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Konolfingen - Wahlen in Konolfingen – oder: die «Reise nach Jerusalem»

Quelle
Berner Zeitung BZ

Sieben statt neun: Die Reduktion des Gemeinderates ist das Thema vor den Wahlen im Herbst. Mit der GLP tritt eine Akteurin auf den Plan, die den etablierten Parteien gefährlich werden kann.

Kennen Sie das Spiel «Reise nach Jerusalem»? Mehrere Menschen laufen im Kreis um freie Stühle, Musik spielt. Man beäugt sich, spekuliert – bis die Musik stoppt und alle losstürzen. Manche finden einen Sitz, andere nicht. Wer leer ausgeht, ist raus. Wahlen haben immer etwas von der «Reise nach Jerusalem». Auch die Gemeinderatswahlen am 24. September in Konolfingen.

Stühle hat es in Konolfingen künftig weniger. Die Bevölkerung stimmte im letzten Jahr einer neuen Gemeindeordnung zu. Teil dieser Reorganisation der politischen Behörden ist die Reduktion der Gemeinderatssitze von neun auf sieben.

Die Etablierten

Die Ausgangslage ist offen wie selten. Was nicht heisst, dass es keine klare Favoritin gäbe: Die SVP ist die traditionell stärkste politische Kraft im Ort, und als einzige Partei hat sie bereits einen Sitz auf sicher. Den des Gemeindepräsidenten Daniel Hodel, der bereits im März im Amt bestätigt wurde. Im September tritt die SVP mit einer vollen Liste an. Zuoberst: die Bisherigen Miriam Gurten und Bernhard Burren. Seinen Sessel räumen wird Hans Gerber, der altershalber nicht mehr antritt. SVP-Parteipräsident Marc-Theodor Habegger gibt sich zuversichtlich: «Wir gehen davon aus, zwei Sitze halten zu können.»

Zwei Sitze sind auch das erklärte Ziel der SP. Deren Gemeinderätinnen Ursula Steffen und Barbara Stucki beide zur Wiederwahl stehen. Zwei Sitze für zwei Bisherige – «Um das zu schaffen, müssen wir gegenüber den letzten Wahlen tendenziell zulegen», sagt Parteipräsident Bernhard Gerber. Zulegen müssen die Sozialdemokraten indes aus eigener Kraft – sie gingen als einzige der sechs antretenden Parteien keine Listenverbindung ein.

Die Allianz

Stichwort Listenverbindung: BDP, EVP und GLP machen im Herbst gemeinsame Sache. Und meinen es ernst. BDP-Präsidentin Sandra Pfyffer kündigt an: «Drei Sitze für die Mitteparteien sind das Ziel.» Das wäre einer mehr als bisher. Die BDP selbst steigt mit Spitzenkandidat Heinz Suter (bisher) ins Rennen. Pfyffer: «Wir wollen mindestens unseren Sitz verteidigen.»

Das gleiche Minimalziel gibt auch die EVP aus, die mit Hansjörg Kurt ebenfalls einen Bisherigen kolportiert. Heinz Zingg, Parteipräsident der EVP, begründet das Bündnis in der Mitte mit folgenden Worten: «Wir wollen verhindern, dass die Restmandate auf die grossen Parteien – namentlich die SVP und SP – entfallen.» Ein Plan, der mit der grossen Unbekannten dieser Wahlen steht und fällt: der GLP.

Die Unbekannte und die FDP

Die Grünliberalen treten erstmals zu den Kommunalwahlen an. An ihrer Spitze: der erst 21- jährige Simon Buri. Ursula Praz, die ebenfalls kandidiert, sagt: «Wir sind sehr gut vorbereitet – und wir wollen diesen Sitz.» Tatsächlich könnte die GLP allein durch ihre Präsenz den Wahlausgang entscheidend beeinflussen. Sei es als Steigbügelhalterin für die anderen Mitteparteien, als Wahlsiegerin oder zumindest als Spielverderberin für die Etablierten. SVP-Präsident Habegger dazu: «Grundsätzlich kann die GLP von allen aktuell im Gemeinderat vertretenen Parteien Stimmen abzweigen.»

Bleibt die FDP. Vor vier Jahren die grosse Verliererin, als sie aus dem Gemeinderat ausschied. «Wir wollen unseren Sitz zurückholen», sagt Parteipräsidentin und Spitzenkandidatin Christine Kohli. Dazu ist man mit der SVP eine Verbindung eingegangen. Kohli versteht die Partnerschaft auch als Kampfansage an die SP: «Die Verbindung erfolgt, um die bürgerliche Mehrheit in der Gemeinde zu sichern.»

Musik läuft. Sechs Stühle. Die Reise beginnt.

Kandidaten Gemeinderat

SVP: Miriam Gurtner, Bernhard Burren, Anton Kropf, Daniel Hutmacher, Daniel Kaltenrieder, Marc-Theodor Habegger

SP: Ursula Steffen, Barbara Stucki, Markus Walther, Tatjana Jost

EVP: Hansjörg Kurt, Therese Schürch, Cornelia Brunner, Daniel von Reitzenstein, Christian Ringli

BDP: Heinz Suter, Sandra Pfyffer Briker, Barbara Aeschlimann, Beat Schär, Bendicht Moser

FDP: Christine Kohli, Alioth Karin, Simon Böhlen, Nicolas Buntschu, Yves Müller

GLP: Simon Buri, Ursula Praz, Daniel Ammon, Sarina Schenk, Urban Seger-Sauli


Autor:in
Cedric Fröhloch, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 05.08.2017
Geändert: 05.08.2017
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