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Biglen - Jahrelang allein, jetzt im Team

Quelle
Berner Zeitung BZ

Der Arzt Peter Abbühl hat seine Einzelpraxis kurzerhand in die Hausärzte Biglen AG umgewandelt. Dort ist man jetzt zu viert unterwegs und unterstützt sich gegenseitig.

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Das Team: (v.l.) Vera Merki, Peter Abbühl, Irène Kieffer, Marion Habersack. (Bild: zvg)

28 Jahre lang hat Peter Abbühl in Biglen seine Arztpraxis geführt. 15-Stunden-Tage waren keine Seltenheit für ihn, aber mit zunehmendem Alter begann er sich Gedanken über seine Nachfolge zu machen. Im Juni hat der 61-Jährige zusammen mit Marion Habersack die Einzelpraxis in die Aktiengesellschaft Hausärzte Biglen umgewandelt und zwei Ärztinnen in Teilzeit eingestellt: Verena Merki und Irène Kieffer.

Der langjährige Einzelkämpfer kann sich vorstellen, das Team noch zu erweitern, nicht ganz ohne Eigennutz: «Das würde mir erleichtern, in absehbarer Zeit mein Pensum herunterzufahren und meine Nachfolge zu regeln», sagt Abbühl. Es sei aber nicht ganz einfach, Mediziner zu finden, die in einer Praxis auf dem Land arbeiten wollen. Erstens gebe es viel zu wenige Studienabgänger, und zweitens «ist Biglen nicht gerade der Nabel der Welt».

Immer noch Hausbesuche

Vielleicht haben Studienabgänger noch das Bild des guten alten Hausarztes vor Augen, der täglich 24 Stunden erreichbar sein muss und zu jeder Tages- und Nachtzeit in entlegenen Weilern Patienten aufsuchen muss. Solche Ärzte gehören zur aussterbenden Sorte. Ausserhalb der Geschäftszeiten nimmt die Hausärzte Biglen AG Notrufe nicht selber entgegen, sondern leitet sie ins Spital Langnau um. Allerdings betont Peter Abbühl: «Ist ein Patient nicht transportfähig, mache ich immer noch Hausbesuche, und das erst noch gern.» Ihm liegt die medizinische Grundversorgung in der Region am Herzen. «Sie muss auf einem Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt basieren und familiär sein.»

In den fast drei Jahrzehnten, in denen Abbühl in Biglen praktiziert, hat er mit vielen Menschen ein enges Verhältnis aufgebaut. Von einigen Familien behandelt er nun schon die dritte Generation und hofft, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Intensive Teamarbeit

Peter Abbühl sieht in der Teamarbeit nur Vorteile: «Wir unterstützen einander in jeder Hinsicht, besprechen Fälle und helfen uns bei Unsicherheiten.» Eine Diagnose sei nicht einfach eine Diagnose: «Die Kunst ist, herauszuspüren, was dahintersteckt.» Auch in dieser Suche nach Ursachen bestärke man einander.

Natürlich sieht Abbühl auch Vorteile in seiner Rolle des Ältesten im Team und desjenigen, der bestimmte Fälle schon oft erlebt hat. «In Notfällen bleibe ich ruhig», sagt er, will sich aber nicht als etwas Besonderes sehen. Er freut sich einfach, dass der Aufbau dieser Gruppenpraxis gelungen ist, und sagt bescheiden: «Wir bieten einfach eine Struktur für Patienten und Ärzte, die allen dient.»

Autor:in
Laura Fehlmann, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 18.12.2014
Geändert: 18.12.2014
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