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Umfahrung: Einblick in die Schlucht von Worb
Seit zweieinhalb Jahren wird gebaut. Jetzt geht das Worber Strassenprojekt in die letzte Phase. Die Arbeiten für den 460 Meter langen Wisletunnel haben begonnen. Am Samstag kann die Grossbaustelle besichtigt werden.
Es ist etwas los am Fuss des Wislehügels in Worb. Baumaschinen lärmen, auf breiten Pisten fahren pausenlos schwere Lastwagen hin und her. Die Baugrube des Wisletunnels zieht sich wie eine breite Schlucht vom Worbboden bis zum Sportzentrum. Am Grund des gegen 8 Meter tiefen Grabens sind die letzten Aushubarbeiten im Gang.
Der eigentliche Tunnelbau beginnt in den nächsten Wochen, die Vorarbeiten dafür sind bereits im Gang. Am Samstag lädt der Kanton als Bauherr zum Tag der offenen Baustelle. Sie ist gegenwärtig die zweitgrösste nach der A-5-Umfahrung in Biel. Am Rand der künftigen Worber Umfahrungsstrasse werden übermorgen Einblicke in die aktuellen Arbeiten ermöglicht. An Informationsständen wird den Besuchern zudem das Projekt nähergebracht (siehe Kasten).
Rückstand aufs Bauprogramm
Am 28. Februar 2012 wurde der Baustart gefeiert. Seither hat sich das Gelände südwestlich von Worb dramatisch verändert. Nebst der neuen RBS-Brücke – unter ihr wird künftig die Umfahrungsstrasse durchführen – fällt vor allem die Tunnelbaustelle ins Auge. Auf einer Länge von rund 500 Metern wurden das Gelände vertieft und die Grubenwände mit Armierungseisen gesichert. Dorthin kommt der Tagbautunnel zu liegen.
Auf den Flächen neben der Baugrube türmen sich derzeit mehrere hohe Deponien mit Aushubmaterial. Ein grosser Teil davon wird später benutzt, um den Tunnel zu überdecken. «Wir haben rund drei Monate Rückstand aufs Bauprogramm», sagt Adrian Gygli, Projektleiter beim Oberingenieurkreis II. Grund der Verzögerung: Die Sandstein- und Nagelfluhschichten im Untergrund waren grösser als nach den Probebohrungen angenommen worden war.
Gestein von früherem Fluss
Das Gestein am Fuss des Wislehügels lässt den Schluss zu, dass dort vor ein paar Hunderttausend Jahren ein breiter Fluss floss (Nagelfluh) und sich später zeitweise ein See ausbreitete (Sandstein). Das hat in unserer Zeit Folgen: Der Aushub gestaltete sich schwieriger als geplant. So waren Versuche nötig, wie dem Fels am besten beizukommen sei. «Nagelfluh ist schwer abbaubar», erklärt Gygli. «Statt Abbauhämmer einzusetzen oder zu sprengen, entschieden wir uns fürs Fräsen.» Dies schont die ohnehin lärm- und staubgeplagten Anwohner vor noch mehr Immissionen.
Momentan wird beim künftigen Tunnelportal auf der Seite Worbboden das Fundament betoniert. Danach beginnt der Tunnelbau. Zuerst muss die Schalung fürs erste Gewölbeelement errichtet werden. Nach dem Betonieren wird die Schalungskonstruktion verschoben, und das nächste Element ist an der Reihe. «Für den Bau eines Elements rechnen wir eine Woche», sagt Gygli. Bei 37 Elementen sind dies neun Monate reine Bauzeit. Der Rohbau des Tunnels dürfte also im Herbst 2015 beendet sein.
Tunnel neben Schulhaus
Begonnen hat auch der Bau des nördlichen Teils der Umfahrungsstrasse. Neben dem Schulzentrum Worbboden graben sich die Bagger durch den Kiesuntergrund. Auch dort wird ein Tunnel gebaut, der 90 Meter lang ist.
Die Umfahrung Worb kostet inklusive Neugestaltung der Ortsdurchfahrt 69 Millionen Franken.
[i] Offene Baustelle
Am Samstag, 13. September, kann die Grossbaustelle der Umfahrung Worb besichtigt werden (10 bis 16 Uhr). An acht Posten präsentieren die beteiligten Baufirmen Wissenswertes, zum Beispiel zu Tunnelbau, Reinigung des Baustellenabwassers, Baugrubenüberwachung und Maschinen. Es gibt auch ein Festzelt mit Musik (11.30, 13.30, 15 Uhr) und Kinderattraktionen. Um 11 Uhr findet ein Rundgang mit Regierungsrätin Barbara Egger- Jenzer statt. Zugang zur Baustelle über die Mattenstrasse.
Erstellt:
11.09.2014
Geändert: 11.09.2014
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