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Samir Ben aus Worb: "Ich will Rennfahrer werden"

Vom Rennsport leben zu können, ist der grosse Traum des 14-jährigen Worbers. Um diesem Ziel ein Stück näher zu kommen, hat der "Rookie of the year" auf der Plattform "I believe in you" in Crowdfunding lanciert.

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"Ich mochte von klein auf alles, was Räder hat": Im Alter von 7 Jahren begann der heute 14-jährige Samir Ben mit dem Kartfahren. (Bilder: zvg)
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Volle Konzentration: Samir Ben diesen September kurz vor dem Start des Finallaufs in Ligniers.
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"Rookie of the year": Anfang November wurde Samir Ben von Auto Sport Schweiz als bester Nachwuchsfahrer in der Kategorie X30 Junior ausgezeichnet.
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Von seinem Renngötti Ronny Jost, TCR Germany Fahrer des Teams Topcar, erhält Samir wertvolle Tipps - so etwa zur Linienwahl oder zu Einstellungen am Kart.
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„In der letzten Kurve habe ich reingestellt, meinen Teamkollegen überholt und damit das Rennen gewonnen“, erinnert sich Samir Ben an seinen ersten grossen Erfolg, seinen ersten Rennsieg in der Kategorie Super Mini. Und erklärt sogleich auch für Laien verständlich, was es mit diesem Reinstellen auf sich hat: Den Moment abwarten, in dem der Konkurrent in der Kurve mit dem Kart ausholt, auf direktem Weg in die Kurve stechen und anschliessend abbremsen.

«Ich mag es, wenn ich sehe, was ich erreicht habe», ergänzt Ben. Erreicht hat er im Alter von 14 Jahren bereits so einiges. Zahlreiche Pokale schmücken zu Hause in Worb eine Vitrine und auch der Wechsel in die Kategorie «X30 Junior», den er diese Saison vollzogen hat, ist ihm gelungen. Der 7.-Klässler fuhr im Gesamtklassement der Schweizermeisterschaften auf den 5. Rang und sicherte sich damit den Titel des «Rookie of the year».

Schwerere Karts, höhere Geschwindigkeiten

Damit gilt er als bester Schweizer Nachwuchsfahrer des Jahres. «Dies bedeutet mir sehr viel. Der Kategorienwechsel war ein grosser Sprung. Ich musste mich umgewöhnen. Die Karts sind schwerer und es geht alles viel schneller», ordnet der Worber das Erreichte ein. Um den höheren Anforderungen standzuhalten setzt er auf ein polysportives Training. Drei bis vier Mal pro Woche steht er mit den Junioren des EHC Wisle auf dem Eis. Zudem trainiert er mit Hanteln, um Kraft aufzubauen und macht spezifische Übungen für die Nackenmuskulatur. Diese sind Anbetracht der hohen Fliehkräfte, die auf den Fahrer einwirken, besonders wichtig.

Waren es in den unteren Kategorien noch um die 80 km/h, fährt Samir mit seinem Kart aktuell Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h. «Die Geschwindigkeit und die Tatsache, dass man schnell reagieren muss, faszinieren mich besonders.» Seinen Wunsch, Rennfahrer zu werden, habe er denn schon ziemlich früh gehabt.  «Ich mochte von klein auf alles, was Räder hat.»

Vom Bauernhof auf die Kartbahn

Als er sieben Jahre alt war, habe sein Vater schliesslich im Internet einen Occasions-Kart entdeckt und diesen gekauft. Der Startschuss für Samirs Karriere, dessen Bruder Nadim im Nachwuchs des FC Thun spielt und dessen jüngere Schwester Anissa aktive Geräteturnerin und Schwimmerin ist, war gelegt. «Mit diesem Kart durften wir nicht auf die Bahn. Deshalb fuhren wir zu Beginn nur auf Privatgelände, beispielsweise auf einem Bauernhof», ergänzt er mit einem Lachen. Schon bald folgte jedoch der Wechsel auf die Bahn und der Worber durchlief die verschiedenen Kategorien.

Als 7. Klässler steht er nun kurz vor der Berufswahl. Der Berufswunsch hat sich jedoch seit seiner Kindheit nicht geändert. «Mein Ziel ist es, vom Rennsport leben zu können.» Zwar gibt es einen Plan B, sollte dies nicht klappen. Um seinem Traum näher zu kommen, möchte Samir jedoch möglichst rasch vom Kart aufs Auto umsteigen und bis dahin möglichst viele Rennen bestreiten. Im kostspieligen Rennsport nicht ganz so einfach.

Mehr Budget, mehr Rennen

Samirs Vater Ibrahim Ben, der gemeinsam mit seiner Ehefrau die Lebensmittelfirma «Bensan Gourmet» führt und Samir als Mechaniker unterstützt, rechnet mit jährlichen Kosten von rund 70'000 Franken. Diese sind abhängig davon, an wie vielen internationalen Rennen Samir neben denjenigen im Rahmen der Schweizermeisterschaft antritt. Gedeckt werden die Ausgaben durch die Eltern, weitere private Sponsoren und - so hofft es Samir – durch das soeben lancierte Crowdfunding auf der Plattform «I believe in you.»

Rund 9'000 Franken sollen so zusammenkommen und dem Nachwuchsfahrer den Weg ebnen, künftig so gut zu fahren wie seine grossen Vorbilder Sebastian Vettel und Neel Jani. «Dafür braucht es aber ganz viel Talent und ganz viel Budget», fügt er mit einem bescheidenen Schmunzeln an.  


[i] Zum Crowdfunding auf „I believe in you“…

[i] Vergangenen Freitag kam es auf der Indoor-Kartbahn in Roggwil zu einem tödlichen Unfall. Gemäss Mitteilung der Kantonspolizei Bern und der Regionalen Staatsanwaltschaft Emmental-Oberaargau kollidierte ein 31-jähriger Mann in einer Linkskurve mit einer Bande. Beim Aufprall zog sich der Kart-Lenker schwere Verletzungen zu und verstarb kurze Zeit später im Spital. „Ich bin sehr erschrocken, als ich dies gehört habe und es tut mir sehr leid für die Betroffenen“, kommentiert Samir Ben auf Anfrage den tragischen Vorfall. Einen Unfall könne man nie ganz ausschliessen, bezüglich Vorbereitung und Schutzausrüstung bestünden jedoch Unterschiede zwischen Renn- und Amateursport. Insbesondere bei Plauschrennen bestehe zudem die Gefahr, dass die Risiken unterschätzt würden. „Man sollte immer Respekt haben und die Gefahr nicht unterschätzen“, rät der Nachwuchssportler.


Autor:in
Eva Tschannen, eva.tschannen@bern-ost.ch
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Erstellt: 20.11.2017
Geändert: 20.11.2017
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