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Bauboom in Münsingen: Wird das Wohnen künftig günstiger?

In und um Münsingen ist in den vergangenen Jahren neuer Wohnraum entstanden und es wird weiterhin gebaut. Wie die Berner Zeitung berichtet, betrachten Immobilienexperten diese Entwicklung kritisch. Mögliche Konsequenzen sind eine Überproduktion und damit verbunden ein erhöhter Druck auf die Mietpreise. Münsingens Gemeindepräsident Beat Moser ist davon nicht beunruhigt. Die Bautätigkeit werde nicht im selben Tempo weitergehen, sagt er.

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In den vergangenen Jahren wurden in Münsingen Siedlungen wie der Sandacher fertiggestellt, oder werden demnächst fertiggestellt. (Visualisierung www.sandacher.ch)

In mehreren Regionen im Kanton Bern ist der Markt mit Mietwohnungen gesättigt. Wie die Berner Zeitung am Montag berichtet, erstellen institutionelle Anleger wie etwa Pensionskassen aufgrund der Rendite dennoch immer mehr Neubauten. So gehöre beispielsweise der Raum um Münsingen zu den Gebieten, in denen ein regelrechter Bauboom herrsche. Das Risiko einer Immobilienblase wachse.

Bautätigkeit hat «stark angezogen»

Im Aaretal sind derzeit knapp 7 von 100 Mietwohnungen am Markt ausgeschrieben. Das entspricht dem kantonalen Durchschnittswert. «Künftig wird es hier aber kritisch, falls die Entwicklung im gleichen Stil weitergeht», sagt Alain Chaney, Geschäftsführer Bern bei der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner, gegenüber der Zeitung. Eine Einschätzung, die er gegenüber BERN-OST auf Anfrage nicht nur für das Aaretal im Allgemeinen, sondern auch für Münsingen im Speziellen bekräftigt.

Zwar müsse man bedenken, dass beispielsweise eine grössere Überbauung die Zahlen beeinflusse, wenn man diese für eine einzelne Ortschaft betrachte. In den vergangenen Jahren hätten sie jedoch in Münsingen eine erhöhte Bautätigkeit beobachtet. «Seit 2013 hat diese stark angezogen», so Chaney. Ende 2016 belief sich die Zahl der bewilligten Wohneinheiten auf insgesamt 311, wovon 237 Mietwohnungen waren.

Druck auf Mietpreise nimmt zu

«Wie in der gesamten Schweiz steigt auch in Münsingen die Leerstandsquote. Das Leerstandsniveau in Neubauten ist hier relativ tief – damit kommt es zu einem Verdrängungseffekt», erklärt Chaney. Während neue Siedlungen wie etwa der Sandacher oder die Lorymatte attraktiv sind, büssen Wohnungen in älteren Objekten an Attraktivität ein.

Dennoch sieht der Immobilienexperte auch hinsichtlich Neubauten mögliche Schwierigkeiten. «Wird in diesem Tempo weiter gebaut, läuft man in eine Überproduktion hinein.» Bereits jetzt sei eine Verschiebung in Richtung Nachfragemarkt sichtbar, vergleiche man die Suchabos im Verhältnis zu den Inseraten. Dies bedeute, dass sich die Situation für Mietinteressenten verbessere, für die Anbieter hingegen verschlechtere. «Der Druck auf die Mietpreise wird grösser», sagt Chaney.

Wachstum wird entschleunigt

Beat Moser, Gemeindepräsident von Münsingen, stimmt dem Immobilienexperten zu, dass es nicht gut wäre, wenn im selben Tempo weiter gebaut würde. Es gehe jedoch nicht im gleichen Ausmass weiter. „Nach dem Inkrafttreten der Ortsplanungsrevision im 2011 mit diversen Einzonungen wurde sehr schnell geplant und gebaut. Dies ist jedoch endlich.“ Zwar werde Münsingen weiter wachsen. „Es wird aber ein sanftes Wachstum sein.“

Angst, dass es zu grossen Leerständen komme, habe er nicht, so der Gemeindepräsident. „Durch das Gesamtangebot aus Naherholungsgebiet und den vorhandenen Dienstleistungen bleibt Münsingen auch weiterhin attraktiv.“ Und auch der Mietpreis-Entwicklung sieht er positiv entgegen. „Es ist nicht schlecht, dass die Preise etwas unter Druck geraten.“


Autor:in
Eva Tschannen, eva.tschannen@bern-ost.ch
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Erstellt: 14.03.2018
Geändert: 14.03.2018
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