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Deisswil - Kartonfabrik wird KMU-Park - Neue Arbeit für 140 Leute

Fünf Monate nach der Stilllegung der Kartonfabrik Deisswil hat mehr als die Hälfte der 250 Angestellten wieder eine Arbeit. Bis Ende Jahr dürfte eine Lösung für 160 bis 180 Menschen gefunden sein, wie die Nachfolgeorganisation Bernapark am Montag mitteilte.

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Die Schliessung der Kartonfabrik Deisswil im April löste heftige Proteste aus. In der Fabrik soll nun ein neuer KMU-Park entstehen. (Bild: Res Reinhard / Archiv BERN-OST)
Bis im April war in Deisswil Karton produziert worden, dann machte die österreichische Besitzerin Mayr-Melnhof den Laden dicht. Im Juni verkaufte sie die Fabrik einer Investorengruppe um den Berner Firmensanierer Hans-Ulrich Müller - allerdings mit der Auflage, dass in Deisswil kein Karton mehr hergestellt werden darf.

Müller übernahm sämtliche Angestellten, zahlte ihnen weiterhin den Lohn und machte sich zugleich auf die Suche nach geeigneter Arbeit. Ihm schwebte vor, die Kartonfabrik in einen KMU-Park mit verschiedenen Industrie- und Dienstleistungsbetrieben umzubauen. Am Montag zog Müller vor den Medien in Deisswil eine Zwischenbilanz.

Rund 30 Mitarbeiter fanden bislang eine Stelle innerhalb des Bernaparks. Sie arbeiten in einzelnen Abteilungen der ehemaligen Kartonfabrik, die als Profitcenter weitergeführt werden - zum Beispiel die Schreinerei, die Schlosserei und die Elektrik-Abteilung.

110 Angestellte fanden extern eine neue berufliche Zukunft. Rund 20 Mitarbeiter arbeiten zurzeit auf temporärer Basis ausserhalb des Bernaparks. Die übrigen Deisswil-Mitarbeiter sind mit Abbau- und Aufräumarbeiten beschäftigt.

Erste Firmen eingezogen

Zugleich suchen Müller und sein Team mit Hochdruck nach weiteren Betrieben, die sich in Deisswil ansiedeln möchten. Erste Erfolge wurden bereits erzielt: Seit August betreibt die Ostschweizer Sieber Transport AG in Deisswil ihren elften Standort.

Auch die Verkaufsabteilung von Coca Cola Schweiz wird im Bernapark einziehen, wie Müller ankündigte. Die Verhandlungen mit einem halben Dutzend anderer Firmen seien auf sehr gutem Weg. Kommen die Verträge zustande, könnten laut Müller mittelfristig 40 weitere Arbeitsplätze in Deisswil geschaffen werden.

Müller hält am Ziel fest, für alle ehemaligen Arbeiter der Kartonfabrik eine Lösung zu finden. "Bis heute mussten wir keine einzige Kündigung aussprechen, darauf sind wir stolz."

Für die Zukunft könne dies die Gesellschaft in Ausnahmefällen nicht ausschliessen. Dann greife der Sozialplan, der mit der Gewerkschaft Unia ausgehandelt worden war und bis 30. September 2012 gültig ist.

Für Härtefälle richtete Müller zusammen mit seiner Ehefrau die "Bernapark Stiftung" ein. Sie soll Ex-Mitarbeitern der Kartonfabrik helfen, die in wirtschaftliche Not geraten sind. Ausserdem will sie arbeitslose Jugendliche aus Stettlen und Ostermundigen bei der beruflichen Integration unterstützen.

"Masterplan" in Arbeit

In den nächsten Monaten will Müller mit seinem Team intensiv am "Masterplan" für den KMU-Park arbeiten. Als Mieter schweben ihm Betriebe vor, die langfristig Arbeitsplätze sichern, dabei möglichst wenig Lärm erzeugen und die Umwelt nicht stark belasten.

Bis 2015 sollen die Gebäude saniert und das ganze Gelände den Bedürfnissen angepasst werden. Noch unklar ist, was aus den riesigen Kartonmaschinen wird.

Verkaufsverhandlungen mit Interessenten aus Malaysia und Indien seien im Gang, sagte Müller auf Anfrage. Die Maschinen seien voll funktionstüchtig und sollten anderswo weiterhin laufen; für den Altwarenhändler seien sie zu wertvoll.

Autor:in
SDA / Tobias Kühn, tobias.kuehn@reinhards.ch
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Erstellt: 20.09.2010
Geändert: 20.09.2010
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