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Münsingen - Die Falken vertrieben die Krähen aus dem Park, aber nur bis zum Gemeindepräsidenten

Quelle
Berner Zeitung BZ

Erfolg für die Münsinger Vergrämungsaktion: Die Krähen verschwanden wie beabsichtigt aus dem Schlosspark. Kleiner Makel: Nun nisten sie nahe der Aare – und im Garten der Gemeindeverwaltung.

Mit der Haube auf dem Kopf sahen sie ein bisschen ulkig aus. Aber mit den beiden Falken war nicht zu spassen. In den letzten Monaten waren im Münsinger Schlosspark regelmässig ein weiblicher Wanderfalke und ein junger Sakerfalke anzutreffen. Mal an einer Leine befestigt, mal auf der Faust von Falkner Ulrich Lüthi sitzend, stiessen sie ihre krächzenden, aber doch vollen Schreie durch den lauschigen Park. Lüthi und die beiden Vögel waren in höherem Auftrag unterwegs.

In den letzten Jahren hatten sich im Schlosspark jeweils so viele Rabenkrähen niedergelassen, dass sich Anwohner und Passanten gestört fühlten. Die Vögel machten Lärm und Dreck, weshalb der Gemeinderat nicht mehr länger zuschauen wollte. Hampel-Uhus und Silberstreifen wurden aufgehängt, Nester aus den Baumwipfeln entfernt. Und etwa zweimal pro Woche reiste Lüthi mit seinen Falken aus Kriechenwil an und spazierte durch den Schlosspark. Die Schreie der Vögel gingen durch Mark und Bein – und machten den Krähen den Garaus.

«Es hat funktioniert», berichtet Falkner Lüthi erfreut, «die Krähen sind weg.» Damit hatte er allerdings gerechnet. Die Anwesenheit der Greifvögel gefalle den Krähen gar nicht. Erstaunter reagiert ein Leser dieser Zeitung. «Wir konnten es kaum glauben: In den hohen Bäumen sah man keine Krähen mehr, auch keine Nester», berichtete der Münsinger kürzlich und atmete auf: «Welche Wohltat!»

Auch aus Sicht der Gemeinde ist die Aktion ein Erfolg. «Die Krähen nisten nicht mehr im Park», sagt Gemeinderätin Rosmarie Münger (SP). «Allerdings wussten wir auch, dass sie sich neue Orte suchen.» Und das haben die Vögel auch getan. Neuerdings habe es vis-à-vis vom Pfadiheim und von der Tennishalle am Schützenrütiweg viele Krähen, sagt Münger. Dort, nahe der Aare, befindet sich ein kleines Auenwäldchen. «Das ist sicher ein besserer Ort als der Schlosspark beim Bahnhof.» Er befindet sich am Siedlungsrand. Ein paar Vögel sind allerdings im Dorfzentrum geblieben – und haben sich die Blutbuche im Garten des Gemeindehauses als neuen Nistplatz ausgesucht.

Gemeindepräsident Beat Moser (Grüne) braucht von seinem Büro aus nur einen raschen Blick aus dem Fenster zu werfen, um den aktuellen Bestand durchzugeben: «Zwei Nester sind es.» Die Vögel verursachten zwar ein bisschen Dreck, aber das sei nicht schlimm, sagt Moser, der gerade für eine zweite Amtszeit bestätigt wurde. «Hier stören sie nicht. Und irgendwo müssen sie ja auch sein.»

 

Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 29.03.2017
Geändert: 29.03.2017
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