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Bleiken - Heiratsantrag an Oberdiessbach

Quelle
Berner Zeitung BZ

Bleiken will Fusionsverhandlungen mit Oberdiessbach aufnehmen. Das hat die Gemeindeversammlung entschieden. Die Varianten «Alleingang» oder «Fusionsgespräche mit Buchholterberg» waren chancenlos.

 Schon vor Versammlungsbeginn war am Montag Abend in Bleiken klar: Da wird Geschichte geschrieben. Es war deutlich nach 20 Uhr, als immer noch Leute vor dem Gemeindehaus standen und darauf warteten, eingelassen zu werden. Am Ende registrierte Gemeindepräsident Pietro Valsangiacomo 112 anwesende Stimmberechtigte. «Das entspricht einer Stimmbeteiligung von 41,2 Prozent», präzisierte Gemeindeschreiber Hansueli Ogi. Es war fast sprichwörtlich halb Bleiken gekommen, um über die Zukunft der Gemeinde zu entscheiden.

Drei Varianten zur Wahl

Im Vorfeld der Versammlung hatte eine Arbeitsgruppe umfangreiche Abklärungen getroffen, die Ergebnisse zusammen getragen und in alle Haushaltungen verteilen lassen (wir haben berichtet). In diesen Unterlagen zeigte die Gruppe auf, dass ein Alleingang von Bleiken nur unter grossen finanziellen Belastungen zu bewerkstelligen wäre. Als Fusions-Varianten wurden der Anschluss an Oberdiessbach oder an Buchholterberg vorgeschlagen. «Eine Fusion mit Herbligen und Brenzikofen ist kein Thema», wiederholte Gemeindepräsident Valsangiacomo. «Die beiden Gemeinden sehen noch keine Notwendigkeit, sich mit anderen zusammenzuschliessen.» Bleiken sei derweil in einer vergleichsweise komfortablen Situation: «Im Moment wollen sowohl Oberdiessbach, als auch Buchholterberg mit uns Fusionsgespräche führen.»

Schliesst die Schule?

Aus dem Plenum kamen trotz der umfangreichen Dokumentation zahlreiche Fragen: «Ich nehme an, es spielt keine Rolle, mit wem wir fusionieren wollen», sagte ein Bürger, «wenn wir die vorgegebenen Klassengrössen nicht erreichen, wird unsere Schule sowieso geschlossen.» Eine Befürchtung, die der Gemeinderat teilte. Sollten in Bleiken Klassen geschlossen werden, müssten die Schüler der Oberstufe je nachdem, mit wem die Gemeinde zusammen gehen will, nach Oberdiessbach zur Schule, oder in ein geplantes Oberstufenzentrum in Unterlangenegg. «Buchholterberg hat uns zugesichert, dass wir in der Unterstufe einen Austausch mit Wangelen machen könnten», erklärte der Gemeindepräsident. «Das könnte uns ermöglichen, die nötigen Klassengrössen länger zu halten.»

Obschon Gemeinderat Jonny Meyer, der die Arbeitsgruppe geleitet hatte, versuchte, der Bevölkerung einen Anschluss an Buchholterberg schmackhaft zu machen – «Die sprechen die selbe Sprache wie wir, man versteht sich» – zeichnete sich rasch ab, in welche Richtung sich die Bleikner künftig orientieren wollen: «Buchholterberg ist eine Sackgasse», monierte ein Versammlungsteilnehmer. Eine Frau betonte mit Blick auf Zusammenarbeiten in der Kirchgemeinde oder der Feuerwehr: «Mit Oberdiessbach ist vieles schon aufgegleist.» Ein Votant stellte fest, dass ein Anschluss an Buchholterberg «alles über den Haufen werfen würde; wir müssten sogar die Verwaltungsregion wechseln.» Der Öffentliche Verkehr und die Einkaufsmöglichkeiten seien ebenfalls nach Oberdiessbach ausgerichtet, betonten gleich mehrere Versammlungsteilnehmer. Zudem habe Oberdiessbach bereits die Fusion mit Aeschlen erfolgreich über die Bühne gebracht und verfüge deshalb über das nötige Knowhow.

Klares Ergebnis

In der abschliessenden geheimen Abstimmung mussten die Bleikner ihre Prioritäten angeben: Eine 1 auf dem Stimmzettel für die bevorzugte Variante, eine 2 für eine mögliche Alternative und eine 3 für den Weg, den man gar nicht möchte. Um 21.35 gab Pietro Valsangiacomo bekannt: «Ihr habt euch dafür entschieden, Fusionsverhandlungen mit Oberdiessbach aufzunehmen.» Das Ergebnis war deutlich: Die Variante «Fusion mit Oberdiessbach» erhielt 145 Punkte, eine «Fusion mit Buchholterberg» 245 und der Alleingang 282. Es war also die überwältigende Mehrheit der Versammlungsteilnehmer, die den Anschluss an Oberdiessbach bevorzugt.

Wie es weiter geht

In einem nächsten Schritt wird der Gemeinderat der Gemeindeversammlung im bevorstehenden Herbst einen Projektierungs-Kredit beantragen; Anfang 2011 sollen dann konkrete Verhandlungen aufgenommen werden. «So könnte der Zusammenschluss per 1. Januar 2014 realistisch sein», sagte Pietro Valsangiacomo.

Am Montag Abend taten die Bleikner schon einen ersten konkreten Schritt nach Oberdiessbach: Sie stimmten einer Fusion der Ortsfeuerwehr mit denen von Oberdiessbach, Herbligen und Oppligen zu.

Autor:in
Marco Zysset / berner Zeitung BZ
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Erstellt: 01.09.2010
Geändert: 01.09.2010
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