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Wichtrach - Migros, Coop - wo bleibt ihr?

Quelle
Berner Zeitung BZ

Migros und Coop möchten gerne nach Wichtrach ziehen. Nur kommen die Bauvorhaben der Grossverteiler nicht so recht voran. Das Wettrennen ist ins Stocken geraten.

Migros und Coop haftet der Ruf an: Wo der eine baut, da baut der andere. Expandiert der eine, zieht der andere mit. Als gäbe es die Grossverteiler nur im Duopack, knallen die sich ihre Filialen vor die Nasen. Auch für Wichtrach haben Coop und Migros ähnlich lautende Pläne. Beide wollen einen Laden im 4000-Seelen-Dorf eröffnen, in Gehdistanz zueinander.

Die Pläne der Grossverteiler wurden 2015 publik. Damals lautete die Frage eigentlich nur noch: Wer ist schneller, wessen Schiebetüren öffnen sich zuerst? Viele rechneten mit einem Kopfan-Kopf-Rennen. Heute zeigt sich: Wirklich vorwärtsgekommen ist keiner der beiden.

Nehmen wir zuerst Coop. Das Unternehmen will auf das Areal des ehemaligen Pneuhauses Pag ziehen. Dort plant das Belper Architekturbüro GHZ unter anderem drei Mehrfamilienhäuser. In einem würde sich Coop einmieten. Ursprünglich war man zuversichtlich: Anfang 2017 öffne die Filiale ihre Türen, stellte der Detailhändler einst in Aussicht. Daraus wurde nichts.

Um das Projekt zu ermöglichen, musste die Gemeinde zunächst die planerischen Vorschriften anpassen. Dann intervenierte der Regierungsstatthalter und rügte das erste Baugesuch in mehreren Punkten. Also hiess es: überarbeiten, nochmals eingeben. Anfang 2017 kam und ging. Und heute?

Die Kommunikationsverantwortlichen von Coop äussern sich nicht zum Stand der Dinge, verweisen stattdessen auf die GHZ Architekten. Deren Geschäftsführer Stefan Gerber stellt in Aussicht: «Mitte September sollten wir den Entscheid erhalten.» Falls dieser positiv ausfalle, würden im Spätherbst die Bauarbeiten beginnen.

Gegen den Bau sind noch immer Einsprachen hängig.

Auch Migros glaubte einst, «zügig bauen zu können». 2016 kommunizierte der orange Riese, man wolle Mitte 2017 eröffnen. Mitte 2017 kam und ging. Und heute? Eigentlich ist alles so weit. Das Baugesuch ist durch, laut Gemeindepräsident Hansruedi Blatti (FDP) «seit Juni genehmigt». Trotzdem tut sich vor Ort nichts. Warum? Blatti: «Das entzieht sich unserer Kenntnis.» Migros-Sprecherin Andrea Bauer: «Wir planen.»

Migros plant auf dem Areal des ehemaligen Restaurants Linde. Einen Voi solls geben, also einen ihrer Ableger, der Bier und Zigaretten verkauft. Auch Migros wird als Mieterin nach Wichtrach ziehen. In einen Gebäudekomplex, den die Oekopol Immobilien AG bauen lässt.

Man würde gerne, sei parat, könne derzeit nicht mehr sagen, heisst es vonseiten der Migros. Sie verweist auf die Bauherrin. Eine entsprechende Anfrage an die Oekopol Immobilien AG blieb bis Freitagabend unbeantwortet.

Als die Vorhaben der Grossverteiler Anfang 2015 publik wurden, machten sich die einen Wichtracher Sorgen um die Kleinen. Um die Bäckereien, Metzgereien, Käsereien, überhaupt die Ladenvielfalt im Dorf. Die anderen, unter ihnen Gemeindepräsident Blatti, rechneten: Wenn Migros und Coop erst mal hier sind, bleiben die Leute im Dorf, andere kommen von ausserhalb. Mehr potenzielle Kunden für alle also – auch für die Kleinen.

Wer recht hat, zeigt sich, wenn sie irgendwann mal da sind: Migros und Coop. Prognosen zu Eröffnungsterminen wagen mittlerweile beide nicht mehr.

Autor:in
Cedric Fröhlich, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 11.09.2017
Geändert: 11.09.2017
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