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Mein Job - Hier findet man Gehör
Als Hörgeräteakustikerin weiss Therese Porcelli, welchen Einfluss ein gutes Hörvermögen auf die Lebensqualität hat. Für die 52-Jährige aus Walkringen ist es bereits die zweite Berufsausbildung.
Täglich sitzt Therese Porcelli Menschen gegenüber, deren Hörvermögen eingeschränkt ist. Aber nicht nur. Die Hörgeräteakustikerin betreut auch Kunden, die ihr intaktes Gehör vor Lärmschäden schützen wollen. An ihrem Arbeitsplatz, in der Amplifon-Filiale in Münsingen, besuchen sie jedoch mehrheitlich Menschen ab sechzig Jahren. «Für sie kostet der Gang zu uns Überwindung», weiss die Filialleiterin. «Wer gesteht sich schon gern ein, dass er schlecht hört, weil er älter geworden ist», so die 52-Jährige, die mit ihrem Mann in Walkringen lebt. «Mir wird es einmal nicht anders ergehen.»
Eingeschränktes Leben
Beim ersten Gespräch lasse sie ihre Kunden über deren Alltag erzählen. «Die Aktivitäten entscheiden über die Wahl des passenden Hörgerätes», so Therese Porcelli. Wer vorwiegend daheim fernsieht, habe ein anderes Hörbedürfnis als jemand, der sich im Restaurant mit Leuten treffe. Anschliessend kontrolliere sie mit dem Otoskop den Gehörgang. Sie demonstriert den Vorgang an ihrer Teamkollegin Petra Zimmermann. «Bei Auffälligkeiten verweise ich an einen Arzt, da ich nicht befähigt bin, medizinisch zu behandeln.» Ist der Gehörgang frei, setzt sie der Kundin einen Kopfhörer auf und startet den Hörtest. Sie arbeitet zügig, jedoch nie gehetzt. Immer bedacht, ihre Handgriffe zu erläutern. Den Test steuert die Hörgeräteakustikerin via Computer und legt im Anschluss den Ausdruck mit dem Testergebnis ihrer Arbeitskollegin vor. Die jüngere Frau ist erstaunt, dass bei ihr bereits eine Hörverminderung erkennbar ist. Meist erlebe sie es gegenteilig, so Therese Porcelli, «die älteren Kunden sind erleichtert, dass ihr Gehör nicht so schlecht funktioniert, wie sie befürchtet hatten». Sie ermuntere sie dazu, trotzdem ein Hörgerät zu nutzen. Auch in ihrem privaten Umfeld sei sie aufmerksamer geworden. «Eine Hörverminderung schränkt die Lebensqualität immens ein», weiss sie. Und erzählt von ihren Beobachtungen: «Gerade ältere Kunden sitzen mir bei ihrem ersten Besuch oft in sich gesunken gegenüber, wirken eher verschlossen.» Bei einer Nachkontrolle treffe sie auf lebensfrohe Menschen und erhalte entsprechende Rückmeldungen. «Es stimmt mich glücklich, dass ich mit meiner Arbeit Positives bewirken kann.» Sie war viele Jahre Samariterlehrerin in Walkringen.
Gerade im Alter sei wichtig, dass man am gesellschaftlichen Leben teilhaben könne. «Mir würde das fehlen», so Therese Porcelli, die sich als unternehmungslustig bezeichnet. Mit ihrem Mann fährt sich gern im blauen Audi S3 Cabriolet über Pässe. «Er sitzt am Steuer. Ich lotse ihn mithilfe der Strassenkarte», sagt die einst begeisterte Pfadfinderin.
Glücklich über Jobwechsel
Dass Therese Porcelli noch die Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin absolvieren würde, war nicht geplant. Sie war medizinische Laborantin am Bezirksspital Grosshöchstetten. Die Spitalschliessungen im Kanton Bern, zwangen sie vor achtzehn Jahren zu einem Berufswechsel. Im Gespräch mit einer Berufsberaterin habe sie sich für die vierjährige Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin (heute Hörsystemakustikerin) entschieden. Teile der Ausbildung wurden damals nur in Österreich angeboten. An diese Zeit erinnert ein handgemaltes Schild in ihrem Behandlungszimmer. Darauf steht in geschwungener Schrift: «kaiserlich königlich privilegierte Hörgeräteakustikerin». Es sei ein Andenken, das sie sich in Innsbruck habe anfertigen lassen. Sie liess sich auch noch zur Pädakustikerin ausbilden und ist so befähigt, Kinder zu behandeln. Was an ihrem Arbeitsort jedoch selten der Fall sei.
Erstellt:
25.01.2018
Geändert: 25.01.2018
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