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Konolfingen - Komitee wehrt sich gegen geplante Tankstelle

Quelle
Berner Zeitung BZ

Dass am Kreuzplatz eine Tankstelle mit Shop gebaut werden kann, gefällt nicht allen. Eine Gruppe sammelt Unterschriften.

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Der Kreuzplatz in Konolfingen. Dass anstelle der alten Häuser eine Überbauung mit Tankstelle und Shop kommt, gefällt nicht allen. (Bild: Hans Wüthrich)
Hier steht das Geschäftshaus der Raiffeisenbank, da der Gasthof Kreuz, vis-à-vis schliesslich das Bauernhaus, in dessen modernem Anbau mit der UBS ebenfalls eine Bank tätig ist. Rundum ist der Kreuzplatz von Bauten umgeben, die von der Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuft werden – nur an der vierten Seite des zentralen Platzes in Konolfingen ist alles anders. Die Häuser dort sind zwar ebenfalls alt, aber nicht sonderlich in Schuss und erst recht nicht geschützt. Im Dorf machte schon das Wort «Schandfleck» die Runde.

Auf dem Land, das vom Kreuzplatz, der Bernstrasse und dem Gleis der BLS begrenzt ist, wird zwar schon lange über eine neue Wohn- und Geschäftsüberbauung nachgedacht. Vorgesehen ist auch eine Tankstelle mit Shop – und genau dagegen regt sich nun Widerstand. Zurzeit sammelt ein Komitee Unterschriften für eine Gemeindeinitiative. Ziel ist es, jenen Passus aus dem Baureglement zu kippen, der im nordöstlichen Teil des Areals eine Tankstelle ausdrücklich zulässt.

Tankstelle und Shop im Visier

«Eine Tankstelle mit Tankstellenshop hat ihre eigene Visitenkarte und passt nicht ins Gesicht unseres Ortszentrums», schreibt die zehnköpfige Gruppe zum Begehren. In ihrem Argumentarium hält sie fest, dass ein solcher Betrieb normalerweise nicht im Zentrum, sondern an den Ausfallstrassen in Richtung Autobahn angesiedelt wird. Sie erinnert weiter daran, dass sich das Gesicht des Kreuzplatzes spürbar verbessert hat, und kommt schliesslich auf den Verkehr zu reden: Rund um eine Tankstelle mit Shop herrsche ein derart intensives Kommen und Gehen, dass die Situation für Fussgänger und Velofahrer problematisch werden könne.

«Uns geht es nicht darum, die für die Zukunft des Zentrums so wichtige Überbauung zu verhindern», betont Hans Hofer im Namen der Initianten, die zum Teil aus dem Umfeld des Freien Forums Konolfingen stammen. Im Visier habe man einzig die Tankstelle mit dem Shop. Oder wie es im Argumentarium heisst: «Mit der Initiative wird die letzte Gelegenheit genutzt, diesen kritischen Aspekt () nochmals breit zu diskutieren.»

Konolfingen «hat die Wahl»

Herbert Schüpbach sieht die Sache allerdings ganz anders. Der Tankstellenunternehmer aus dem Oberaargau besitzt auf dem Areal zwei Liegenschaften und redet als solcher bei der geplanten Überbauung automatisch ein gewichtiges Wort mit. Schon heute macht er klar: Wenn er auf Tankstelle und Shop verzichten muss, steigt er aus. Dann ist das Projekt als Ganzes vom Tisch, denn ohne sein Land lässt sich das Areal nicht in der geplanten dichten Art neu nutzen.

Schüpbach argumentiert genau umgekehrt als die Initianten: Die Tankstelle werde nicht gross stören, da sie voll ins Parterre der neuen Gebäude integriert werde und deshalb nicht gross auffalle. Jeder wolle doch einkaufen und tanken, ein verkehrsreicher Ort wie der Kreuzplatz sei für dieses Vorhaben genau richtig. Letztlich hätten alle ihren Nutzen – Schüpbach wiederholt sich: «Die Gemeinde hat die Wahl. Entweder entscheidet sie sich für eine schöne Überbauung mit einer Tankstelle, oder alles bleibt beim Alten.» Mit den heutigen Häusern, die still vor sich hinlottern.

Noch eine weitere Hürde

Damit die Initiative zustande kommt, sind 200 Unterschriften nötig. Das Komitee ist guten Mutes, diese Zahl zusammenzubringen. Der Gemeinderat muss das Begehren anschliessend vor die Gemeindeversammlung bringen. Das letzte Wort hat allerdings der Kanton, und ob dieser ein Ja stützen würde, ist laut Gemeindepräsident Daniel Hodel (SVP) offen, weil die Vorschriften erst 2007 ebenfalls von der Gemeindeversammlung erlassen worden seien und damit die sogenannte Planbeständigkeit nicht gegeben wäre – die Landbesitzer müssen nämlich für längere Zeit Gewähr haben, im einmal festgelegten Rahmen bauen zu dürfen.

Die Überbauung muss noch eine Hürde nehmen: Noch immer ist offen, ob auch Bäcker Bruno Kindler mitmachen wird. Er gehört ebenfalls zu den Grundeigentümern und betreibt in einem der alten Gebäude seine Backstube. Für sie muss er nun Ersatz finden.

Autor:in
Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 18.07.2014
Geändert: 18.07.2014
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