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Konolfingen - Galgenfrist für das Schulhaus

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Schule in Gysenstein wird in den nächsten Jahren nicht schliessen. Noch nicht. Der Gemeinderat liess einmal mehr keine Zweifel aufkommen, dass er für den Standort ­langfristig keine Zukunft sieht.

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Gerade noch einmal gut gegangen, der Betrieb in der Schule Gysenstein läuft weiter. Doch wie lange noch? (Bild: Urs Baumann, Berner Zeitung BZ)
Das kollektive Durchschnaufen im Singsaal der Schule Gysenstein erfolgte bereits nach wenigen Minuten. Der Schulstandort werde diesen Sommer nicht schliessen, stellte Gemeindepräsident Daniel Hodel (SVP) gleich zu Beginn des Infoabends klar.

Diese Befürchtung war seit der letzten Gemeindeversammlung im Raum gestanden. Da hatte der Gemeinderat bekannt gegeben, dass die Schulkommission eine solche Schliessung auf Ende Schuljahr an der nächsten Sitzung in Betracht ziehen werde. Es kam sogar noch besser: «Die Schule schliesst auch nicht in drei oder vier Jahren», so Hodel.

Aber dann kam doch noch die Nachricht, die alle im Saal befürchtet hatten. «Langfristig wird der Schulstandort definitiv zugehen», sagte Hodel. Dieser Entscheid stehe fest und hänge auch nicht davon ab, ob die anstehende Schulraumplanung in zwei Jahren an der Urne gutgeheissen werde oder nicht. Die Schülerzahlen in Gysenstein rechtfertigen eine Weiterführung des Standorts auf die Dauer in jedem Fall nicht, so die Überzeugung des Gemeinderats.

Die frühe Klarstellung tat dem Diskussionsklima im Raum gut. Obwohl das Thema Schulschliessung mit vielen Emotionen ­verbunden ist, ergab sich keine hitzige Debatte, sondern vielmehr eine konstruktive Diskussion. Das will aber nicht heissen, dass die Standpunkte sich ­aufweichten.

Nach wie vor kämpfen viele Gysensteiner um den Erhalt ihrer Schule. Die Speerspitze dieser Bewegung ist die Interessen­gemeinschaft «Schule mitgestalten». Im Gang des Schulhauses stellte die Gruppe Tafeln auf, wo sie aufzeigte, wie der Standort auch nach 2020 erhalten werden könne. Dass Konolfingens Gemeinderat auf dieses Modell nicht eingehen will, sorgt bei ihr für Unmut. «Ich fühle mich unverstanden und habe das flaue Gefühl im Magen, dass der Standortentscheid längst gefallen ist», sagte ein Vertreter der IG.

Es war nicht nur aus den Voten der IG-Vertreter zu hören: Geht die Schule in Gysenstein zu, ist dies für viele Bewohner ein herber Verlust.

Je länger der Abend wurde, desto grundsätzlicher wurde die Diskussion. «Was soll aus diesem Dorf werden? Hat der Ge­meinderat irgendeine Vision?», fragte ein Votant. Die schlagende Antwort hatte niemand parat. So blieb nur ein kleines Trostpflaster: Der Singsaal werde den Dorfvereinen auch nach der Schliessung zur Verfügung stehen, so der Gemeinderat. ­Sofern es in zehn Jahren noch Vereine gibt.

Autor:in
Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 16.02.2017
Geändert: 16.02.2017
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