• Region

Neuer Kindergarten in Rüfenacht: Hansjakobli und Babettli müssen Kritik einstecken

Im Gesamtleistungswettbewerb für den Neubau des Kindergartens hat sich die Gemeinde Worb für das Projekt "Dr Hansjakobli und ds Babettli" der Remund Holzbau AG Schwarzenburg mit Freiluft Architekten GmbH SIA und Feissli Gerber Liebendorfer Architekten AG Bern entschieden. Das Siegerprojekt überzeuge sowohl bezüglich der Qualitätskriterien als auch des Werkpreises.

05c39aa4f28e99d8bd5d86373c3718bb.jpg
05c39aa4f28e99d8bd5d86373c3718bb.jpg
Die Nordfassade des Siegerprojekts "Dr Hansjakobli und ds Babettli". (Bilder: zvg)
c8351a3570a2cd52e905639f8f26298e.jpg
Südfassade mit Treppe.
072267160016e3397abbd984991a5167.jpg
Hauptraum mit Galerie und grossem Südfenster.
22e2d4f6a796fb5540bf36bd02492625.jpg
Der Hauptraum bietet vielfältige Raumsituationen und Ausblicke.
05c39aa4f28e99d8bd5d86373c3718bb.jpg
c8351a3570a2cd52e905639f8f26298e.jpg
072267160016e3397abbd984991a5167.jpg
22e2d4f6a796fb5540bf36bd02492625.jpg
Der Kindergarten Hänsel und Gretel in Rüfenacht ist renovationsbedürftig. Da er auch ansonsten nicht mehr den Bedürfnissen eines modernen Kindergartens entspreche und da ein Neubau nur wenig teurer komme als eine umfassende Sanierung, beschloss der Gemeinderat auf Empfehlung von Schulleitung und Bauabteilung vor rund einem Jahr, den alten Kindergarten abzureissen und durch einen Neubau zu ersetzen.

Gemeinderat ist mit Verfahren zufrieden

Für die Realisierung des Ersatz-Neubaus hat die Einwohnergemeinde Worb deshalb einen Gesamtleistungswettbewerb durchgeführt. Insgesamt hatten 32 Anbieter eine Bewerbung eingereicht. Fünf davon hat ein vom Gemeinderat eingesetzte Preisgericht für die Teilnahme am Gesamtleistungswettbewerb selektioniert und schliesslich eines ausgewählt.

"Das Preisgericht und der Gemeinderat sind mit dem Ergebnis des Verfahrens sehr zufrieden", schreibt der Gemeinderat in einer Mitteilung. Die gesetzten Ziele seien erreicht worden und das Verfahren des Gesamtleistungswettbewerbs habe sich für die vorliegende Bauaufgabe bewährt

Kindgerecht und günstig

Die Verschiedenartigkeit der eingegangenen Vorschläge hätten es ermöglicht, die wesentlichen Fragen zu klären und eine eindeutige Empfehlung abzugeben. Auch würden die eingereichten Projekte eine Bearbeitungstiefe aufweisen, die eine rasche Weiterplanung und Realisierung des Bauvorhabens möglich mache.

Das Siegerprojekt war mit einem Werkpreis von 1'720'000 Millionen das günstigste. Das teuerste hätte 2'870'000 Franken gekostet. Das Projekt "Dr Hansjakobli und ds Babettli“ überzeuge aber auch mit Qualität, schreibt der Gemeinderat. Die "subtile und kindgerechte Gestaltung" der Räume sei gut gelungen, einzig hinsichtlich Grenzabstand und Ausgestaltung des Vordachs seien noch kleine Anpassungen erforderlich.

Bruno Wermuth, Gemeinderat mit dem Departement Bau unter sich, erklärt auf Nachfrage, während des Auswahlverfahrens seien die Preise noch verdeckt gewesen, trotzdem sei der Entscheid einstimmig gefallen. "Dass das Siegerprojekt Hansjakobli und Babettli gleichzeitig das günstigste ist, freut mich natürlich."

FDP und SVP kritisieren die Kosten

Nicht gleich reibungslos wird das Geschäft voraussichtlich im Grossen Gemeinderat (GGR) durchgehen. Zumindest die rechtsbürgerlichen Parteien im GGR, die FDP und die SVP, stehen dem Projekt sehr kritisch gegenüber.

