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Oberdiessbach - Ein ganzes Pflegeheim zieht um

Quelle
Thuner Tagblatt

Für gut ein Jahr leben die Bewohner des Kastanienparks jetzt in Grosshöchstetten. Gestern verliessen sie ihr trautes Pflegeheim – damit es komplett umgebaut werden kann. Ein Projekt, das logistisch und menschlich höchst anspruchsvoll ist.

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Ankunft im neuen Zuhause auf Zeit: Die ersten Seniorinnen und Senioren aus dem Kastanienpark trafen gestern in Grosshöchstetten ein. (Bild: Markus Hubacher, BZ)
Sechs Seniorinnen und Senioren sitzen in der Cafeteria des Kastanienparks in Oberdiessbach an einem Tisch und spielen mit einer Betreuerin Elfer raus. Die Stimmung ist entspannt; obwohl ein grosser Tag angebrochen ist, strahlen die Spielenden eine erstaunliche Gelassenheit aus. «Es freut mich, dass diese Gelassenheit auch heute noch spürbar ist», sagt Elfried van den Bosch, Leiterin Pflege und Betreuung im Kastanienpark. «Ich werte dies auch als Kompliment an die Belegschaft, die unglaublich motiviert und mit einer sehr positiven Einstellung bei der Sache ist.»
 
«Dir machet das scho guet»
 

Mit «der Sache» meint Van den Bosch den Umzug des Heims von Oberdiessbach nach Grosshöchstetten. Dieser ist nötig, damit das Heim in Oberdiessbach von Grund auf umgebaut werden kann (wir haben berichtet). «Den Projektauftrag für den Umzug habe ich im August 2011 geschrieben», erinnert sich Direktor Ulrich Moser. Auch er lobt das Engagement des Personals und die positive Stimmung unter den Bewohnern. «Es gibt immer Fragen, wenn man etwas Vertrautes verlassen muss», sagt er, «aber die meisten Bewohner sind guter Dinge.» 

Elfried van den Bosch sagt, die Tatsache, dass alle inklusive Betreuungspersonal zügeln werden, erleichtere vielen den temporären Umzug. «Dir machet das scho guet», sei einer der Sätze, den sie in den letzten Wochen am meisten zu hören gekriegt habe. Maria Blaser, Leiterin jener Abteilung, deren Bewohner zuerst umziehen, berichtet: «So gut wie in der Nacht vor dem Zügeltag haben die Leute schon sehr lange nicht mehr geschlafen.»
 
Leben auf der Baustelle
 
Dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Kastanienparks seit zwei Monaten auf einer Baustelle leben, ist auch an diesem Montag, an dem die ersten Leute nach Grosshöchstetten umziehen, unüberseh- und vor allem unüberhörbar. Die Angehörigen, die ihre Eltern oder Grosseltern an diesem besonderen Tag begleiten, müssen die Stimme immer wieder nicht nur wegen des nachlassenden Gehörs ihres Gegenübers erheben, sondern auch, um den Baulärm zu übertönen. «Es ist gut, dass wir jetzt zügeln können», sagt Maria Blaser. Ulrich Moser betont, dass die Bauarbeiten, die im April angefangen haben, besser vorankommen als geplant. 

«Wir haben einen komfortablen Vorsprung auf die Marschtabelle.» In der Tat haben die Arbeiter im ehemaligen Notfall- und Operationstrakt des alten Spitals ganze Arbeit geleistet – dass hier noch vor wenigen Wochen Räume für die Aktivierung und andere Therapien angesiedelt waren, lässt sich beim besten Willen nicht mehr erkennen.
 
Eine Woche Doppelbelastung
 
Und während oben auf dem Dach des alten Notfalltrakts Bagger mit Spitzeisen dem Gebäude zu Leibe rücken, beladen in der Einfahrt zum Untergeschoss Mitarbeiter der Zügelfirma sowie Zivilschützer ein weiteres Mal den Laster, der Material, Mobiliar und persönliche Habe der Bewohner nach Grosshöchstetten bringt. Insgesamt werden es bis am Ende wohl mehr als 20 Tonnen sein. In der Küche verstauen Küchenchef Jan Däschle und seine Angestellten Tiefkühlware im Gefrierraum, welche dann mit einem Kühlwagen gezügelt wird; gleichzeitig bereiten sie das Mittagessen für die Heimbewohner zu.
  
«Bis Donnerstag liefern wir nach Grosshöchstetten, dann arbeiten wir nur noch dort.» Am Nachmittag ist es dann soweit: Die erste Bewohnerin wird mitsamt Bett ins Auto gebracht und transportiert; kurz nach ihr treffen weitere Bewohner derselben Abteilung in Grosshöchstetten ein – wo sie vom Kastanienpark-Personal mit Applaus empfangen werden.

www.kastanienpark.ch

Der Umbau des Kastanienparks

2008 hat die Trägerschaft des damaligen Pflege- und Betreuungszentrums (PBZ), der Regionalverband für Pflege und Betreuung Aare- und Kiesental, bei der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern ein Gesuch für ein Umbauprojekt im alten Spital Oberdiessbach eingereicht.

Mittlerweile wurde das PBZ in die Stiftung Kastanienpark umgewandelt (wir berichteten), und die Umbauarbeiten für das neue 23-Millionen-Projekt laufen auf Hochtouren. «Bis 2014 entsteht ein neues, zeitgemässes Gebäude für Pflege und Betreuung. Das 23-Millionen-Vorhaben wird durch Eigen- sowie Fremdkapital finanziert», schreibt die Stiftung Kastanienpark in einer Medienmitteilung.

Für die Dauer des Umbaus zügelt das Heim in den Neuhuspark, das alte Spital Grosshöchstetten, das speziell für solche Übergangslösungen umgebaut wurde. Die effektiven Umzugsarbeiten haben am 30. Mai begonnen und werden spätestens am 13. Juni abgeschlossen.

Geplant ist, dass im Spätsommer/Frühherbst 2014 der Umbau und die Sanierung abgeschlossen sind und alle Heimbewohner in den neuen Kastanienpark zurückkehren können. Die Kosten allein für die Züglete hin und zurück schätzt Moser auf rund 120´000 Franken. Sie sind in den Gesamtbaukosten inbegriffen.

Autor:in
Marco Zysset, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 04.06.2013
Geändert: 04.06.2013
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