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Kiesental - Kritik der Bauern entkräftet

Quelle
Berner Zeitung BZ

Gegen die Wasserbaupläne Hünigenmoos und Kiesen hagelt es Einsprachen von bäuerlicher Seite. Der Wasserbauverband Chisebach kontert.

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Hochwasserschutz, hier im Groggenmoos, ist zwingend mit Ökologie gekoppelt. Im Bild: Die renaturierte Chise. (Bild: Beat Mathys)

Zahlreiche Landwirte, die im Gebiet des Chisebachs Land bewirtschaften, wehren sich gegen die geplanten Hochwasserverbauungen. Sie fürchten Landverlust und glauben, Schutz vor Hochwasser liesse sich mit weniger Kulturlandverlust realisieren (wir berichteten). Derzeit sind über 30 Einsprachen hängig. Werden diese weitergezogen, wird das Hochwasserschutzprojekt blockiert. Deshalb melden sich jetzt die Verantwortlichen des Wasserbauverbandes Chisebach: Sie betonen, dass die Projekte von allen Anstössergemeinden bewilligt wurden. «Das übermässige Echo, das eine kleine Gruppe von Einsprechern auslöst, verlangt eine Korrektur unsererseits», sagte gestern Fritz Bay, Präsident des Wasserbauverbandes.

 

An einer Medienkonferenz in Konolfingen versuchte er zusammen mit Geschäftsführer Hans Schäfer, die «irreführenden Argumente der Einsprecher» zu entkräften. Bay betonte, dass die Bevölkerung seit Jahrzehnten auf einen wirksamen Hochwasserschutz warte. Dessen Kernstück sind zwei Rückhaltebecken im Groggenmoos, östlich von Zäziwil und im Hünigenmoos, bei Konolfingen.

 

Streitpunkt Land

 

Die Arbeiten im Groggenmoos stecken derzeit in der Endphase. Die Verantwortlichen betonen, dass von den 10,5 Millionen Franken, die für das Hünigenmoos veranschlagt wurden, fast ein Drittel der Landwirtschaft zugutekommt. «Wir haben mit einer Landumlegung zehn Hektaren Land erworben, um die Bauern zu entschädigen», sagte Geschäftsführer Hans Schäfer. Es gebe keinen Hochwasserschutz, ohne Terrain zu beanspruchen, denn auch hier habe die Ökologie Einzug gehalten. «Wir kommen nicht darum herum, diese Anliegen zusammen mit den Hochwasserschutzmassnahmen umzusetzen», sagte Präsident Fritz Bay. Die Gewässer eingrenzen und regelmässig unterhalten würde nicht genügen.

 

Streitpunkt Gewässerraum

 

Im Hünigenmoos ist geplant, die Chise von der Emmentalstrasse weg in den tiefsten Talpunkt zu verlegen. Damit wird sie ähnlich liegen wie vor ihrer Korrektur um 1850. Das neue Projekt sieht für die Chise einen Gewässerraum von total 23 Metern Breite vor. Darin sind Pufferstreifen und ein Unterhaltsweg von je 3 Metern Breite enthalten (siehe Grafiken). Die Einsprecher glauben aber, dass die Breite des Gewässerraums erheblich reduziert werden könnte. Dies sei aber nicht möglich, erklärt Hans Schäfer. «Das wäre gegenüber heute keine Verbesserung und würde noch zusätzliche Hochwasserschutzmassnahmen erfordern.» Wegen des eidgenössischen Grundwasserschutzgesetzes könnte ab 2018 der Gewässerraum der Chise so oder so nur extensiv, also ohne Dünger genutzt werden. Damit ginge den Bauern ebenfalls Fruchtfolgefläche verloren.

 

Streitpunkt Zonenplan

 

Die Einsprecher kritisieren auch, dass für das Hochwasserschutzprojekt keine Zonenplanänderung vorgenommen wurde. Dies sei aber nicht nötig, weil ein genehmigter Wasserbauplan den rechtlichen Status einer Überbauungsordnung habe. Damit erübrige sich eine Änderung des Zonenplans, betonte Hans Schäfer. Als sinnlos erachten die Verantwortlichen auch die Forderung der Bauern, den Gewerbekanal in Konolfingen tiefer zu legen und auf die Verbauungen zu verzichten. Dies würde auch viel Land beanspruchen, und zahlreiche Leitungen und Brücken müssten angepasst werden. Den Vorwurf der betroffenen Landwirte, dass der Wasserbauverband zu wenig informiert habe, liessen Schäfer und Bay nicht gelten. Sie belegten, dass seit 2003 acht Orientierungen stattgefunden haben und sämtliche Pläne öffentlich aufgelegt waren.


Autor:in
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 03.12.2013
Geändert: 03.12.2013
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