FDP-Fraktionspräsident Erwin Kämpfer hat zwei Kritikpunkte: "An der letzten GGR-Sitzung haben wir den Finanzplan zurückgewiesen und gleichzeitig einen Vorstoss eingereicht, der die Verschuldung und die jährlichen Investitionen begrenzen will. Wir finden es falsch, jetzt über einen Kredit in dieser Höhe zu entscheiden, ohne dass die Information mitgeliefert wird, warum gerade diese Investition Priorität hat." Kritik habe die FDP aber auch am Projekt selber, konkret am Preis: "Wir fragen uns: Muss dieser Kindergarten in dieser Grössenordnung sein?"

Die Parole der FDP im GGR entscheide sich aber erst an der kommenden Fraktionssitzung, sagt Kämpfer.

Auch die SVP wird ihre offizielle Meinung erst an der Fraktionssitzung beschliessen, erklärt Martin Wälti, Präsident der örtlichen Parteisektion. "Wir müssen das Geschäft erst noch analysieren." Seiner persönlichen Meinung nach sei der Bau aber schlicht zu teuer für seinen Zweck. "Der Preis müsste etwa um eine halbe Million runter."

"Es ist ein rechter Preis", räumt Bruno Wermuth ein. "Bauen ist generell nicht mehr günstig." Wenn man aber mit anderen Bauprojekten vergleiche, sei es nicht so viel. "Der Preis pro Quadratmeter beträgt 3090 Franken, ähnliche Kindergärten in der Region kosteten 3487 oder, im Fall von Köniz, gar 3820 Franken pro Quadratmeter."

Container oder Integration in die Schule als Alternativen

Man habe auch Alternativen in Betracht gezogen, etwa einen Containerbau oder die Integration ins Primarschulhaus. Ersteres sei im abschüssigen Gelände, wo der jetzige Kindergarten steht, nicht möglich, im zweiten Fall würde ein Fahrdienst nötig, weil der Schulweg sonst für Kindergärtler nicht mehr zumutbar wäre.

Die Kritik der FDP bezüglich Vorgehen kann er teilweise nachvollziehen, unterstreicht aber, dass zumindest ein Teil der Kosten, 300'000 Franken, mit dem Budget 2018 abgesegnet worden sei. Grundsätzlich hält er fest: "Der Finanzplan wurde wegen des Gesamtvolumens abgelehnt. Wir können jetzt nicht während einem Jahr alle Investitionen stoppen, bis die neue Planung steht." Beim Kindergartenbau handle es sich zudem um eine werterhaltende und dringend nötige Massnahme.

Einen kleinen Punch in Richtung FDP, kann sich Wermuth nicht verkneifen, wenn auch mit einem Schmunzeln: "Es ist interessant, dass in einem Bewilligungsverfahren die Baukosten oft von Architekten kritisiert werden, wo ja die Kosten meist auch von Architekten errechnet wurden."

Die fünf Wettbewerbsprojekte werden vom 30. Oktober bis am 14. November in der Gemeindeverwaltung öffentlich ausgestellt. Das Geschäft wird am 13. November vom Grossen Gemeinderat Worb behandelt. Die Realisierung ist für 2019 vorgesehen.

Ebenfalls am 13. November wird über einen Kredit für die Sanierung der Aula und des Foyers der Schulanlage Wyden verhandelt. Die Sanierung des über 50-jährigen Räume wurde 2009 in die Finanzplanungsperiode 2015 bis 2017 verschoben und würde 480'000 Franken kosten.

[i] Die fünf Wettbewerbsprojekte werden noch bis am 14. November in der Gemeindeverwaltung öffentlich ausgestellt. Öffnungszeiten: Mo bis Fr 08.30-11.30 Uhr und 14.00-17.00 Uhr (Mi bis 18.00 Uhr)

[i] Siehe auch News-Artikel "Rüfenacht - Hänsel und Gretel geht es an den Kragen" vom 31.10.2016...

Autor:in
pd/abu, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 02.11.2017
Geändert: 02.11.2017
Klicks heute:
Klicks total: