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Konolfingen - Ein Koloss im Regen
Am Wochenende blieb der Bahnhof wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Gewitterfront von Freitagabend brachte die Verantwortlichen aber unter Druck. Es begann ein Wettlauf gegen die Zeit.
Als Guiomar Molina am Freitagnachmittag ins Bett geht, läuft alles nach Plan. Die Gleise sind abgebaut, die Kabel umgeleitet und die Baugrube ausgehoben. Das Team arbeitet fehlerfrei, kommt gut voran, der Koloss aus Stahl und Beton steht bereit.
Die Oberbauleiterin will sich noch ein paar Stunden Ruhe gönnen, bevor es auf der Grossbaustelle am Bahnhof Konolfingen ernst gilt. Bevor der Koloss in die Grube geschoben wird. Doch die 37-Jährige findet keinen Schlaf. Um halb 5 Uhr fallen die ersten Tropfen.
Ein Millionenprojekt
Der Koloss. Das ist die neue Personenunterführung, die an diesem Wochenende eingeschoben werden soll. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Sanierung des Bahnhofs Konolfingen, die im März begonnen hat und noch bis 2020 dauern soll. Insgesamt investieren die SBB 39 Millionen Franken in das Eisenbahndrehkreuz am Tor zum Emmental.
In hohe Perrons, die ein ebenerdiges Einsteigen erlauben, und in moderne Wartehallen sowie eben: in eine Unterführung, die breiter, höher und heller ist als die bisherige. Und die das Dorf näher zusammenbringen wird. Denn der neue Perronzugang wird auch gleich den Norden der Gemeinde mit dem Süden verbinden.
Am Wochenende nun stand eine von langer Hand geplante Intensivbauphase auf dem Programm. Der Koloss sollte an einem Stück in die Baugrube geschoben werden. Der Schienenverkehr blieb deshalb seit Donnerstagabend komplett gesperrt.
«Zu gefährlich»
Das Unwetter trifft Konolfingen am Freitag kurz und heftig – Gewitterstufe Rot. Hagelschauer gehen nieder. Der Regen flutet Keller, Senklöcher und Strassen binnen Minuten. Unweit der Baustelle wird eine Unterführung mit Wasser gefüllt. Ein Auto versinkt in braunen Fluten, nur das Dach ist noch zu sehen.
«Zu gefährlich», sagt Guiomar Molina, die mittlerweile zurück auf der Baustelle ist. Das Wasser weicht den Boden auf, im schlimmsten Fall unterspült es die Wände der Grube. Überall steht schweres Gerät, ein riesiger roter Bagger, der Betonkoloss. Molina: «Alles könnte rutschen.» Sie lässt die Arbeiten stoppen, bis der Sturm nachlässt.
Gleichzeitig staut sich in der Grube das Wasser. Die Folge: eine empfindliche Verzögerung im eh schon engen Zeitplan. Aus der Idee, die Unterführung ab Mitternacht Zentimeter für Zentimeter ins Loch zu schieben, wird nichts.
Als die Gewitterzelle weiterzieht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Pumpen röhren und saugen das Wasser ab. Die Arbeiter in ihren orangen Schutzkleidern bekommen die Grube nur langsam leer.
In Molinas Zeitplan sind Verzögerungen zwar berücksichtigt. Nur zu viele dürfen es nicht werden. Am Montag soll der Pendlerverkehr wieder rollen, nach Bern, Langnau oder Thun. «Jetzt darf nichts mehr passieren, wir dürfen uns keine Fehler erlauben», sagt die Spanierin, die noch immer nicht geschlafen hat.
Es ist Samstag, 3.15 Uhr. Scheinwerferlicht erhellt die Grube, das Wasser ist weg, zurück blieb der Schlamm. Unter diesen schwierigen Umständen arbeiten fünf Spezialisten unter Hochdruck am Fundament – noch immer.
Einer winkt dem Kranführer zu, rotiert mit dem Finger in der Luft. Langsam senkt sich das nächste Stück der Verschubbahn, auf der später die Unterführung in das klaffende Loch geschoben werden soll.
Der neue Zeitplan sieht vor, den Betonkoloss ab 7 Uhr in Bewegung zu bringen. Sie fühle sich nicht gestresst, sagt Molina und grüsst jeden mit einem «Salut» und einem Lächeln im Gesicht.
Die Ingenieurin ist sich die Arbeit auf Grossbaustellen gewohnt – und kennt deren Tücken. Neben der Baustelle in Konolfingen betreut sie weitere Projekte der SBB. In Bern-Weyermannshaus, Moosseedorf, Oensingen.
Rückstand aufgeholt
Samstag, 14.31 Uhr, es sieht gut aus. Guiomar Molina hat geschlafen, sogar ziemlich gut, wie sie sagt. In den Stunden nach dem Regen habe das Team von Bauleiter Claudio Gascard – Molina: «Der wichtigste Mann auf Platz.» – den Rückstand wettmachen können. Der Koloss kam doch noch in Bewegung und steht mittlerweile, wo er stehen soll: in der Grube.
Die Zeit tickt zwar noch immer. Die Unterführung muss zugedeckt werden, es gilt, Lücken abzudichten und die Gleise zu verlegen. Aber Molina ist zuversichtlich, dass all das bis Montagfrüh zu schaffen ist. «99 Prozent sicher» sei sie.
