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Stettlen - Das Wachstum hat seinen Preis

Die Gemeinde wächst und wächst. Erst wurde der Südhang überbaut, nun entstehen im Bernapark etappenweise mehrere Hundert Wohnungen. Um all die Aufgaben bewältigen zu können, erhält die Verwaltung neue Strukturen.

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Ein zentrales Projekt für Stettlen: Bauverwalter Peter Masciadri (links) und Gemeindepräsident Lorenz Hess vor dem Bernapark. (Bild: Andreas Blatter)

Gemeindepräsident Lorenz Hess (BDP) und Bauverwalter Peter Masciadri stapfen durch den Schnee. Dass sie der Fotograf ausgerechnet vor dem Bernapark posieren lässt, ist kein Zufall. Denn die ehemalige Kartonfabrik Deisswil – der heutige Bernapark – nimmt in der Entwicklung der Gemeinde Stettlen eine zentrale Rolle ein. In mehreren Etappen wird das Industrieareal zu einem neuen Quartier umgebaut. In der ersten Etappe sind 45 000 Quadratmeter geplant – Gewerbe- und Büroflächen mit 450 Arbeitsplätzen sowie Wohnungen für rund 300 Leute. Später sollen weitere Etappen folgen. Irgendwann, im Jahr 2050 vielleicht, könnten auf dem Bernapark-Areal bis zu 1000 Menschen wohnen.

Bereits vor dem Bernapark ist Stettlen stärker gewachsen als die meisten anderen Berner Gemeinden. Vor siebzig Jahren lebten hier gerade einmal 800 Leute. Ab den 1970er-Jahren wurde am sonnigen Südhang ein Einfamilienhaus nach dem andern gebaut, bis 1981 kletterte die Einwohnerzahl auf über 2300. Seither kamen nochmals rund 800 Einwohner dazu. Aktuell wohnen in der Gemeinde 3160 Personen.

Neue Stabsfunktion

Als Folge davon erhält die Gemeindeverwaltung immer mehr Aufgaben. Es wurde ein grösseres Gemeindehaus nötig. Und weil Stettlen «vor grossen Herausforderungen im Planungs- und Baubereich steht», starten die Behörden nun die Reorganisation der Verwaltung. Ab 1. April übernimmt die bisherige Gemeindeschreiberin Verena Zwahlen die neu geschaffene Funktion der Verwaltungsleiterin, zudem erhält die Bauverwaltung 80 bis 100 Stellenprozent mehr. Es wird ein neuer Bauverwalter gesucht, weil der bisherige – Peter Masciadri – zusätzlich zur Funktion als Leiter Hochbau eine neue Stabsfunktion übernimmt. Hierbei ist er zuständig für den Support in Schlüsselprojekten wie der Sanierung der Ortsdurchfahrt oder für den Bernapark. Für diese sind unzählige Abklärungen und Sitzungen nötig, unzählige Absprachen mit Nachbargemeinden und kantonalen Ämtern.

Auf Masciadri wartet «eine intensive, aber interessante Aufgabe», wie er sagt. Dank dem Bernapark erhalte Stettlen die Chance, neuen Wohnraum zu schaffen, ohne einen Quadratmeter Landwirtschaftsland zu verbauen. «Im Kanton Bern gibt es im Moment kein vergleichbares Projekt in dieser Grössenordnung.»

Fusionspläne begraben

Durch den Bernapark erhält Stettlen mehr Steuerzahler. Der Steuerfuss, der mit 1,50 Einheiten bereits heute verhältnismässig günstig ist, werde längerfristig noch sinken, prophezeite Bernapark-Investor Hans-Ulrich Müller vor zwei Jahren. Gratis gibt es die Entwicklung aber nicht. «Für die erste Etappe reicht die bestehende Infrastruktur in Stettlen aus», erklärt Gemeindepräsident Hess. Bei den späteren Etappen wird die Gemeinde indes über Investitionen reden müssen – über den Ausbau der Zufahrtsstrasse zum Beispiel oder den Bau von neuem Schulraum.

Der Bernapark habe noch einen anderen Effekt, sagt Lorenz Hess. Vor ein paar Jahren habe Stettlen eine Fusion mit der Nachbargemeinde Vechigen geprüft. Die Idee wurde schliesslich verworfen. Jetzt, mit über 3000 Einwohnern und der Aussicht auf weiteres Wachstum, sei Stettlen definitiv kein Fusionskandidat mehr.

BERNAPARK

Letzten Sommer hatte die Bernapark AG um Unternehmer Hans-Ulrich Müller angekündigt, das Baugesuch für die erste Umbauetappe im vierten Quartal 2016 einreichen zu wollen. Mittlerweile wurde der Zeitplan angepasst: Neu ist die Baueingabe Mitte April 2017 vorgesehen, wie Verwaltungsrätin Caroline Forte erklärt. Sie rechnet damit, dass das Bewilligungsverfahren danach fünf bis sechs Monate dauert. Läuft alles nach Plan und bleiben Einsprachen aus, sollen die Bauarbeiten Anfang 2018 beginnen. In diesem Fall wären die ersten Wohnungen Mitte 2019 bezugsbereit.

In der ersten Etappe sind einerseits Büro- und Gewerbeflächen geplant, unter anderem eine Markthalle und ein Gesundheitszentrum. Andererseits sollen 170 bis 180 Mietwohnungen entstehen – vom Studio bis zur 5½-Zimmer-Wohnung. Als Hauptinvestorin tritt die Bernapark AG um die Familie Müller auf. Ausgeführt werden die Bauarbeiten von einem noch nicht bestimmten Generalunternehmen. maz


Autor:in
Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 18.01.2017
Geändert: 18.01.2017
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