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Rüfenacht - Rüfenacht sucht sein Zentrum

Quelle
Berner Zeitung BZ

Rüfenacht verliert öffentliche Treffpunkte. Nach dem Brand des Restaurants Sonne fehlt ein Zentrumsgebäude, und die Zukunft des Kirchgemeindehauses ist ungewiss. Worbs Politiker wollen nun Gegensteuer geben.

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Stadt und Land im Dorf: In Rüfenacht prallen Gegensätze aufeinander. Gefragt ist ein Zentrum für Gemeinschaftsaktivitäten. (Bild: Urs Baumann)
Mit dem blauen Bähnli dauert die Fahrt von Rüfenacht, Gemeinde Worb, nach Bern gut 20 Minuten, Abfahrt alle 10 Minuten. Wer in Rüfenacht wohnt, fährt zum Einkaufen eher nach Bern oder in nahe Einkaufszentren als über den Hügel nach Worb ins Zentrum der politischen Gemeinde. Für Pendler, die gerne auf dem Land wohnen, liegt Rüfenacht gut. Und doch: In letzter Zeit legt sich in Worb manche Stirn in Falten, wenn das Stichwort Rüfenacht fällt.

Bauboom und Läden

Bis vor kurzem hatte das Dorf ein stattliches Eingangstor: Das Restaurant Sonne direkt an der Hauptstrasse war für die Rüfenachter eine Art repräsentatives Zentrum. Doch am 6.Februar kam das Ende: Die Sonne und der angebaute Bauernhof brannten lichterloh, die Feuerwehr konnte das Haus nicht retten. Ein weiterer Stein aus dem Mosaik des einst prosperierenden Dorfes war herausgebrochen.


Vor einigen Jahrzehnten war es noch anders. Rüfenacht hatte sich schon bis zum 2.Weltkrieg stark ausgedehnt. In den Sechzigerjahren begann der Bauboom: Wohnblöcke und Einfamilienhäuser entstanden, das ehemalige Bauerndorf wandelte sich zu einer Agglomerationssiedlung mit mehreren Neuquartieren. Der Anteil der wegpendelnden Berufstätigen nahm stark zu. Bis 1980 stieg die Einwohnerzahl um das Vierfache, heute liegt sie bei knapp 3500. Im Dorf gab es gute Einkaufsmöglichkeiten: Bäckereien, Blumen- und Geschenkladen, Molkerei, Drogerie, Schuhladen, Denner, Coop, eine Bankniederlassung.

Problem Kirchgemeindehaus

Vor dreissig Jahren baute die Kirchgemeinde in Rüfenacht ein Zentrum mit Kirche, Sitzungszimmern und Sälen. Obwohl das Kirchgemeindehaus fast an der Peripherie des Dorfes liegt, wurde es zu einem wichtigen Veranstaltungs- und Versammlungsort. Die Räume für kirchliche Anlässe, Sitzungen, Ausstellungen und Konzerte, wo sich auch der Jugendtreff befindet, bilden bis heute ein eigentliches Dorfzentrum.

FDP ist besorgt

Doch der kirchliche Bau ist ein Problemfall, denn die fünf zusammenhängenden Gebäude sollten dringend renoviert werden. Der Haken sind die Finanzen: «Die Sanierung ist für uns zu teuer», sagt Anton Stalder, Ratspräsident der Kirchgemeinde Worb. Deshalb würden verschiedene Möglichkeiten geprüft, wie es mit den Gebäuden weitergeht. Vor kurzem hat die Kirche die Ortsvereine über die unsichere Zukunft des Kirchgemeindehauses orientiert.

In Worb hört man gar von Verkaufsplänen. «Ein Verkauf des Kirchgemeindehauses an unbekannt scheint nicht ausgeschlossen», schreibt die FDP dem Gemeinderat in einem Brief, worin sie ihre Besorgnis über den langsamen Schwund von Infrastruktur in Rüfenacht ausdrückt. Von Verkauf will Kirchgemeindepräsident Stalder nicht gerade sprechen. Klar ist aber, dass für Sanierung und Unterhalt des Zentrums ein Geldgeber gefunden werden müsste. An der Kirchgemeindeversammlung vom nächsten Dienstag in Worb will der Kirchgemeinderat über das Thema informieren.

In Rüfenacht sind in den letzten Jahren etliche Läden verschwunden. Vor kurzem hat auch noch der Käsereiladen Chäshütte dicht gemacht. Und ob die Rüfenachter Coop-Filiale eine Zukunft hat, ist im Dorf schon länger ein Diskussionsthema.

Zentrum auf Gemeindeland?

Der Gemeinderat scheint willens, in Rüfenacht Impulse auszulösen. Er wird dem Parlament am Montagabend jedenfalls beantragen, auf dem Areal hinter der ehemaligen Sonne eine Landparzelle mit einem Wohnhaus zu kaufen (wir berichteten). Dadurch könnte das benachbarte Gemeindeland zu einer grösseren Fläche zusammengelegt werden. Gemäss Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP) wäre dort der Bau eines Dorfzentrums möglich. Und wird das Sonne-Areal wieder überbaut, so könnte ein Zentrum an diesem Standort profitieren.

Autor:in
Herbert Rentsch, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 12.05.2012
Geändert: 12.05.2012
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