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"Me ghört echli derzue": Der Oberdiessbacher Gemeindepräsident Vogt blickt zurück

Sechzehn Jahre war er im Amt, 358 Gemeinderatssitzungen hat er geleitet: Oberdiessbachs Gemeindepräsident Hans Rudolf Vogt tritt per Ende Jahr zurück. Ein Rück- und Ausblick.

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Oberdiessbach ist sogar sein Heimatort: Hans Rudolf Vogt will sich auch nach seinem Rücktritt weiterhin für seine Gemeinde einsetzen. (Bild: zvg)

„Sechzehn Jahre sind lang, aber ich habe keine Problem das Amt nun abzugeben“, sagt Vogt. In Oberdiessbach gibt es eigentlich eine Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren. Wegen der Fusion mit Aeschlen begann die Zählung aber bei Null – und Vogt blieb noch etwas länger.

 

„Damals standen wir bereits in den Fusionsverhandlungen mit Bleiken. Da kann ein Gemeindepräsident nicht abtreten, sondern muss diese durchbringen“, sagt Vogt. Aber jetzt sei der Zeitpunkt gut, es laufe gut in der Gemeinde. Und: „Ich habe viel gemacht für die Gemeinde. Jetzt sollen Jüngere das Ruder übernehmen.“

 

Die Fusionen mit Aeschlen 2010 und Bleiken 2014 sind das, was Vogts Amtszeit neben der langen Dauer so besonders macht: „Es gibt wohl sehr wenige Gemeindepräsidenten, die gleich zwei Fusionen miterlebten,“ mutmasst er.

 

Erfolge in verschiedenen Bereichen

 

In den sechzehn Jahren gab es aber noch andere Highlights. Zum Beispiel die Sanierung des Buumehus’ im Zentrum von Oberdiessbach, welches die Gemeinde aus einem Erbe übernehmen konnte. Seit 2005 wird es nun als Museum und als Ort für kulturelle Anlässe genutzt. „Heute ist das Buumehus ein Schmuckstück im Dorf“, sagt Vogt. Das viele Geld, das die Gemeinde in das Haus gesteckt habe, sei es wert gewesen.

 

Vogt wurde in seiner Amtszeit auch Mitglied der Geschäftsleitung der Regionalkonferenz Bern-Mittelland. „So konnte ich die Anliegen der ländlichen Gebiete einbringen und veranlassen, dass Oberdiessbach zu einem Zentrum vierter Stufe aufstieg“, erzählt Vogt. Das bedeute, dass es weniger Hindernisse bei der Gemeindeentwicklung gebe, zum Beispiel bei der Einzonung von Land oder bei Bewilligungen.

 

Ein anderes erfolgreiches Projekt war die Vermarktung der Gemeinde: „Zusammen mit einem externen Berater aus Österreich haben wir dafür Szenarien erarbeitet und darauf wurde 2009 zum Zweck des Ortsmarketings der Verein `Zäme für Oberdiessbach` gegründet“, so Vogt. Nächstes Jahr feiert Oberdiessbach sein 800-Jahr-Jubiläum und da trage der Verein massgelblich zu den rund sechzig Aktivitäten bei.

 

Ein Erfolg sei auch der Neubau des Sportplatzes Leimen für den FC Oberdiessbach gewesen, der 2013 eröffnet wurde. „Wir haben nun an einem guten Standort eine der schönsten Anlagen im Kanton Bern“, freut sich Vogt. Auch von den umliegenden Gemeinden werde der Platz rege genutzt.

 

Ortsplanung ging auf

 

Ein Teil des ursprünglichen Geländes wurde umgezont und ist mittlerweile überbaut. Im Zuge der Ortsplanungsrevision von 2005 wurden weitere Einzonungen gemacht, welche heute bis auf ein Gebiet überbaut sind. Ein Erfolg für Vogt: „Die Ortsplanungsrevision haben wir gut gemacht. Sie ist breit auf die Bevölkerung abgestützt und heute noch aktuell.”

 

In Planung ist momentan die Überbauung des Vogt-Areals mit mehrheitlich Wohnbauten. „Das Gebiet muss noch umgezont werden“, sagt Vogt zum Stand der Dinge.

 

Es gab auch Niederlagen

 

Es gab aber auch die eine oder andere Bruchlandung. Beispielsweise die neue Mehrzweckhalle, die den Wünschen der Bevölkerung nicht gerecht wurde. Das Projekt wurde 2016 sistiert. „Das Projekt müsste nun von den Gegnern wieder aufgenommen werden. Sonst ist die Chance, dass es definitiv scheitert, relativ hoch“, sagt Vogt dazu.

 

Gefloppt ist auch das Tempo 30 auf dem gesamten Gemeindegebiet. Vogt bedauert, dass es wuchtig abgelehnt wurde und wohl auch nicht wieder aufgenommen werden wird.

 

Mehr Zeit für den Grossrat, ...

 

Vogt will nach seiner Zeit als Gemeindepräsident politisch aktiv bleiben. „Bis im Juni 2018 bin ich sicher noch im Grossrat und will im März nochmals dafür kandidieren“, sagt er zu seinen Zukunftsplänen. Er würde gerne in der kantonalen Politik weitermachen und dort die Region Oberdiessbach vertreten. Die Zeit für den Grossrat habe ihm manchmal gefehlt, was sich jetzt aber ändern werde.

 

Oberdiessbach liegt ihm also weiterhin sehr am Herzen, und das kommt nicht von ungefähr: „Abgesehen von zwei, drei Jahren Ausbildung war ich immer in Oberdiessbach. Ich bin da geboren und aufgewachsen, war aktiv in Vereinen und auch mein Heimatort ist Oberdiessbach“, sagt er. „Me ghört echli derzue“, meint er bescheiden.

 

...für die Familie und das Geschäft

 

Mehr Zeit wird ihm auch bleiben für die Familie: Vogt ist Grossvater von zweijährigen Zwillingsbuben. Auch im Garten könnte er mehr Zeit investieren, meint er. Oder zum Spazieren und in die Berge gehen.

 

Zudem ist er immer noch mit Herzblut Optiker und Uhrmacher. Das Geschäft an der Kirchstrasse 6 führt er zusammen mit seiner Frau weiterhin. „Vom Alter her könnte ich aufhören, aber meine Frau ist noch etwas jünger“, sagt der 67-Jährige. Sie seien dabei, eine Lösung für die Zukunft des Geschäfts zu suchen. Noch zwei bis drei Jahre will er weitermachen. Dass er nun etwas mehr Luft für Termine haben werde, sei gut für die Kunden.

 

Vogt: “Oberdiessbach soll lebendig bleiben”

 

Für Oberdiessbach wünscht sich Vogt, dass es ein lebendiges Dorf ist und bleibt. „Mit den Einzonungen für Gewerbe und Industrie im Zuge der Ortsplanungsrevision haben wir dies realisiert“, sagt er. Wenn es in Oberdiessbach Arbeitsplätze gebe, werde es nicht zum Schlafdorf. „Heute pendeln soviele Leute vom Ort weg wie Leute hinpendeln. Das Dorf ist also attraktiv.“


Autor:in
Isabelle Berger, info@bern-ost.ch
Nachricht an die Redaktion
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Erstellt: 08.12.2017
Geändert: 08.12.2017
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