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Grosshöchstetten - Wenn der Präsident von einer Bombe spricht

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Höchstetter Stimmberechtigten haben die Schulraumplanung fürs Erste vertagt. Auch weil man erst die Fusion mit Schlosswil abwarten will.

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Hanspeter Heierli. (Bild: Manuel Zingg)

«Traktandum vier wird eine Bombe.» Hanspeter Heierli hatte schon vor seiner letzten Gemeindeversammlung als Dorfpräsident so eine Vorahnung. Und er sollte damit recht behalten. Geschlagene zwei Stunden diskutierte Grosshöchstetten über besagtes Traktandum, einen Verpflichtungskredit über 190 000 Franken und das damit zusammenhängende Generationenprojekt: die komplette Neuausrichtung des Höchstetter Schulraums. Intensive Debatten, Anträge und Gegenanträge, emotionale Voten: Eine in mehrfacher Hinsicht historische Versammlung nahm ihren Lauf.

An deren Ende sprach sich eine solide Mehrheit der 165 Stimmberechtigten dafür aus, die Vorlage zurückzustellen. Heisst: vorderhand kein Geld für die Planung einer neuen Dreifachturnhalle, neuer Klassenzimmer und die Sanierung der Sekundarschule. Der Gemeinderat hätte dafür gerne eine Studie in Auftrag gegeben. Kostenpunkt: die 190 000 Franken. Stattdessen flog ihm Traktandum vier um die Ohren. Hanspeter Heierli trugs mit Fassung: «So ist Demokratie», sagte er, nachdem das Resultat feststand – und lächelte.

Nicht ohne Schlosswil

Historisch war die Veranstaltung nicht nur, weil Heierli zum letzten Mal durch den Abend führte. Oder weil der Gemeinderat auch mit einem zweiten Kreditantrag scheiterte (siehe Kasten). Es war das letzte Mal überhaupt, dass Grosshöchstetten in dieser Form tagte. Auf das kommende Jahr hin fusioniert das Dorf mit dem benachbarten Schlosswil. Mit ein Grund, wieso der Schulraumkredit letztlich nicht gesprochen wurde. Viele der Anwesenden sprachen den anstehenden Zuwachs an: «In dreieinhalb Wochen sind wir eine neue Gemeinde», gab einer zu bedenken. Ein anderer: «Ich finde es nicht richtig, ohne Schlosswil abzustimmen.» Der Tenor ganz generell: Einen Entscheid von solcher Tragweite müsse man gemeinsam fällen; schliesslich sei die Planung nur der Startschuss. Tatsächlich dürfte eine Umsetzung der Schulraumplanung das vergrösserte Grosshöchstetten einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Geld, das derzeit nicht vorhanden ist. Steuererhöhungen wären unausweichlich, daraus machte der Gemeinderat nie einen Hehl.

Der muss nun nochmals über die Bücher. Und Schlosswil wird mitreden, wenns wieder um neue Hallen und Schulzimmer geht. Weil Traktandum Nummer vier detoniert ist. 


LÖSCHWASSERLEITUNG

Die Höchstetter Gemeindeversammlung vertagte auch einen zweiten Kreditentscheid. Der Gemeinderat wollte 450 000 Franken in eine Löschwasserleitung am Möschbergweg investieren. Der Löschschutz im Perimeter sei «nicht optimal». Teile dieser Leitung wären auch durch die Nachbargemeinde Oberthal verlaufen – und von Oberthal mitbenutzt und -finanziert worden. Dies, um das seit Jahren geplante Quartier Möschberg-West zu erschliessen. Die Gemeinden hatten sich vertraglich auf einen Kostenteiler geeinigt (wir berichteten). Ob MöschbergWest trotzdem gebaut werden kann? Das ist offen. Bislang fehlte Oberthal die Zustimmung des Kantons. Auch, weil die Erschliessung nicht geregelt ist. 


Autor:in
Cedric Fröhlich, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 09.12.2017
Geändert: 09.12.2017
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