Sie sollte recht behalten. Der Bahnhof Konolfingen werde wie geplant ab Betriebsbeginn wieder offen sein, stellte eine SBB-Sprecherin gestern Abend in Aussicht.
Die Oberbauleiterin will sich noch ein paar Stunden Ruhe gönnen, bevor es auf der Grossbaustelle am Bahnhof Konolfingen ernst gilt. Bevor der Koloss in die Grube geschoben wird. Doch die 37-Jährige findet keinen Schlaf. Um halb 5 Uhr fallen die ersten Tropfen.
Ein Millionenprojekt
Der Koloss. Das ist die neue Personenunterführung, die an diesem Wochenende eingeschoben werden soll. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Sanierung des Bahnhofs Konolfingen, die im März begonnen hat und noch bis 2020 dauern soll. Insgesamt investieren die SBB 39 Millionen Franken in das Eisenbahndrehkreuz am Tor zum Emmental.
In hohe Perrons, die ein ebenerdiges Einsteigen erlauben, und in moderne Wartehallen sowie eben: in eine Unterführung, die breiter, höher und heller ist als die bisherige. Und die das Dorf näher zusammenbringen wird. Denn der neue Perronzugang wird auch gleich den Norden der Gemeinde mit dem Süden verbinden.
Am Wochenende nun stand eine von langer Hand geplante Intensivbauphase auf dem Programm. Der Koloss sollte an einem Stück in die Baugrube geschoben werden. Der Schienenverkehr blieb deshalb seit Donnerstagabend komplett gesperrt.
«Zu gefährlich»
Das Unwetter trifft Konolfingen am Freitag kurz und heftig – Gewitterstufe Rot. Hagelschauer gehen nieder. Der Regen flutet Keller, Senklöcher und Strassen binnen Minuten. Unweit der Baustelle wird eine Unterführung mit Wasser gefüllt. Ein Auto versinkt in braunen Fluten, nur das Dach ist noch zu sehen.
«Zu gefährlich», sagt Guiomar Molina, die mittlerweile zurück auf der Baustelle ist. Das Wasser weicht den Boden auf, im schlimmsten Fall unterspült es die Wände der Grube. Überall steht schweres Gerät, ein riesiger roter Bagger, der Betonkoloss. Molina: «Alles könnte rutschen.» Sie lässt die Arbeiten stoppen, bis der Sturm nachlässt.
Gleichzeitig staut sich in der Grube das Wasser. Die Folge: eine empfindliche Verzögerung im eh schon engen Zeitplan. Aus der Idee, die Unterführung ab Mitternacht Zentimeter für Zentimeter ins Loch zu schieben, wird nichts.
Als die Gewitterzelle weiterzieht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Pumpen röhren und saugen das Wasser ab. Die Arbeiter in ihren orangen Schutzkleidern bekommen die Grube nur langsam leer.
In Molinas Zeitplan sind Verzögerungen zwar berücksichtigt. Nur zu viele dürfen es nicht werden. Am Montag soll der Pendlerverkehr wieder rollen, nach Bern, Langnau oder Thun. «Jetzt darf nichts mehr passieren, wir dürfen uns keine Fehler erlauben», sagt die Spanierin, die noch immer nicht geschlafen hat.
Es ist Samstag, 3.15 Uhr. Scheinwerferlicht erhellt die Grube, das Wasser ist weg, zurück blieb der Schlamm. Unter diesen schwierigen Umständen arbeiten fünf Spezialisten unter Hochdruck am Fundament – noch immer.
Einer winkt dem Kranführer zu, rotiert mit dem Finger in der Luft. Langsam senkt sich das nächste Stück der Verschubbahn, auf der später die Unterführung in das klaffende Loch geschoben werden soll.
Der neue Zeitplan sieht vor, den Betonkoloss ab 7 Uhr in Bewegung zu bringen. Sie fühle sich nicht gestresst, sagt Molina und grüsst jeden mit einem «Salut» und einem Lächeln im Gesicht.
Die Ingenieurin ist sich die Arbeit auf Grossbaustellen gewohnt – und kennt deren Tücken. Neben der Baustelle in Konolfingen betreut sie weitere Projekte der SBB. In Bern-Weyermannshaus, Moosseedorf, Oensingen.
Rückstand aufgeholt
Samstag, 14.31 Uhr, es sieht gut aus. Guiomar Molina hat geschlafen, sogar ziemlich gut, wie sie sagt. In den Stunden nach dem Regen habe das Team von Bauleiter Claudio Gascard – Molina: «Der wichtigste Mann auf Platz.» – den Rückstand wettmachen können. Der Koloss kam doch noch in Bewegung und steht mittlerweile, wo er stehen soll: in der Grube.
Die Zeit tickt zwar noch immer. Die Unterführung muss zugedeckt werden, es gilt, Lücken abzudichten und die Gleise zu verlegen. Aber Molina ist zuversichtlich, dass all das bis Montagfrüh zu schaffen ist. «99 Prozent sicher» sei sie.
Sie sollte recht behalten. Der Bahnhof Konolfingen werde wie geplant ab Betriebsbeginn wieder offen sein, stellte eine SBB-Sprecherin gestern Abend in Aussicht.
Autor:in
Cedric Fröhlich, Berner Zeitung BZ
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Erstellt:
24.07.2017
Geändert: 24.07.2017
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