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Eishockey - 532 Tage danach - Mosers Debüt

Quelle
Berner Zeitung BZ

Im Frühsommer 2013 hat Simon Moser bei Bern einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Heute wird der 25-Jährige in Ambri seine erste (!) Meisterschaftspartie für den SCB bestreiten.

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Auf dem beschwerlichen Weg zurück: Vorgestern absolvierte Simon Moser unter Assistenztrainer Lars Leuenberger noch ein Einzeltraining. Heute wird er in Ambri als 13. Stürmer ins Team zurückkehren. (Bild: Urs Baumann)

Es war ein heisser Freitag, der 7., im Juni 2013. Die Sonne kündigte die Ankunft des Hochsommers an – und Simon Moser unterschrieb in Bern einen Zweijahresvertrag. Die Freude war gross beim SC Bern über den Transfercoup, hatte doch der Flügel zuvor an der WM in Stockholm brilliert, mit SCB-Captain Martin Plüss und Nino Niederreiter ein starkes Sturmtrio gebildet. Doch so richtig rechnete niemand damit, dass Moser zu Beginn der Saison 2013/2014 tatsächlich für Bern antreten würde, existierte doch in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel. Wie erwartet reiste der Flügelstürmer im Herbst ins Vorbereitungscamp der Nashville Predators und verbrachte die Spielzeit in Nordamerika. Er kam auf 6 NHL-Einsätze (1 Tor, 1 Assist), spielte aber meistens in der AHL für Milwaukee.

Mosers Muskel und Milz

Der besagte Freitag ist mittlerweile 532 Tage her. Noch immer hat Moser für seinen Klub keine Meisterschaftspartie bestritten. Es ist eine spezielle Geschichte, die auch von Pech, Verletzungen und Krankheit handelt. Nach einem Jahr in Übersee bestritt Moser die Vorbereitung auf diese Saison mit dem SCB, kam in der Champions Hockey League zum Einsatz. Beim Auswärtsspiel in Tampere folgte der Schock: Während eines Zusammenpralls wurde Mosers linker Oberschenkel durch einen gegnerischen Schlittschuh aufgeschlitzt. Die Ärzte stoppten die Blutung unverzüglich, im Krankenhaus wurde die Wunde notfallmässig genäht. Ein Teil des Muskels blieb auf dem Eis liegen, in der Grösse eines Zweifrankenstücks. Wegen Infektionsgefahr wurde es nicht mehr angenäht. «Ich glaube nicht, dass mir nun etwas fehlt», sagt Moser und schmunzelt.

Nach der Rückkehr in die Schweiz musste sich der 25-Jährige im Inselspital einem weiteren Eingriff unterziehen, durfte das Bein anschliessend nicht belasten, war zum Nichtstun gezwungen. Ehe Moser das Training wieder aufnehmen konnte, war er erkrankt. Der Schlosswiler lag anderthalb Wochen mit Fieber im Bett. Die Ärzte diagnostizierten Pfeiffer’sches Drüsenfieber. Die Milz schwoll stark an, Moser musste sich einen weiteren Monat gedulden. Es war eine schwierige Zeit für ihn, zumal er seit der WM 2012 immer wieder von Verletzungen gebremst wird: Kreuz- und Innenbandriss im linken Knie, Meniskus, Knochenriss im Fuss, Schulterverletzung – das Bulletin ist lang.

«Ich muss auf mich schauen»

Seit zwei Wochen absolviert Moser das volle Trainingspensum. «Vor einigen Tagen hatte ich kein gutes Gefühl, aber jetzt geht es immer besser.» Noch fehlen ihm Kraft, Kondition – und natürlich Wettkampfpraxis. Trainer Guy Boucher gedenkt, Moser an diesem Wochenende gegen Ambri und Genf einzusetzen. Der Stürmer sehnt sein Debüt herbei. «Ich bin extrem motiviert und will endlich eine NLA-Partie für Bern bestreiten. Schliesslich hat mich der Klub fürs Spielen und nicht fürs Zuschauen geholt.» Als kurzfristiges Ziel nennt Moser, «möglichst rasch die Form zu finden, dem Team zu helfen, ein Leader zu sein». Langfristig liebäugelt er mit der Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Mai in Prag.

Im Frühling läuft auch Mosers Kontrakt in Bern aus. Ist er dem SCB, für den er noch keine Meisterschaftsbegegnung bestritten hat, in gewisser Hinsicht eine Vertragsverlängerung schuldig? Der Stürmer gibt eine ehrliche Antwort: «Das mag von aussen vielleicht so aussehen. Aber es ist meine Karriere, ich muss auf mich schauen und entscheiden, wo ich mich am besten entwickeln und möglichst weit kommen kann.» Zurzeit verhandelt der 25-Jährige mit keinem Klub. «Ich konzentriere mich ganz auf mein Comeback. Es gilt, möglichst bald ein hohes Niveau zu erreichen.» Heute Abend wird Simon Moser in Ambri endlich seinen NLA-Einstand im Dress des SCB geben – an einem kalten Freitag, dem 21., im November 2014.


Autor:in
Reto Kirchhofer, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 21.11.2014
Geändert: 21.11.2014
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