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Bibliothek: Bolligen irritiert Ittigen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Bolligen und Ittigen finanzieren verschiedene Angebote gemeinsam. Auch die Bibliothek Ittigen. Doch nun hat Bolligen den Beitrag an die Bibliothek unvermittelt gestrichen. Ist das Zusammenarbeitsmodell damit grundlegend in Gefahr?

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Die Bibliothek Ittigen: Rund 1300 Bolligerinnen und Bolliger gehen hier ein und aus. (Bild: Beat Mathys)

Eine eigene Bibliothek hat Bolligen nicht. Aber dafür ist jene im Talgutzentrum Ittigen nur wenige Hundert Meter entfernt. Rund 1300 Bolligerinnen und Bolliger benutzen sie – also jede und jeder Fünfte. Sie kommen in den Genuss von vergünstigten Tarifen, zahlen für ihr Jahresabo nur 50 statt 80 Franken.

Damit ist ab nächstem Jahr Schluss. Jedenfalls wenn es nach dem Bolliger Gemeinderat geht. Jährlich 27 000 Franken hat Bolligen bis anhin an die Kornhausbibliotheken bezahlt, die auch die Bibliothek Ittigen führen. Im Zuge der Budgetdiskussionen hat der Gemeinderat letzten Herbst entschieden, diesen Betrag zu streichen. «Wir müssen zu den Finanzen extrem Sorge tragen», sagt Kathrin Zuber (FDP), seit diesem Jahr Gemeindepräsidentin. Durch die Kulturverträge der Regionalkonferenz Bern-Mittelland ist Bolligen verpflichtet, weitere 10 000 Franken an die Kornhausbibliotheken beizusteuern. Im Prinzip zahle Bolligen also doppelt, folgerte der Gemeinderat. Und beschloss, künftig nur noch die obligatorischen 10 000 Franken zu bezahlen und auf die freiwilligen 27 000 Franken zu verzichten.

SP kündigt Initiative an

Von einer doppelten Zahlung könne keine Rede sein, sagt Christine Eggenberg, Direktorin der Kornhausbibliotheken. Sie erklärt: Die obligatorischen Kulturvertragbeiträge der Gemeinden kommen allen Schul- und Gemeindebibliotheken im Kreis Bern-Mittelland zugute, von Rüeggisberg bis Zäziwil. Mit dem freiwilligen Betrag dagegen unterstütze die Gemeinde Bolligen die Bibliothek Ittigen und sorge dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger in den Genuss des vergünstigten Tarifes kämen. «Es ist dies also ein wichtiger Beitrag an die Leseförderung», so Eggenberg. Wenn Bolligen diesen nun streichen und auf die günstigeren Tarife verzichten wolle, sei das «sehr schade».

Das findet auch Thomas Kiser, der Präsident der SP Bolligen. Die Streichung des freiwilligen Bibliotheksbetrages sei ein «Schnellschuss», sagt er. «Diese kleine Sparmassnahme trifft die Falschen.» Deshalb kündigt die SP jetzt an, sich gegen die Streichung zu wehren – notfalls mit einer Gemeindeinitiative.

«Es geht um die Solidarität»

Denn in den Augen von Thomas Kiser geht es nicht nur um die Bibliothek, sondern grundsätzlich um die Zusammenarbeit zwischen Bolligen und Ittigen. Seit Jahrzehnten betreiben die beiden Gemeinden gemeinsam das Hallenbad Bolligen, den Friedhof Bolligen oder die Musikschule unteres Worblental. «Diese gegenseitige Finanzierung ist nun in Gefahr», sagt Kiser.

Der Ittiger Gemeindepräsident Marco Rupp (BVI) sieht es nicht ganz so drastisch. «Ich denke, wir werden weiterhin gut zusammenarbeiten», sagt er. Aber es gehe bei der Bibliothek tatsächlich «ein Stück weit um die gegenseitige Solidarität». Ittigen zahle pro Jahr 230 000 Franken an die lokale Bibliothek. Wenn die Gemeinde Bolligen ihre 27 000 Franken nun streichen wolle, sei das ihr Entscheid. «Ittigen bedauert das natürlich.»

Nochmals über die Bücher

In Stein gemeisselt ist der Entscheid allerdings nicht. «Bolligen und Ittigen sind so nahe beisammen, dass eine Zusammenarbeit Sinn macht», findet die Bolliger Gemeindepräsidentin Kathrin Zuber. Den Bibliotheksbeitrag habe man vielleicht etwas vorschnell gekündigt: «Wir gingen zuerst davon aus, dass mit dem obligatorischen und dem freiwilligen Betrag das Gleiche finanziert wird.» Mittlerweile haben sich Zuber und Co. vom Gegenteil überzeugen lassen. Deshalb wird sich der Bolliger Gemeinderat in nächster Zeit höchstwahrscheinlich nochmals mit dem Bibliotheksbeitrag befassen. «Gut möglich, dass das Ergebnis dann anders ausfällt», sagt Kathrin Zuber.  


Autor:in
Markus Zahno, Berner Zeitung
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Erstellt: 24.03.2017
Geändert: 24.03.2017
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