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Münsingen - Der Biber staut den Dorfbach und futtert sich durch das Zuckerrüben-Feld

Quelle
Berner Zeitung BZ

An der Giessen sorgt der Biber für Aufsehen – und manchmal für Ärger. Auf dem Land geniesst das Tier viele Freiheiten, während Siedlungsgebiete zu "Interventionszonen" erklärt wurden.

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Marco Zosso ist fasziniert von der Arbeit der Biber, spürt aber auch die Folgen: "In der letzten Zeit haben die Schäden stetig zugenommen." (Bilder: Urs Baumann)
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Ein Biberdamm.
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Erst ein einziges Mal ist Marco Zosso einem wilden Biber begegnet. «Er war ziemlich gross und sprang gerade in den Bach», sagt der Münsinger. Zosso wohnt am südlichen Rand des Dorfes, in einem ländlichen Haus gleich neben der Giessen. Zwischen dem Bach und dem Haus wächst ein kleiner Wald – und hier hat der Münsinger Biber überall seine sichtbaren Spuren hinterlassen.

Der Biber mag Zuckerrüben

In der Giessen hindert ein mächtiger Damm das Wasser am Abfliessen. Auf dem Waldboden liegen Äste ohne Rinde, daneben ragen geschälte Baumstämme in die Höhe. Wenn man genau hinschaut, entdeckt man am Bachbord frische Spuren von Biberpfoten. Und weiter flussaufwärts, Richtung Wichtrach, wo stellenweise Zuckerrübenfelder an die Giessen grenzen, sieht man breite Pfade zwischen Feldern und Fluss. Denn hinter die süssen Rüben macht sich der Biber derzeit besonders gern.

"Schäden haben zugenommen"

Hier geniesst der Biber also viele Freiheiten – während die Siedlungsgebiete zu «Interventionszonen» erklärt wurden. Wenn der Biber dort sein Unwesen treibt, rückt der Werkhof Münsingen an. In Absprache mit dem Wildhüter darf er Biberdämme ganz oder teilweise entfernen, damit ein regelmässiger Durchfluss wieder gewährt werden kann.

Auf dem Land hingegen soll sich der Biber seinen Lebensraum möglichst frei gestalten können. Dies birgt aber auch ein gewisses Konfliktpotenzial. Darum lud die Gemeinde Münsingen die Anwohnerinnen und Anwohner der Giessen zu einem Biber-Rundgang ein. Mit dabei waren Christof Angst, Leiter der Biberfachstelle des Bundesamts für Umwelt, sowie Werkhofchef Daniel Sterchi. Die Fachleute empfehlen den Anwohnern etwa, ihre Bäume mit massiven Drahtgittern zu schützen.

«In der letzten Zeit haben die Schäden stetig zugenommen», sagt Marco Zosso. Aber er hat gelernt, damit umzugehen. «Nach einem Schadenbefall forste ich unser Waldstück immer sofort auf.» Dies bedeutet viel Arbeit, darum hat er einerseits nicht unbedingt Freude. Andererseits findet er aber, dass der Biber ein ausgesprochen interessantes Tier sei: «Wie er es fertigbringt, solch massive Staudämme zu bauen, ist schlicht faszinierend.»


Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung
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Erstellt: 04.11.2013
Geändert: 04.11.2013
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