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Münsingen schafft die Sensation: Feuz’ Freude, Aegerters Auge

Quelle
Berner Zeitung BZ

Grosser Abend für den FC Münsingen: Gegen Wil siegen die Aaretaler 3:2 und stehen erstmals im Cupviertelfinal; das entscheidende Tor gelingt Silvan Aegerter aus 50 Metern.

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Der Künstler und die Gratulanten: Silvan Aegerter (3. von links) nach seinem Kunstschuss im Cupspiel gegen Wil. (Bild: Christian Pfander)
Und was macht der Mann, in der Stunde seines grössten Erfolgs? Er eilt in die Kabine, auf direktem Weg, Blick gesenkt, die Miene starr. «Ich brauchte ein paar Minuten für mich, und vor allem sollte die Bühne meinen Spielern gehören.» Kurt Feuz wirkt erschöpft, auf der Stirn glänzt noch Schweiss, am Fliessband drückt er Hände jetzt.

Als sich Münsingens Trainer etwa zehn Minuten nach dem Schlusspfiff und dem sensationellen 3:2-Sieg im Cupachtelfinal gegen Wil aus der Garderobe wagt, ist das Fest in vollem Gange und das Freibier sogar per Stadionspeaker beglaubigt. Die allermeisten der 1200 Fans sind völlig aus dem Häuschen: Dem 1.-Liga-Klub aus dem Aaretal ist gestern die grosse Überraschung gelungen.

Es war ja gewissermassen ein kleiner Krisengipfel, zu dem sich die Münsinger mit dem Gast aus der Challenge League trafen. Drei Niederlagen setzte es für Feuz’ Team in der Meisterschaft zuletzt ab, beim von Neno Kuruzovic trainierten Wil waren es sogar deren vier in Serie.

Lavoratos feine Freistösse

Das fehlende Selbstvertrauen machte sich vorab indes nur bei den Ostschweizern bemerkbar; der FC Münsingen aber brauchte kaum Anlauf. David Frey, Bruder des von YB zu Lille transferierten Michael, sorgte nach zehn Minuten mit einer gefährlichen Flanke für Gefahr und zwei Minuten später lag der Ball bereits im Wiler Tor. Luca Lavorato, der auffälligste Münsinger in der Startphase, trat einen scharfen Freistoss von links, Wils Goalie Yannick Brecher wehrte zu kurz ab und Sandro Christen traf zur Führung.

Auf tiefem, teils holprigem Terrain waren Standardsituationen ein probates Mittel, «und unsere waren gerade in der ersten Halbzeit enorm gefährlich», wie Kurt Feuz erfreut feststellte. Denn nur sechs Minuten nach dem 1:0 kam Münsingen abermals zu einem Freistoss von links, wieder lief Lavorato an, und diesmal war es Patrick Strahm, der am näheren Pfosten alle überraschte. 2:0, die Wiler wussten nicht richtig, wie ihnen geschah. Sie hatten mehr Ballbesitz, mehr Spielanteile, aber die meisten Angriffe versandeten – was YB-Leihgabe Haris Tabakovic verletzt von der Bank aus zur Kenntnis nahm.

«Ich fehlte die letzten zwei Partien noch wegen einer Zerrung und ging eigentlich mit einem unguten Gefühl ins Spiel», sagte Lavorato, der auf dem linken Flügel gerade in der Startphase gross aufspielte. In der 26. Minute stand er bei seinem spektakulären Seitfallzieher nur knapp im Abseits. Die Offsidefrage indes war dann bei Silvan Aegerters Versuch wenig später noch weiter weg als das Tor – aus gut und gerne 50 Metern traf der einstige Profi über Goalie Brecher hinweg. «Das probiere ich ab und zu, etwa in Freundschaftsspielen, jetzt hats tatsächlich einmal geklappt», meinte der Assistenztrainer und Innenverteidiger, der früher für Thun und den FC Zürich spielte.

Mit den richtigen Worten

Drei Längen Vorsprung zur Pause, was konnte da den Münsingern noch gefährlich werden? «Ein frühes Tor», wusste Feuz nach dem Spiel. In der 56. Minute verkürzte Gjelbrim Taipi per Penalty zum 1:3, später Samir Fazli gar zum 2:3, Münsingen war nun arg in Bedrängnis. Und was sagte der Mann, als alles überstanden und sein Schweiss getrocknet war? «Nun, wir haben heute alle noch bis 16 Uhr gearbeitet, da kann es schon mal ein bisschen eng werden.» Kurt Feuz kam mit den richtigen Worten aus der Garderobe.

Autor:in
Moritz Marthaler, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 31.10.2014
Geändert: 31.10.2014
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