- Kultur
Oberdiessbach - Fredeli, Flipper und seine Freunde
Die Bühne des Seniorentheaters Silberdischtle verwandelt sich in der diesjährigen Inszenierung in ein Spitalzimmer. Gespielt wird die Klamotte «Filmriss» von Karl-Heinz Alfred Hahn in einer Mundartbearbeitung von Etienne Meuwly.
Von Rolle zu Rolle rollen
Warum er von Kopf bis Fuss denn so nass sei, rätselt Schwester Veronika, und Bettnachbar Felix erzählt von letzter Nacht, als sich der Durchgeknallte in Flipper verwandelte und er ihm die Badewanne füllte. Die wundersamen Verwandlungen von Fredeli gehen so manchen im Spital auf den Wecker. So kann es passieren, dass Felix auch mal zur Spuckschale greift, um ihm eins überzubraten, damit die Spinnerei aufhört.
«Was ist, wenn er als Jack the Ripper aufwacht?» Tatsächlich aber schlüpft der Handicapierte in weitaus ungefährlichere Rollen, und die Mitpatienten schliessen schon Wetten ab, als was Fredeli als Nächstes erwacht. Die Zeitsprünge, die er vollführt, können sich sehen lassen: Mal wähnt er sich im Dreissigjährigen Krieg und gibt den Wallenstein, mal nennt er die Schwestern Karbolmäuschen oder die Ärzte Schiffschaukelbremser im feinsten Hochdeutsch, und jeder erkennt Dieter Bohlen.
Schwester Veronika wünscht sich Rhett Butler (Clark Gable) aus dem Film «Vom Winde verweht», doch es katapultiert den Verwirrten ins Jahr 1954, als er aufgeregt schreit: «Aus! Aus! Aus! – Aus! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister!», jenen berühmten Ausruf des Radiomoderators Herbert Zimmermann beim «Wunder von Bern». Als Nebenhandlung jagt Kommissarin Abächerli (Annemarie Locher) einen Spitaldieb.
Dreimal Theaterspass
Das Stück «Filmriss» schrieb der Autor, der selbst als Laiendarsteller im Ruhrpott auf der Bühne steht, im Jahr 2008 unter dem Titel «Amnesie für Fortgeschrittene». Die Klamotte eignet sich vortrefflich für den deutschsprachigen Raum, denn die Figuren, in die Fredeli schlüpft, können regional angepasst werden.
Erstellt:
22.03.2017
Geändert: 22.03.2017
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