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Zu wenig Weisstannen: Der Churzenberg leidet unter dem Reh

„Waldzustand untragbar“: Der Wald am Churzenberg zwischen Oberdiessbach und Zäziwil ist im kürzlich veröffentlichten Wildschadengutachten der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern rot markiert. Was bedeutet das genau?

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Verbissene Weisstanne am Churzenberg: Die zarten Knospen sind eine Leibspeise der Rehe. (Bild: Adran Stettler)
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"Waldzustand untragbar": Der Wald am Churzenberg im Wildraum Nr. 10 ist rot markiert. (Bild: vol.be.ch)
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Vergangene Woche berichtete die Berner Zeitung bereits über den prekären Weisstannenbestand in etwas einem Drittel des Kantons Bern. Schuld ist das Reh, welches die zarten Knospen der jungen Weisstanne abfrisst. Das Problem kennt auch Adrian Stettler, Revierförster Konolfingen Süd.

 

Die Weisstanne schützt vor Erosion

 

„Der Waldzustand ist im allgemeinen gut, aber über die Jahre haben wir festgestellt, dass sich die Weisstanne zu wenig verjüngen kann“, sagt er. An der Nordseite des Churzenbergs wäre sie stark vertreten. „Die Weisstanne braucht wenig Licht und macht tiefe Wurzeln, die den schweren tonhaltigen Boden stabilisieren“, erklärt Stettler.

 

Fehlt die Weisstanne in den Verjüngungen, besteht langfristig in steilen Lagen Erosionsgefahr. „Am Churzenberg könnte der Anteil der Weisstanne am Wald 40 Prozent betragen. Teilweise sind es aber nur noch zehn Prozent in den Verjüngungen“, sagt Stettler.

 

Im Schatten kommen nur noch die Brombeeren

 

Das Problem dabei ist, dass ohne die Weisstanne an schattigen Stellen wenig Verjüngung aufkommt. „Die Rottanne, welche die Rehe nicht verbeissen, braucht mehr Licht. Durch Holzen müsste man dafür sorgen, dass das Licht auf den Boden gelangt. Gibt es dann zuviel Licht, kommen die Brombeeren und dann kommt kaum mehr was durch“, so der Förster.

 

Nicht nur rauben die Brombeeren jungen Bäumen das Licht, im Winter werden sie auch vom Schnee zu Boden gedrückt und mit ihnen die jungen Bäume, welche dann verkrüppelt wachsen.

 

Der Schutz ist aufwändig

 

Zum Schutz der Weisstanne gibt es verschiedene Möglichkeiten: Intensivere Bejagung und die Jungtännchen mit Drahtgittern und Knospenschützern oder chemischen Mitteln schützen. Doch dies bedeutet viel Aufwand: „Der Wald am Churzenberg gehört zum grössten Teil privaten Waldbesitzern, welche sich unterschiedlich für die Weisstanne engagieren“, sagt Stettler.

 

Der Jagddruck ist laut Stettler der beste Schutz. „Aber dieser kann nicht beliebig erhöht werden.“ Zu schönes Wetter, unsicherer Erfolg und unwegsames Gelände, welches nicht mehr alle Jäger passieren können, spielten dabei eine Rolle.

 

Massnahmen werden geprüft

 

Das Jagdinspektorat des Kantons Bern und das Amt für Walt untersuchen nun im Rahmen des Projekts Wald-Wild solche Gebiete wie den Churzenberg und versuchen die Ursachen zu identifizieren. „Daraus lassen sich dann im Rahmen von Wald-Wild-Konzepten Massnahmen ableiten“, so das Jagdinspektorat.

 

Gemäss BZ stehen die Ausweitung der nächsten Jagdsaison auf den Donnerstag oder Aufwertung von Waldrändern zur Diskussion. Sicherere Übergänge erleichtern den Rehen den Zugang zu den saftigeren Wiesen.


Autor:in
Isabelle Berger, isabelle.berger@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.12.2017
Geändert: 17.12.2017
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