• Sport

FC Münsingen: Kurt Feuz machts länger als Ferguson

Quelle
SonntagsBlick

Alex Ferguson geht! Kurt Feuz aber bleibt! 28 Jahre ist er Trainer des FC Münsingen. «Ich höre erst auf, wenn ich nicht mehr schreien kann», sagt der 60-Jährige.

52ae3e1631851ab4d3512b8d9e8de46b.jpg
52ae3e1631851ab4d3512b8d9e8de46b.jpg
Kurt Feuz: "Vor 20 Jahren kamen die Spieler mit Kuhdreck an den Füssen ins Training, heute kommen sie mit einem schicken Auto." (Foto: Alessandro Della Valle)
4a0c079b3ebdea31cd89660edf5ad68d.jpg
Der Spieler Feuz: Er hielt für YB (Bild) und St. Gallen die Knochen hin.
487ef27315f99072a8370e9b68a56bd3.jpg
Feuz als Jungtrainer.
52ae3e1631851ab4d3512b8d9e8de46b.jpg
4a0c079b3ebdea31cd89660edf5ad68d.jpg
487ef27315f99072a8370e9b68a56bd3.jpg
Kurt Feuz steht wie eine Furie am Spielfeldrand. Mit hochrotem Kopf gibt er wild gestikulierend Anweisungen. Feuz tobt, Feuz schreit. Seine laute Stimme ist auf dem Sportplatz Sandreutenen in Münsingen unüberhörbar.

«Ich bin ein verrückter Kerl. Sehr impulsiv und laut», sagt Feuz. «Aber beleidigend bin ich nie.» In den letzten Jahren sei er besonnener geworden. «Heute wettere ich nur noch auf dem Spielfeld. In der Kabine bin ich ein Lamm.»

Feuz ist 28 Jahre Coach des FC Münsingen. Hätte das Trainer-Urgestein in der Saison 1996/97 nicht für eine Spielzeit zum FC Biel gewechselt, würde Feuz bereits im Sommer seine 30. Saison im Aaretal in Angriff nehmen. Das schafft nicht einmal die weltberühmte Trainer-Legende Alex Ferguson. Der Schotte hört nach fast 27 Jahren bei Manchester United auf.

«Ich bin stolz, dass ich Alex Ferguson übertrumpft habe», erklärt der 60-jährige Solothurner. Aber nachgeeifert habe er Ferguson nie. «Das ist eine ganz andere Welt.» Trotzdem fügt Feuz mit einem Schmunzeln hinzu: «Mit Weltstars in Manchester ein gutes Training zu machen, ist sicher einfacher als hier mit meinen Amateuren in Münsingen.»

Als Spieler war Feuz ein eisenharter Verteidiger

Das Team von Kurt Feuz kickt in der 1. Liga Classic, der vierthöchsten Liga des Landes, und belegt momentan einen Mittelfeldplatz. Für Münsingen spielen viele Talente aus der Region. «Zu uns wechselt niemand wegen des hohen Salärs. Mit einem Budget von 180 000 Franken lassen sich keine grossen Sprünge machen.»

Feuz ist in der Fussballschweiz kein Unbekannter. In den 70er- und 80er-Jahren hält der eisenharte Aussenverteidiger in der NLA für St. Gallen und YB seine Knochen hin. Dreimal steht er im Cupfinal – immer geht er als Verlierer vom Platz. Ein Filigrantechniker ist Feuz nie. Kämpferherz und Wille, das sind von jeher seine Stärken.

Nach seiner NLA-Karriere führt Feuz den FC Münsingen 1985 als Spielertrainer in die 2. Liga. Drei Jahre später schaffen die Aaretaler den Sprung in die 1. Liga. Der Taktikfuchs lässt keine Manndeckung, sondern ein revolutionäres 4-4-2-System spielen. Die Gegner sind heillos überfordert.

Feuz klopft mit Münsingen in den kommenden Jahren sieben Mal an der NLB an. Doch der Aufstieg gelingt nie. «Wir haben nicht die Möglichkeiten, eine Liga höher zu spielen», erklärt der Trainer. «Unvernünftige Transfers liegen bei uns nicht drin.»

Der FC Münsingen katapultierte in den vergangenen Jahren immer wieder Spieler ins Schaufenster der obersten Spielklasse. Die aktuellsten Beispiele sind Marco und Roman Bürki. Christoph Spycher schaffte einst sogar den Sprung in die Nationalmannschaft und in die Bundesliga. Feuz holte Spycher 1997 von Bümpliz zu Münsingen. «Wuschu war nicht der talentierteste Spieler. Aber sein Wille war einmalig.»

«Ich habe das Richtige gemacht»

Feuz freuts. Er ist stolz, was er in Münsingen erreicht hat. «Klar, hätten vor 15 Jahren die Young Boys angefragt, wäre ich wahnsinnig gerne in die Hauptstadt gewechselt.» Doch die impulsive Trainer-Legende trauert dem verpassten Wechsel nach ganz oben nicht nach.

Der leitende Angestellte einer Krankenversicherung hat in seinem Leben nicht nur auf die Karte Fussball gesetzt. Das hat sich letztlich ausbezahlt. «Mit meinen Qualitäten habe ich sowohl im Fussball als auch im Leben neben dem Platz das Richtige gemacht.»

Auch nach 28 Jahren liebt Feuz die Arbeit mit den jungen Fussballern noch immer. Das Business hat sich allerdings gewandelt. Feuz musste sich anpassen, machte unzählige Weiterbildungen. «Vor 20 Jahren kamen die Spieler mit Kuhdreck an den Füssen ins Training, heute mit einem schicken Auto.»

Der Trainer musste lernen, seine Trainings individueller zu gestalten und dabei auf die einzelnen Charaktere einzugehen. «Die Arbeit hält mich jung. Den Spielern kann man nicht über Jahrzehnte hinweg das Gleiche erzählen», erklärt Feuz. Die jungen Fussballer seien heute viel seriöser und sensibler als früher.

Feuz besitzt bei Münsingen noch einen Vertrag bis 2015. Dann wird der Altmeister 30 Jahre lang Trainer im Aaretal sein. Dass aber in zwei Jahren Schluss ist, glaubt selbst Feuz nicht. «Ich höre erst auf, wenn ich nicht mehr schreien kann.»

Kurt Feuz in Aktion: Das Video auf blick.ch...

Autor:in
Benedikt Widmer, Sonntagsblick
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 12.05.2013
Geändert: 12.05.2013
Klicks heute:
Klicks total: