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Rekordversuch: Warum Wittwer dennoch feierte

Quelle
Berner Zeitung BZ

Adrian Wittwer hat den Bodensee nicht bezwungen. Nach 17 Stunden im Wasser beendete er den Rekordversuch vorzeitig. Dennoch gab es einen Grund zu feiern.

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Einsamkeit auf dem grossen Bodensee. (Bild: zvg)
Kaum war er nicht mehr im Wasser, bereute er seinen Entscheid fast ein bisschen. «Ich fragte mich, ob ich nicht zu früh aufgegeben habe», sagt Adrian Alejandro Wittwer. Der Bolliger wollte am Wochenende als Erster den Bodensee auf dessen ganzen Länge zwischen Ludwigshafen und Bregenz durchschwimmen.

Aber nach 27 Kilometern stieg er aus dem Wasser ins Begleitboot. Da war  er noch nicht mal bei der Hälfte seines Ziels angelangt.  «Ich weiss, dass ich die 64 Kilometer nie geschafft hätte.»

Ein Kuchen zum Geburtstag
 

Als Wittwer am Freitagabend um 20 Uhr in Ludwigshafen ins Wasser stieg und dann die ersten Züge tat, hatte er einen nervösen Tag hinter sich. «Ich stand  ziemlich neben den Schuhen», sagt er. Doch im Wasser lief es gut. Zwar war es überraschend kalt. Aber die Nacht war ziemlich  ruhig, wenn auch für Wittwer  einsam.


Um Mitternacht warfen ihm seine Begleiter vom Boot aus einen Kuchen ins Wasser – es war Wittwers 27.Geburtstag. Seine Mutter war an Bord des Schiffes, und auch zwei Vertreter der Organisatorin. Später gabs dann nur noch Riegel und Bananen, einmal Bouillon und Reis.
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Euphorie bei Sonnenaufgang

Anders als alle vorherigen und sämtlich erfolglosen Rekordjäger startete Witter nicht am Morgen, sondern am Abend. «Alle anderen Schwimmer mussten in der Nacht aufgeben», sagt Wittwer.  Als er am Samstagmorgen die Sonne aufgehen sah, schien sein Plan aufzugehen. «Ich freute mich sehr auf das Licht und die Wärme und war euphorisch», sagt Wittwer am Sonntagnachmittag. Doch das Hochgefühl dauerte nur kurz.  Bald verschwendete er nämlich einen Gedanken daran, dass ihm noch einmal eine Nacht im Wasser bevorstehen würde. Da war es vorbei mit der Euphorie.

Ungemütlich wurde es dann vor allem, als Wittwer den schmalen Überlinger See hinter sich  hatte und den grossen Obersee erreichte.  «Da hatte ich mit hohen Wellen und der Strömung zu kämpfen.» Sie war  mal mit ihm, mal gegen ihn und sorgte dafür, dass er sich in den Pausen nicht einfach ruhig im Wasser halten und seine Kräfte schonen konnte.
Müde sei er am Samstagmittag zwar nicht gewesen, sagt  Adrian Wittwer. Aber seine Handgelenke begannen zu schmerzen. Auch der Neoprenanzug machte ihm wider Erwarten zu schaffen. Die Haut rieb an mehreren Stellen schmerzhaft auf.

Vielleicht ein zweiter Versuch
 

Fast 17 Stunden hielt Wittwer durch.  «Wenn es nur noch 10 Kilometer gewesen wären, hätte ich wohl weitergemacht. Aber noch mal die gleiche Strecke – ummöglich.»  Um 12.40 Uhr am Samstag brach er ab.  Danach aber sei er erstaunlich fit gewesen, es habe noch viel zu erledigen gegeben auf dem Schiff. Erst um 22 Uhr fiel er in einen 12-stündigen Schlaf.


Wittwers Querungsversuch war nicht der letzte gewesen in diesem Sommer. Noch weitere Schwimmer werden von Ludwigshafen aus Bregenz anpeilen. «Vielleicht», sagt Adrian Alejandro Wittwer, «werde auch ich es nochmal versuchen.»

Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung/BZ
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Erstellt: 08.07.2013
Geändert: 08.07.2013
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