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Münsingen - Frauenpower in Münsingen

Quelle
Der Bund

Vor zwei Wochen ist in Münsingen gewählt worden. Eine Analyse des «Bund» zeigt: Sowohl im Gemeinderat als auch im Parlament wird die Popularitätsrangliste von grünen Frauen angeführt.

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Die Grüne Vera Wenger (links) liegt an der Spitze der Gemeinderäte. Die Grüne Daniela Fankhauser (rechts) ist die Populärste im Parlament. (Bild: Der Bund)
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(Bund Grafik: apa/Quelle Gemeindeverwaltung Münsingen)
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Wenn nach den populärsten Kandidaten der Münsinger Wahlen gefragt wird, hat ein Prominenter den Status «ausser Konkurrenz»: Beat Moser, Münsinger Gemeindepräsident, blieb ohne Gegenkandidat und wurde in stiller Wahl bestätigt. Was ihn betrifft, kann man höchstens vermuten, dass er sich ganz vorne platziert hätte. Für die insgesamt 124 Personen, die sich um eines der übrigen sechs Mandate im Gemeinderat und/oder um einen der 30 Plätze im Parlament bewarben, kann die Popularitätsfrage aber beantwortet werden. Massgebend ist dabei nicht etwa das Stimmentotal, sondern die Zahl der Panaschierstimmen (siehe Spalte rechts).

Gemeinderat: Wenger vor Kägi

An der Spitze der Gemeinderäte liegt mit 185 Panaschierstimmen auf 1000 Listen die bisherige grüne Gemeinderätin Vera Wenger. Auf Platz 2 kam der zweite Bisherige, Andreas Kägi (FDP) mit 148 Stimmen, auf Platz 3 der erste Neugewählte, Urs Baumann (SVP, 129 Stimmen). Baumanns Resultat ist insofern bemerkenswert, als er auch den bisherigen SVP-Gemeinderat Reto Gertsch (Rang 6, 103 Stimmen) hinter sich liess. Gertsch weist zwar das höhere Stimmentotal auf (1601 gegenüber 1591 Stimmen), aber Baumann liegt punkto Panaschierstimmen klar vorne.

Wie die Tabelle zeigt, haben es alle gewählten Gemeinderäte unter die besten 10 geschafft. Werner Fuchser (EVP), der zweite Neue, kam mit 85 Stimmen auf Rang 7. Etwas besser abgeschnitten (Rang 5, 110 Stimmen) hat Cornelia Tschanz, die jedoch die Wiederwahl verpasste, weil die FDP, für die sie als ehemalige parteilose Gemeindepräsidentin von Tägertschi angetreten war, keinen zweiten Sitz erobern konnte. Unter den ersten 10 der insgesamt 25 Gemeinderatskandidaten finden sich weiter auch die Sozialdemokraten Thekla Huber und Martin Schütz sowie der Grünliberale Andreas Oestreicher.

Parlament: Drei Frauen vorne

Bei der Popularitätsliste beim Parlament hat sich ein Frauentrio an die Spitze gesetzt, und ganz vorne liegt wie auch im Gemeinderat eine Vertreterin der Grünen: Daniela Fankhauser führt die Tabelle mit 187 Panaschierstimmen auf 1000 Listen an, gefolgt von den beiden Sozialdemokratinnen Elisabeth Striffeler (180 Stimmen) und Gabriela Krebs (177). Neben Gabriela Krebs, die in den Gemeinderat gewählt wurde, sind unter den besten 20 weitere 8 Kandidierende zu finden, die sich auch um ein Amt in den Gemeinderat beworben haben, so zum Beispiel auf Rang 4 der ebenfalls neu gewählte Gemeinderat Urs Baumann (SVP, 167 Stimmen) und auf den Rängen 5 und 6 die beiden Grünen Annj Harder (154) und Urs Siegenthaler (149). Wer für beide Gremien kandidierte, hat also zweifellos von erhöhter Aufmerksamkeit profitiert.

13 der in der Tabelle aufgeführten 20 Spitzenkandidaten waren schon bisher im Parlament vertreten. Der beste Neugewählte ist der Sozialdemokrat Mandi Lutumba auf Rang 10 (116 Stimmen). Die Bilanz der Frauen ist nicht nur in Bezug auf die ersten Ränge gut, sie belegen 8 der 20 Spitzenplätze. Allerdings hat eine der 8, die Grüne Franziska Zimmermann, als Einzige unter den 20 die Wahl ins Parlament verpasst. Die Tabelle zeigt auch, dass unter den 20 besten der 119 Münsinger Parlamentskandidaten mit Ausnahme der EDU alle Parteien vertreten sind: Die Grünen 7-mal, die SP 5-mal, die FDP 3-mal, SVP und EVP je 2-mal und die GLP einmal. Die bestplatzierte Kandidatin der EDU, die Grossrätin und nun auch neue Gemeindeparlamentarierin Katharina Baumann, belegt mit 67 Stimmen Rang 29. Sie ist die Ehefrau des neu gewählten SVP-Gemeinderats Urs Baumann. Getrennt antreten, vereint gewinnen, scheint die Devise in diesem Haushalt zu sein.

Parteidisziplin: EVP top, GLP flop

Alle Parteien sehen es gerne, wenn ihre Kandidaten panaschiert werden. Sie versuchen aber immer wieder, zum Beispiel mit Texten in ihren Wahlprospekten, ihre eigenen Panaschierverluste zu minimieren, weil ihnen die abgegebenen Panaschierstimmen in der Endabrechnung fehlen. Welchen Parteien gelang es in Münsingen am besten, ihre Anhänger vom Panaschieren abzuhalten? Am diszipliniertesten wurde bei der EVP gewählt. Ihre Anhänger haben bei den Parlamentswahlen je Liste nur 2,0 Panaschierstimmen abgegeben. Es folgen SVP 2,5, EDU 2,7, Grüne 3,2, SP 3,5, FDP 3,9 und GLP 6,1. Insbesondere grünliberale Wähler gehen also besonders gerne fremd.

Die vollständigen Ranglisten aller Münsinger Gemeinderats- und Parlamentskandidaten auf www.muensingen.derbund.ch

Panaschierstimmen

Gradmesser für Popularität

Das Stimmentotal ist bei Proporzwahlen als Popularitätsmesser ungeeignet, weil es in erster Linie die Stärke einer Partei und die Listengestaltung widerspiegelt. Im Fall Münsingen hätten Kandidaten der kleineren Parteien GLP oder EVP nach dem Total ihrer Stimmen keine Chance, auf einen Rang unter den besten 20 zu kommen. Bei den Panaschierstimmen ist allerdings zu berücksichtigen, dass den Kandidaten grosser Parteien ein kleineres Potenzial an Panaschierstimmenlieferanten gegenübersteht als kleinen Parteien (und umgekehrt). Massstab für entsprechende Ranglisten ist deshalb die Zahl der Panaschierstimmen auf 1000 (parteifremden) Listen. (bur)


Autor:in
Rudolf Burger, "Der Bund"
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 11.12.2017
Geändert: 11.12.2017
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