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Oberdiessbach - Vier Gänge für Jung und Alt

Quelle
Thuner Tagblatt

Oberdiessbach wird in diesem Jahr 800 Jahre alt. In diesem Rahmen trafen sich am Samstag Jung und Alt zum Mehrgenerationenessen.

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Am Mehrgenerationenessen in Oberdiessbach speisten Jung und Alt zusammen. Das Dessertbuffet fand dabei besonderen Anklang. (Bild: Irina Eftimie)
«Ich lebe bereits seit 50 Jahren in Oberdiessbach», sagt Hanni Läderach. «In dieser Zeit hat sich viel verändert, und das Dorf hat sich stark vergrössert. Heute kennt man nicht mehr jeden.» Bei Anlässen wie diesem lerne sie aber viele neue Leute kennen. Deshalb sei sie auch gekommen.
 

Die 83-Jährige nimmt am Samstag am Mehr­generationenessen im Kirchgemeindehaus Oberdiessbach teil. Der Anlass gehört zum 800-Jahr-Jubiläumsprogramm des Dorfes. Gemeinsam mit rund 65 weiteren Anwesenden isst sie ein Viergangmenü, bestehend aus Suppe, Salat, Kartoffelstock mit Ge­schnetzeltem und einem grossen Dessertbuffet. Läderach klatscht, tratscht und schwelgt in Erinnerungen.
 

Das vom Frauenverein Oberdiessbach organisierte Mehrgenerationenessen baut auf dem bereits bestehenden Seniorenessen, das einmal monatlich stattfindet, auf. «Wir haben beschlossen, den üblichen Anlass zu erweitern und den Senioren die Möglichkeit zu bieten, auch ihre Angehörigen mitzunehmen», sagt Sabine Lehmann, die für die Veranstaltung verantwortlich ist.
 

Die wohl grösste anwesende Familie ist Familie Stalder, welche in vier Generationen vertreten ist. «Ich habe von meiner Mutter, die normalerweise die Senioren­essen besucht, davon erfahren», sagt Walter Stalder. «Meine Mutter ist 20-fache Urgrossmutter. Wir haben also eine riesige Familie!» Vom ungezwungenen Zusammensein und vom Angebot am Mehrgenerationenessen seien sie alle begeistert. Die 6-jährige Alena Stalder, welche zu den 20 Urgrosskindern gehört, schliesst sich der Aussage an: «Ich mag vor allem die Getränke und das Dessert. Und Wale war sehr lustig!»
 

Gemeint ist Unterhalter Wale, der nach dem Hauptgang auftritt. Er ist nicht nur bei den Jüngeren ein grosser Hit, sondern bringt auch die restlichen Anwesenden zum Lachen. In seinem Programm lässt er seiner Hündin Joywa Kunststücke vorführen, auf einem Skateboard und einem Trottinett fahren und «raucht» mit ihr am Tisch eine Zigarre beziehungsweise eine Wurst. Denn Hunde seien auch nur Menschen.
 

Auch wenn sich viele der Anwesenden bereits kennen, bleibt niemand lange allein. Hanni Läderach, die keine Gäste mitgebracht hat, plaudert mit einer Freundin, die sie bereits von den regulären Seniorenessen kennt, und unterhält sich mit ihr über vergangene Zeiten. «Meine Familie und ich lebten, bis ich in der vierten Klasse war, in Basel. Wir haben deshalb noch sehr viel vom Zweiten Weltkrieg mitbekommen», erinnert sich Läderach.
 

Besonders der 10. Mai 1940 bleibt für sie in lebhafter Erinnerung. «Es ging das Gerücht um, dass Hitler dann in die Schweiz einmarschieren würde», sagt sie. «In ganz Basel gab es keine Koffer und Rucksäcke mehr zu kaufen, weil sich alle für die Evakuation bereit machten. Wir wären nach Yverdon gekommen und meine Eltern blieben die ganze Nacht wach, um für die Flucht bereit zu sein.»
 

Heute lebt die 83-Jährige im ältesten Haus von Oberdiessbach, worauf sie sehr stolz ist. «Ende April werde ich am Ü-80-Bankett teilnehmen und dann sehen, welche Veranstaltungen zum Jubiläum ich noch besuchen werde.»

Autor:in
Irina Eftimiek, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 04.03.2018
Geändert: 04.03.2018
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