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Rubigen - Im Garten hinter der Mühle

Quelle
Berner Zeitung BZ

Mit der Mühle Hunziken haben Thomas und Tamara Burkhart abgeschlossen. Aber gleich nebenan schliessen sie nun das Tor zu ihrem Garten auf: Sie haben ihn zum Kunstwerk gemacht.

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Thomas und Tamara Burkhart: Zum Kunstgarten gehören ein Teich – und Blumen aus Bierdosen. (Fotos: Nicole Philipp)
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Verziert: Keramikköpfe.
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Bunt: Mosaiksäule.
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Goldig: Treppe.
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Kunst oder Konzerte? Das war die Frage im Jahr 2003. Sie kam von Peter Burkhart, Gründer der Mühle Hunziken in Rubigen, bekannt als «Mühli-Pesche». Sie ging an seinen Sohn Thomas Burkhart und dessen Frau Tamara. Die Antwort war klar: Die beiden würden zusammen mit Pesche im Musiklokal arbeiten und Konzerte veranstalten.

15 Jahre später haben Thomas und Tamara Burkhart mit Musik nicht mehr viel am Hut. Dafür haben sie den Garten vor ihrem Haus, das sich gleich neben der Mühle befindet, zu einem Kunstwerk ausgebaut. Die Hauswände sind mit Mosaiken verziert, die Terrasse mit Rundbögen. Hier ein Turm, dort eine Säule, da eine Skulptur. Und dazu Figuren, Köpfe, Töpfe.

Verspielt, bunt, verwunschen. So siehts aus bei Burkharts, Hunziken 101a, 3113 Rubigen.

Vernissage und Ausstellung

Das Prunkstück ist ein rundes Gebäude mit einem gewölbten, offenen Dach. Es wurde nur aus Sand, Stein und Zement gebaut. «Schon die Römer haben das so gemacht», sagt Burkhart, der gelernter Maurer ist. Fertig ist es noch nicht, «eine ewige Baustelle». Durch ein buntes Glasmosaik scheint die Sonne. Sie nennen es die «Kirche».

Nun wollen Thomas und Tamara Burkhart ihre Werke der Öffentlichkeit vorstellen. Dieses Wochenende laden sie zur Vernissage in ihren Garten. Im November folgt eine Ausstellung in der Galerie Kunsthausrot in Köniz.

Garten verändert sich stetig

Thomas und Tamara Burkhart waren während vieler Jahre Teil der Mühle Hunziken. Zunächst an der Seite ihres Vaters, dann auf der Seite der Nachfolger um Philipp und Christoph Fankhauser und Anwalt Thomas Bähler. Vor drei Jahren kam es zum Zerwürfnis. Und zu ihrer Entlassung.

Noch leben sie Tür an Tür mit den Betreibern. Das Lokal aber haben sie schon lange nicht mehr betreten. Sie dürfen nicht, Hausverbot. «Ist wohl besser so», sagt Thomas Burkhart und zieht an der Zigarette. Weil ihm manches, was er drinnen sähe, nicht gefallen würde. Das Lokal wurde saniert, aufgeräumt und herausgeputzt. «Das ist nicht mehr unsere Mühle», sagt Tamara Burkhart.

Dafür haben sie sich ihr eigenes Refugium geschaffen. Der grosse Garten zieht sich von ihrer Terrasse bis zum stillgelegten Mühlebach hinunter. Tage vor der Vernissage liegt überall Werkzeug und Material herum. Er ist Kunstwerk und Atelier in einem und verändert sich ständig. Einige Mosaike bestehen aus Deckeln von Bier- oder Wasserflaschen. «Lorenzini, Mühle, Kreissaal», sagt Thomas Burkhart. Dort habe er die Deckel gesammelt. Es ist auch eine Erinnerung an frühere Zeiten: In der Mühle schmiss er einst die Bar.

Hang zur Kunst

Burkharts hatten schon immer einen Hang zur Kunst. «Die Kunst ist es, was mich und meinen Vater verband», sagte Thomas Burkhart einmal, «vielleicht war sie ihm sogar noch wichtiger als die Musik.» In der Mühle wuchs er quasi mit der Musikund Kunstszene auf. Hier gingen Künstler ein und aus, Freunde von «Mühli-Pesche», manche wurden die Freunde von ihm und Tamara. Eine Weile arbeitete er beim Zürcher Künstler Bruno Weber, der in Spreitenbach und Dietikon einen Skulpturenpark schuf.

Die ersten anderthalb Jahre nach dem Rauswurf hätten sie nicht viel gemacht, sagt er. «Ich habe diese Zeit gebraucht, um nicht mehr so viel von den anderen zu reden», sagt er und meint damit die Betreiber. Dann aber besannen sie sich auf das, was sie früher schon gerne gemacht haben. Sie heizten wieder ihren Keramikofen ein und fuhren mit der Arbeit im Garten fort.

Ein Geschäft mit Keramik

Burkhart öffnet die Tür zur Werkstatt. Darin befindet sich der Ofen. Dutzende gebrannte Figuren liegen in Gestellen. Einfache Keramikplättli, Totenköpfe, manche haben die Form eines vollen Aschenbechers. Es gebe fast nichts, was sie nicht herstellen könnten, sagen sie. Alle Formen, in allen Farben. Darauf wollen sie in Zukunft setzen und unter dem Namen T & T Artwork Keramik herstellen.

«Das ist ein Sprung ins kalte Wasser», sagt er, einerseits. Anderseits sei ihr Bekanntenkreis sehr gross. Sie sind überzeugt, dass eine Nachfrage besteht. «Dreidimensionale Keramik gibt es sonst nicht», sagt er. Wer rote Keramikplatten wolle, müsse sie in Deutschland bestellen. In den Baumärkten hier sei das nicht erhältlich, «da gibts nur Schlamm und Grau».

Keramik, Kunst und Partys

In den letzten Monaten ist es lauter geworden bei Burkharts. Die sanierte Kantonsstrasse führt näher als vorher an ihrem Haus vorbei. Die neue Velobrücke gibt den Blick frei in ihren Garten. Und die aufgezogene Betonwand hält den Verkehrslärm mehr schlecht als recht ab.

«Wenn es schon lärmig ist, dann richtig», sagten sich Tamara und Thomas Burkhart. Sie wollen künftig nicht nur Ausstellungen, sondern auch Partys veranstalten.

[i] Vernissage: 26. und 27. Mai, 14 bis 19 Uhr, Hunziken 101a, Rubigen.


Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 23.05.2018
Geändert: 23.05.2018
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