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„Konolfingen glaubt“: Verschiedene Religionen feierten gemeinsam

Das Projekt „Konolfingen glaubt“ lädt seit März zu einem Dialog zwischen verschiedenen Religionen. Demnächst gibt es ein Festwochenende mit einem Fest der Religionen. Pfarrer Samuel Burger zieht eine Zwischenbilanz und erzählt von der gemeinsamen Feier.

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Der schräge Tisch mit vollen Tassen: Während der Dauer des Projekts "Konolfingen glaubt" ziert er den Kreuzplatz. (Bild: zvg)

Das Projekt umfasst einerseits einen Weg der Feste. Auf einem Spaziergang durchs Dorf kann man Feste verschiedener Religionen kennenlernen. Andererseits gibt es ein Veranstaltungsprogramm mit Ausflügen, Filmen, Vorträgen und weiteren Anlässen rund ums Thema.

 

„Die Anlässe wurden relativ gut besucht“, sagt Pfarrer Samuel Burger. Es seien vor allem Interessierte mit einem offenen Ohr für das Thema gekommen. Zum Weg der Feste hat Burger immer wieder positive Rückmeldungen erhalten. „Der Weg wurde auch von ganzen Familien oder Gruppen besucht“, sagt er.

 

Zerrissene Plakate, abgebrochene Löffel

 

Gleich zu Beginn seien allerdings zwei Plakate zerrissen worden, die mit Muslimen zu tun haben. „Wir wissen nicht, wer es war und ob das ein Zufall war“, sagt Burger. Vereinzelt hätte es jedenfalls böse Reaktionen auf Muslime gegeben.

 

Das Projekt startete am 11. März mit der Einweihung einer Skulptur auf dem Kreuzplatz. Auf einem schräg gestellten Tisch stehen volle Tassen. Das Zusammenkommen an einem Tisch und sich austauschen soll damit symbolisiert werden. „Die Skulptur wurde sicher wahrgenommen und provoziert jedenfalls nicht negativ“, zieht Burger Bilanz zur Wirkung der Skulptur. Einige der Löffel seien allerdings abgebrochen worden.

 

Ein experimentelles Fest

 

Der Höhepunkt des Projekts bildete das Festwochenende vom 15. bis 17. September. Am Freitag gab es einen Filmabend, am Samstag ein Konzert des Chors der Nationen und am Sonntag ein Fest der Religionen.

 

„Es ist ein Experiment“, sagt Burger. Es sei nicht einfach gewesen Leute zu finden, die mitmachen wollten. Für die Muslime kam ein Imam aus Bern, ein christlicher Pastor war dabei und die Hindus, die Buddhisten und die Juden wurden durch Laien vertreten.

 

Wie feiern verschiedene Religionen gemeinsam?

 

„Die Frage ist: Was können wir miteinander feiern?“, sagt Burger. Es sei schnell klar gewesen, dass sie nicht gemeinsam beten könnten, da alle sehr unterschiedliche Formen von Gebet haben. Auch ein Ritual gemeinsam abzuhalten gehe nicht.

 

„Was wir gemeinsam haben, sind die heiligen Schriften mit ihren Weisheiten, heiligen Wahrheiten und Lebensregeln“, so Burger. Pro Religion wurde nun ein solcher Text vorgelesen. „Die Religionsvertreter äusserten sich danach zum Text im Hinblick auf die Frage: Was trägt meine Religion zum Frieden bei, wo ist dies gelungen, wo nicht?“, sagt Burger, der auf diesen Teil der Feier viele gute Echos bekam.

Von Klassik bis Hip Hop, von Zwetschgenkuchen bis Curry

 

Danach gab es einen Moment der Stille als Raum für Gebete und Segensworte aus allen Religionen. Der Anlass wurde zudem musikalisch begleitet. Der örtliche ökumenische Kirchenchor sang klassische Stücke, ein junger kurdische Musiker spielte ein traditionelles Stück auf einem Saiteninstrumen und sogar ein Hip Hopper trat auf.

Anschliessend klang der Anlass mit internationalem Essen von Zwetschgenkuchen über Curry bis zu Frühlingsrollen und einem Human Soccer – "Menschentischfussball" – aus.

Der Austausch kam nur einseitig zustande

"Die Stimmung war ganz gut, der einzige Wermutstropfen war für mich, dass vor allem die Christen kamen, also die Leute, die auch sonst den Gottesdienst besucht hätten", sagt Burger. Für Angehörige der anderen Religionen seien vielleicht die Hemmungen zu gross oder der Anlass zu klein gewesen, mutmasst Burger. "Der angestrebte Austausch kam leider nicht wirklich zustande", sagt er.

Dafür gibt es aber noch weiter Gelegenheit, vor allem an den kommenden Veranstaltungen von "Konolfingen glaubt". "Wir besuchen den buddhistischen Tempel im solothurnischen Gretzenbach", sagt Burger zum nächsten Programmpunkt.

Konfliktpotenzial Religion

Besonders am Herzen liegen im auch die beiden Anlässe zum Thema Religion und Gewalt. "Wir haben jetzt friedlich gemeinsam gefeiert, aber wir wollen uns auch die andere Seite anschauen, die das Aufeinandertreffen von verschiedenen Religionen haben kann", sagt Burger dazu.

[i] Zur Bildergalerie des Fests der Religionen

[i] Zum Veranstaltungseintrag des Tempelbesuchs auf BERN-OST

[i] Zum Programm auf der Webseiten von "Konolfingen glaubt"

[i] Siehe auch Newsbericht "'Konolfingen glaubt': Projekt will einen Dialog der Religionen auslösen", vom 26.02.2017




Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 20.09.2017
Geändert: 20.09.2017
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