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Daniel Hodel: "In Konolfingen sollen 6000 Leute wohnen"
In Konolfingen wird rege gebaut. Gleich fünf Grossprojekte sind derzeit im Gang. Langfristig soll der Ort zehn Prozent mehr Einwohner haben.
Vor rund zwei Monaten startete der Umbau des Konolfinger Bahnhofs. Gleichzeitig entstehen im Konolfinger Siedlungsgebiet weitere grosse Überbauungen. Neben dem Bahnhof baut die Thuner Bauherrengemeinschaft IBP (Integrale Bauherren- und Projektbetreuung) ein Wohn- und Gewerbehaus mit 48 Wohnungen und am Südhang entstehen die Siedlungen Grünegg mit 78 und Sunnematteli mit 15 Wohnungen.
Im Westen der Ortschaft wird die Überbauung Tonispark realisiert, welche aus zwei Mehrfamilienhäusern mit je sechs Wohnungen, zwei freistehenden Einfamilienhäuser und vier Doppeleinfamilienhäusern besteht. Zudem plant die Migros einen Neubau direkt neben der bestehenden Filiale an der Thunstrasse.
Finanzielle Vorteile für die Gemeinde
„Ja, es macht Sinn, dass sich Konolfingen weiterentwickelt“, sagt Gemeindepräsident Daniel Hodel. Die Gemeinde habe Interesse an der Förderung ihres Standorts. „Konolfingen ist durch die guten Verkehrsanschlüsse prädestiniert für eine Standortentwicklung“, sagt Hodel.
Für die Gemeinde ergeben sich damit finanzielle Vorteile. „Je mehr Leute hier wohnen, desto mehr Steuererträge haben wir“, sagt Hodel, und die Gemeinde wolle eingezontes Land für Kapitalertrag nutzen.
Zehn Prozent Wachstum auf 6000 Einwohner
Zudem entspreche die Erhöhung der Einwohnerzahl der kantonalen Wachstumsstrategie, welche eine Zunahme der Bevölkerung von zehn Prozent wünscht. „Konolfingen bewegt sich genau im angestrebten Mass an Wachstum.“
Die Ortsplanung von 2008 sieht bis 2020 eine Bevölkerungszunahme auf 5300 Personen vor. „Dieses Ziel werden wir auf den Punkt erreichen“, sagt Hodel. „Ab da streben wir für die nächsten 15 bis 20 Jahre ein Wachstum auf 6000 Einwohner an.“
Schulraum- und Ortsplanung rechnen Zuwachs mit ein
Mehr Einwohner bedeutet aber auch mehr Belastung für die Infrastruktur. Die aktuelle Schulraumplanung rechne die Zunahme der Schülerzahlen bereits mit ein. Auch im Zuge der Ortsplanungsrevision werde die Lage betreffend des Verkehrsaufkommens laufend analysiert.
„Wir befragen dabei die Bevölkerung zu Problemstellen und versuchen stetig, Hotspots zu verbessern“, sagt Hodel. Dies könne von geringfügigen Änderungen wie der Anpassung von Markierungen bis hin zur Verbreiterung von Strassen gehen. Die zusätzlichen Kosten, welche durch mehr Einwohner verursacht würden, seine ebenfalls eingeplant.
Bereits eingezontes Land nutzen
Hodel spricht von einem „vernünftigen Wachstum“. „Wir müssen nicht neues Land einzonen, sondern können bei der letzten Ortsplanungsrevision eingezontes Land nutzen“, erklärt Hodel. Die Grundlagen für das geplante Wachstum seien also schon geschaffen.
In diesem Sinne unterstützt die Gemeinde auch den auf kantonaler und nationaler Ebene geäusserten Wunsch der inneren Verdichtung. „Das Potenzial dazu ist da“, meint Hodel. Konkret bedeutet dies, dass die Gemeinde leerstehende Parzellen nutzen und die baurechtlichen Grundlagen zum Beispiel für Aufzonungen, also Aufstockungen bestehender Gebäude schaffen will.
Herausforderung innere Verdichtung
Dass die innere Verdichtung ein Balanceakt ist, hat sich an einer Umfrage im Ort klar gezeigt. So gab die Mehrheit der Bevölkerung an, dass innere Verdichtung zwar gewünscht ist, aber nicht auf dem eigenen Grundstück. „Das Zusammenspiel der Eigentümer ist wichtig“, sagt Hodel. Die Gemeinde unterstütze diese aktiv bei der Lösungsfindung.
Doch wann stösst diese Baustrategie an ihre Grenzen? „Hier spielen zwei Aspekte eine Rolle: erstens die Vorstellungen des Kantons bezüglich gewünschtem Wachstum, zweitens unsere Landreserven“, sagt Hodel. Für ein weiteres Wachstum müsste neues Land eingezont werden. „Wir müssten neu beurteilen, ob dies Sinn macht.“
Hodel sieht den Bevölkerungszuwachs positiv. In den letzten 15 Jahren sei die Gemeinde in einem ähnlichen Mass wie geplant um rund 1000 Einwohner gewachsen, wodurch sich die Stimmung im Ort nicht verändert habe. „Wenn schon belebt ein Zuwachs den Ort. Durch die neuen Leute ergeben sich neue Möglichkeiten, was den Ort wiederum attraktiver macht“, meint Hodel.
Neubau Migros: Die Überbauungsordnung wird vom Kanton geprüft
Bei der öffentlichen Auflage der Überbauungsordnung zum Neubau der Migros an der Thunstrasse in Konolfingen seien keine Einsprachen eingegangen, schreibt Migros Aare-Mediensprecher Reto Wüthrich auf Anfrage. Die Überbauungsordnung sei momentan zur Prüfung beim Kanton, gleichzeitig arbeite die Migros das Baugesuch aus. "Die Eingabe ist auf Herbst 2017 geplant, der Baustart auf Frühling 2018", schreibt Wüthrich. Die Bauzeit werde rund zweieinhalb Jahre betragen.
Für das heutige Gebäude sei die Migros noch auf der Suche nach einer Nachfolgenutzung und sei an einer nachhaltigen Lösung interessiert. "Wir stehen diesbezüglich in engem Kontakt mit der Gemeinde Konolfingen", schreibt Wüthrich. Gemeindepräsident Daniel Hodel weiss zur Zeit allerdings nicht mehr, als dass die Migros eine Nachfolgelösung sucht. Laut Wüthrich haben sich bei der Migros bereits verschiedene Interessenten gemeldet. "Es ist aber noch nichts spruchreif."
[i] Siehe auch Newsberichte...
- "Grossprojekt Migros Konolfingen: Anwohner befürchten Mehrverkehr" vom 27.02.2016
- "Konolfingen - Mehr Platz für die Pendler" vom 08.03.2017
Erstellt:
29.04.2017
Geändert: 11.12.2017
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