseren Anforderungen gerecht wird“, sagt Bacher. „Normalerweise fragt man nach Offerten für einzelne Produkte.“

 

Es sei das erste Mal in Europa, dass eine Schule eine Konzeptausschreibung für die Neumöblierung mache, sagte ein Vertreter der deutschen Herstellerfirma VS.

Deutscher Hersteller, Schweizer Importeur 

Den Zuschlag erhielt die Hunziker AG aus Thalwil, welche die Möbel aus Deutschland importiert. „Hunziker war uns schon im Vorfeld aufgefallen und lieferte schliesslich auch das, was wir suchten“, sagt Bacher. „Die Möbel von Hunziker sind ganz anders und mit ihrer Möblierung können und müssen die Lehrer ganz anders unterrichten“, sagt er.

 

Bislang gab es nur Kritik von Seiten der Schweizer Konkurrenzfirmen, denen es missfiel, dass die Konolfinger deutsche Möbel kauften. „Wir sind aber durch gesetzliche Vorgaben an eine offene Ausschreibung gebunden und der Import erfolgt über eine altehrwürdige Schweizer Firma“, sagt Bacher.

 

Um Auffahrt wird ausgewechselt

 

Von Montag bis Mittwoch vor Auffahrt helfen die Schüler der Oberstufe mit, ihre Klassenzimmer neu einzurichten. In den Heuferien nach Auffahrt ist die Primarschule an der Reihe, ohne Mithilfe der Schüler.

 

„Das wird ein grosser Wechsel“, sagt Bacher. „Im März gibt es einen Workshop für die Lehrpersonen, damit diese lernen können, was man mit dem Mobiliar überhaupt alles machen kann.“ Da die Arbeitsgruppe zur Neumöblierung auch aus Lehrern bestand, wissen diese schon ungefähr, was kommt. „Ich bin zuversichtlich, dass es gut wird“, sagt Bacher.

 

Alte Möbel sind begehrt 

 

Und was passiert mit den alten Möbeln? „Für die neusten Möbel haben wir Anfragen aus den umliegenden Gemeinden, die bereits Möbel derselben Serie haben“, sagt Bacher.

 

„Was vom Rest noch gut in Schuss ist, wollen wir für einen guten Zweck spenden“, sagt Bacher. Er sei im Gespräch mit jemandem aus Konolfingen, der ein Entwicklungsprojekt in Sambia habe. “Die Frage des Transports ist aber noch offen“, sagt er. Sicher wäre es aber günstiger als das Entsorgen der Möbel, „aber noch ist nichts spruchreif.“


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.01.2017
Geändert: 26.05.2017
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