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Rubigen - Fische vom Fliessband

Quelle
Berner Zeitung BZ

Kurt Gasser hat die Fischzucht an der Aare komplett neu aufgebaut. Morgen wird sie eröffnet.

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Fische füttern: Fischwirt Ulrich Standke und Besitzer Kurt Gasser in der neuen Fischzucht. (Bild: Urs Baumann)
Wie ein Giebeldach spannen sich feine Drähte über die Fischzucht. Hunderte diese Fäden schirmen die Anlage ab. «Vor allem Vögel wollen wir damit fernhalten», sagt Ulrich Standke. «Sie könnten Krankheitserreger in die Anlage tragen.» Standke ist der Fischwirtschaftsmeister der neuen Fischzucht Rubigenhof. Morgen öffnet die Zucht ihre Tore. Das heisst, die Tore bleiben für die Öffentlichkeit verschlossen. «Kaum etwas ist in hygienischer Hinsicht so heikel wie eine Fischzucht», sagt Besitzer Kurt Gasser. Wie die Vögel könnten auch zu viele Menschen die Gesundheit der Fische gefährden. Besucher können die von einer Plattform aus überblicken. Zudem gibt es einen Verkaufsladen. Läuft die Anlage einmal auf Hochtouren, möchten Gasser und Standke bis zu 60 Tonnen Fisch pro Jahr produzieren.
 
Das Angebot besteht aus Saiblingen und Regenbogenforellen, die sich schon zu Tausenden in den Fliessbecken tummeln. Vom Ei bis zum ausgewachsenen Fisch dauert es etwa 15 Monate.
 

Bau mit Verspätung

 

In Rubigen werden seit über hundert Jahren Fische gezüchtet. In den letzten vier Jahren aber stand die Produktion still, die alte Anlage war baufällig. Gasser hat die Zucht neu gebaut. Dafür war eine neue Überbauungsordnung Hunzingenrüti nötig. Die Stimmbürger hiessen sie im Sommer des letzten Jahres gut. Es dauerte nun ein Jahr länger als geplant bis zur Eröffnung. Gasser, der in Rubigen lebt, hat mehrere Millionen Franken in die Anlage gesteckt. Über die genauen Kosten mag er allerdings nicht sprechen. Sicher ist, dass er nicht gespart hat. «Es ist eine der modernsten Anlagen der Schweiz», sagt er. Dafür ist jetzt weniger Personal für den Betrieb nötig. Die eigentliche Fischzucht kann Standke zusammen mit einem Teilzeitangestellten erledigen. Daneben werden etwa sechs Personen in der Verarbeitung und dem Verkauf tätig sein.

 

Mensch und Technik

 

Tatsächlich braucht Standke keinen Fuss ins Freie zu setzen, um zu wissen, wie es um seine Fische steht. Die Schaltzentrale befindet sich im Betriebsgebäude. Per Touchscreen kann der Fischwirt die Anlage betreiben: die Wasserzu- und -abflüsse steuern, den Sauerstoffgehalt kontrollieren und die Wasserqualität überprüfen, das Futtersystem betreiben. Auch via Mobiltelefon kann er die Anlage steuern. Trotz der ausgefeilten Technik – der Mensch bleibt der wichtigste Faktor. Darum lebt Standke in einer Wohnung auf dem Fischzuchtareal. Geht der Alarm, ist er blitzschnell vor Ort.

 

Ausbildung in Deutschland

 

Der 31-jährige Standke ist in Lutherstadt Wittenberg aufgewachsen. Wegen seiner Anglerleidenschaft entschied er sich, die 3-jährige Ausbildung zum Fischwirt zu absolvieren und später dann den Fischwirtschaftsmeisterlehrgang zu besuchen. In der Schweiz gibt es diese Ausbildung nicht. Als er die ausgeschriebene Stelle in Rubigen sah, überlegte Ulrich Standke nicht lange. Nun hat er den Bau der Anlage hautnah miterlebt. «Das ist sicher ein grosser Vorteil.» Es gefällt ihm ausgezeichnet. «So schnell kehre ich nicht nach Deutschland zurück», sagt er.


Autor:in
Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 04.12.2013
Geändert: 04.12.2013
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