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Oberdiessbach - Kritik an der Agrarpolitik
Die Dorfparteien luden zur Podiumsdiskussion zum Thema «Ernährungssicherheit» ein. Der Grundton: Mehr Transparenz, bessere Deklaration und weniger Administration für Landwirte.
Die Oberdiessbacher Ortsparteien EVP, FDP, SP und SVP luden zur überparteilichen Podiumsdiskussion zum Thema «Brauchen wir in der Schweiz mehr Ernährungssicherheit?» ein. An dem von Daniel Salzmann, dem stellvertretenden Chefredaktor des «Schweizer Bauern», moderierten Anlass nahmen Rolf Bernhard, Migros Aare, Nationalrat Rudolf Joder, Grossrat Fritz Ruchti und Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz, Stellung zum Thema.
Regionale Produkte gefragt
Der Bauernverband will mit einer Initiative die Sicherheit der Versorgung mit Lebensmitteln aus nachhaltiger einheimischer Produktion verbessern. «Wir sind nicht einverstanden mit der Agrarpolitik 2014–2017 und wollten das Referendum ergreifen, das aber nicht zustande kam. Mit der AP 2014–2017 sind wir jedoch auf dem falschen Weg», äusserte sich Rudolf Joder, Mitglied des Initiativkomitees. «Wir sind das Land mit den meisten Nahrungsmitteleinfuhren pro Kopf. Die Nahrung sollte dort produziert werden, wo sie gegessen wird», war seine Meinung.
Sara Stalder hat die Initiative nicht unterschrieben. Sie ist der Überzeugung, dass sie nichts bringt. «Die Schweizerinnen und Schweizer kaufen sehr gerne regionale Produkte. Die Frage ist, wie sie produziert werden. Wir verbrauchen jährlich 100 Millionen Liter Erdöl für Traktoren, die Dünge- und Futtermittel stammen meistens aus dem Ausland. Wir sollten das ganze Spektrum betrachten und nur das brauchen, was wir selber haben», erklärte sie. Ein Dorn im Auge sind ihr die enorm gestiegene Administration für die Landwirte, vor allem aber die Gastronomiebetriebe, die ihre Ware zu wenig deklarieren. Auch dem Landwirt Fritz Ruchti ist Ernährungssicherheit wichtig. Dennoch habe er die Initiative nicht unterschrieben, weil er nicht sehe, wohin das führen würde. «Wir sind ein Vollerwerbsbetrieb, aber langsam werden wir zum Transportunternehmen, weil wir gezwungen sind, unsere Zuckerrüben oder unsere Kartoffeln immer weiter weg abzuliefern. Dafür bräuchte es ein raumplanerisches Umdenken sowie das Senken der gesetzlichen Auflagen. Zudem drückt Liberalisierung die Preise. Wir kämpfen für gleich lange Ellen», äusserte er sich.
Kunde in zentraler Rolle
Die Migros wolle sich nicht vor der Marktöffnung verschliessen, sagte Rolf Bernhard. «Regionale Produkte sind uns sehr wichtig, und es ist eine tolle Zusammenarbeit mit den Produzenten entstanden. Der Kunde spielt jedoch eine zentrale Rolle, und ihn können wir nicht erziehen», führte er aus. «Wir müssen das produzieren und fördern, was sich am besten verkauft. Die Produktion sollte effizient, ökologisch und ressourcenschonend sein», fügte er an.
Aus dem Publikum wurden die übermässigen Kontrollen kritisiert und dass der Verkauf von ägyptischen oder israelischen Frühkartoffeln etwa in der Migros durch bestmögliche Position gepusht werde. «Die Grundfrage ist: Wollen wir überhaupt noch eine Landwirtschaft oder keine mehr?», hielt Rudolf Joder fest. «Die momentane Richtung ist falsch. Die Stalltüren gehen zu», warnte der SVP-Grossrat.
Erstellt:
13.09.2014
Geändert: 13.09.2014
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