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Wichtrach - Nicht alles ist eitel Sonnenschein

Quelle
Berner Zeitung BZ

Bei der Vorbereitung auf ihr Saisonziel, den Jungfrau-Marathon, musste die Läuferin Selin Wüthrich einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Sie lässt sich aber auch von einer Verletzung nicht vom Fahrplan abbringen.

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Nach dreiwöchiger Verletzungspause ist sie wieder unterwegs: Selin Wüthrich bei ihrer Joggingrunde. (Foto: Raphael Moser)

«Da habe ich mir ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht», erzählt Selin Wüthrich immer noch ein bisschen ungläubig. Denn vor gut einem Monat wurde der sorgfältig durchdachte Trainingsplan der ehrgeizigen Bernerin über den Haufen geworfen. Die 28-Jährige, die sich auf ihre Premiere am Jungfrau-Marathon im September vorbereitet, hatte am Abend Leute eingeladen. «Ich wollte mir aber nach einem stressigen Tag im Büro doch noch eine kurze Laufrunde gönnen, um Dampf abzulassen.»

Das Joggen tat gut, Selin Wüthrich war warm gelaufen, das Zuhause in Wichtrach kam bereits wieder in Sichtweite. «Dann hat es plötzlich ‹klepft›.» Das Geräusch sei ihr auf unangenehme Art und Weise bekannt vorgekommen – vom Kreuzbandriss, den sie sich vor sieben Jahren zugezogen hatte. Diesmal aber war es die Wade, die sich mit diesem Ton bemerkbar gemacht hatte. «Ich bin so erschrocken, dass ich einige Zeit wie erstarrt einfach dagestanden bin», sagt Wüthrich.

Die Gäste habe sie dann mit einem Eisbeutel begrüsst, hin und her gehen sei aber schwierig gewesen. «Ich konnte mit meinem Fuss einfach nicht mehr abrollen, es hat sich angefühlt, als hätte ich einen Holzklotz dran.»

Fehlendes Ventil

Beim Arzt stellte sich schliesslich heraus, dass der Muskelfaserriss nicht so gross war, wie Selin Wüthrich am Anfang befürchtet hatte. Trotzdem war in den folgenden drei Wochen nicht ans Joggen zu denken – und somit auch nicht an die weitere Vorbereitung der Läufe, die die Sportlerin in dieser Saison gerne absolvieren möchte. Wie etwa den Chäsitzer- und den Frauenlauf oder den Aletsch-Halbmarathon. Und auch einige Trainingsläufe auf den Niesen stehen auf dem Programm.

«Ich war schon sehr frustriert in den Wochen, in denen ich nur ins Reha-Training ging, um bei jedem Schritt wieder richtig abzurollen», gibt die Bernerin zu. Ihr fehlte der Ausgleich zum Büroalltag, «es gab kein Ventil mehr». Für sie, die schon nach einem Tag ohne sportliche Betätigung kribbelig wird, waren es zähe und mühsame Tage.

Letzte Woche konnte Wüthrich – endlich, wie sie mit einem Seufzer sagt – wieder auf ihr Rennvelo steigen und die ersten Runden drehen. «Es war eine Erleichterung, als ich nach 100 Kilometern gemerkt habe, dass die Wade mich nicht behindert.» Und auch die ersten Joggingversuche über für sie verhältnismässig kurze Distanzen, die doch um die sieben Kilometer lang sind, könne sie nun wieder bewältigen. «Trotzdem habe ich nach wie vor etwas Angst, dass ich zu viel versuche und mich zu schnell wieder reinsteigere.»

Keine Maschine

Die 28-Jährige findet auch Positives an ihrem Rückschlag für die Laufsaison und die Ziele, die sie damit verbindet. «Ich höre nach dieser dreiwöchigen Pause besser auf meinen Körper.» Dieser sei halt einfach keine Maschine, «und man kann ihm nicht immer nur alles abverlangen, ohne ihm die nötige Erholung und die Energie, die er braucht, wieder zurückzugeben», sagt sie.

Apropos Energie – wie sieht eigentlich die Ernährung von jemandem aus, der so für den Sport lebt wie Selin Wüthrich?

«Vor allem wenn grössere Distanzen anstehen oder nach einem anstrengenden Lauf ist es einfach wichtig, die Speicher im Körper aufzufüllen.» Da bringe es nichts, auf gewisse Dinge zu verzichten. Von Diäten und Verzicht hält die 28-Jährige sowieso nichts. «Ich habe genügend davon ausprobiert, ohne dass mich das eine oder andere zufriedener gemacht hätte.» Und sie ist überzeugt davon, dass jedem Körper etwas anderes guttut und nicht alle mit derselben Ernährung ans gleiche Ziel kommen.


Autor:in
Annic Berset, BZ
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Erstellt: 25.04.2018
Geändert: 25.04.2018
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