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Konolfingen - Komitee reicht Initiative gegen Tankstelle ein

Quelle
Der Bund

Mit einer Initiative soll der Bau einer Tankstelle samt Shop im Zentrum von Konolfingen verhindert werden. Ein Investor droht, sich aus dem Projekt zurückzuziehen.

Die Forderung des zehnköpfigen Initiativ­komitees ist unmissverständlich: Die Mitglieder, die teilweise dem Freien Forum Konolfingen angehören, wollen «ein lebendiges Zentrum in Konolfingen – ohne Tankstelle». Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Gruppe vor gut fünf Wochen eine Initiative lanciert, welche sie morgen dem Gemeinderat übergeben will. Wie viele Unterschriften zusammengekommen sind, will Komitee-­Sprecher Hans Hofer noch nicht sagen. Nur so viel: «Wir haben weit mehr als die geforderten 200 Unterschriften.» Die ­Initiative sei in der Bevölkerung «sehr breit» abgestützt.

        

Auslöser für die Initiative sind immer konkreter werdende Pläne, die dereinst auf dem Areal Bernstrasse-Nord gleich gegenüber der Konolfinger Gemeindeverwaltung realisiert werden sollen. Auf jener Parzelle im Zentrum also, die in der Vergangenheit auch schon als Schandfleck bezeichnet wurde. Hier ist eine Überbauung vorgesehen, die neben neuen Wohnungen Platz für Geschäfte bieten soll, unter anderem für eine Tankstelle samt Shop. Gemäss dem Baureglement, das 2007 von der Bevölkerung genehmigt wurde, ist dies denn auch kein Problem. Der Bau einer Tankstelle ist sogar explizit erlaubt.

        

Volk soll «bewusst» entscheiden

        

Und es ist genau dieser Absatz im Reglement, der dem Initiativkomitee sauer aufstösst. «Eine Tankstelle samt Shop gehört nicht in ein Dorfzentrum», sagt Hofer. Dadurch würde zusätzlicher Verkehr generiert, was für alle Verkehrs­teilnehmenden, insbesondere aber für Fussgänger zum Problem werden könnte. Aber auch für die Anwohner sei ein solches Projekt alles andere als ideal, zumal so die Gefahr bestehe, dass sich im Zentrum ein Treffpunkt für die «auto­mobile Konsum- und Freizeitgestaltung» bilde. Tankstellen gehören gemäss dem Komitee an den Dorfrand oder in die Nähe eines Autobahnzubringers.

        

Ihm sei bewusst, dass das Stimmvolk das Baureglement einst abgesegnet habe, sagt Hofer. «Kaum jemand war sich damals aber im Klaren darüber, dass dieses den Bau einer Tankstelle ­explizit vorsieht.» Mit der Initiative soll die Bevölkerung nun die Möglichkeit erhalten, «bewusst ja oder nein zu einem solchen Projekt zu sagen».

        

Genug vom Hin und Her

        

Der Tankstellenbetreiber Herbert Schüpbach kann der Initiative indes nichts abgewinnen. Er besitzt auf der Parzelle zwei Liegenschaften. Gemäss Schüpbach ist die Tankstelle, aber insbesondere der dazugehörige Shop «ein klares Bedürfnis». «Im Moment gibt es in Konolfingen keine Möglichkeit, auch sonntags einzukaufen.» Wer etwas benötige, müsse nach Grosshöchstetten fahren, «und zwar mit dem Auto». Ein Tankstellenshop komme also auch jenen zugute, die kein Auto besässen. Er ist zudem überzeugt, dass eine Tankstelle weder dem Ortsbild schaden noch zusätzlichen Verkehr generieren würde. Zudem sei der Dorfkern Konolfingens bereits heute ein regelrechter Verkehrsknotenpunkt, führen doch bis zu 20 000 Fahrzeuge täglich durchs Zentrum.

        

Schüpbach hat das ganze Hin und Her mittlerweile satt: «Wenn morgen die ­Initiative eingereicht wird, ist die Sache für mich gegessen.» Er werde sich aus dem Projekt zurückziehen und seine Liegenschaften weiterhin vermieten, «so wie ich das während der letzten acht Jahre gemacht habe».

        

AGR hat das letzte Wort

        

Sollte Schüpbach seine Ankündigung wahr machen, könnte dies das Aus für die geplante Überbauung beim Kreisel bedeuten. Es sei durchaus möglich, dass der Gemeinderat wieder «auf Feld eins» beginnen müsse, sagt Vize-Gemeindepräsident Stephan Jost (parteilos), der für das Ressort Bau und Planung zuständig ist. Er sei aber zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden könne. Zumal mit dem Einreichen der Initiative das Projekt Tankstelle samt Shop noch längst nicht verhindert sei. «Es gilt noch einige Hürden zu überwinden», so Jost. Zuerst müsse die Gemeindeversammlung zustimmen. Das letzte Wort hat das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR). Dies, weil das Baureglement bereits genehmigt worden ist. Für die Gemeinde wäre es wünschenswert, wenn das Areal bald überbaut werden könnte, sagt Jost.

 

[i] Siehe auch News-Artikel "Konolfingen - Komitee wehrt sich gegen geplante Tankstelle" vom 18.7.2014...


Autor:in
Lisa Stalder, "Der Bund"
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Erstellt: 11.08.2014
Geändert: 11.08.2014
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