• Region

Walkringen - Wo Junge auf das Leben vorbereitet werden

Quelle
Berner Zeitung BZ

Die Friederika-Stiftung investiert über eine Million Franken in die Erneuerung ihres Standortes an der Hauptstrasse. Auch die Suche nach neuen Wohnformen für die Jugendlichen bleibt ein Thema.

0879899941f15ba3b89fd70bf5c18daf.jpg
0879899941f15ba3b89fd70bf5c18daf.jpg
Institutionsleiterin Johanna Walter vor dem Hauptgebäude der Freiderika-Stiftung. Bald soll hier gebaut werden. (Bild: Andreas Blatter)

Das freut die Institutionsleiterin der Walkringer Friederika-Stiftung, Johanna Walter. Der Stiftungsrat hat an seiner letzten Sitzung einen Baukredit von 1,1 Millionen Franken gesprochen. Mit dem Geld soll das Dach des erhaltenswerten Hauptgebäudes ersetzt und energietechnisch auf den neusten Stand gebracht werden, sagt Johanna Walter. Zudem soll die obere Wohngruppe neu gestaltet und den Erfordernissen des Ausbildungskonzeptes angepasst werden. «Die Jugendlichen verziehen sich in ihrer Freizeit nicht gerne in ihr Zimmer, lieber treffen sie sich im Gang und beobachten das alltägliche Treiben in der Stiftung», erklärt sie das Bauvorhaben. Im März beginnen die Arbeiten und sollten bereits im August abgeschlossen sein.

Fünf Berufe

Die über hundert Jahre alte Friederika-Stiftung in Walkringen ist eine Ausbildungsstätte für Jugendliche mit einer Lernbeeinträchtigung. Die Institution bietet 24 Ausbildungsplätze in fünf verschiedenen Berufsgattungen an. Ein Ziel der Stiftung ist, den 16- bis 20-jährigen Lernenden mit einer Praktischen Ausbildung den Einstieg in die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Während zwei Jahren bereiten sie sich hier auf den ersten Arbeitsmarkt vor. Auf dem Gelände gibt es eine Schreinerei, eine Gärtnerei und den eigenen Landwirtschaftsbetrieb Oberlehn. Auch eine Ausbildung im Bereich Hauswirtschaft und Küche kann hier absolviert werden.

Nicht nur die berufliche, sondern auch die soziale Integration gehört zum Konzept der Friederika-Stiftung. Deshalb kommen die Lernenden hier nicht nur in die Berufsausbildung, sondern wohnen auch in der Stiftung. Denn gerade in diesem Bereich könnten Selbst- und Sozialkompetenzen gefördert und gefestigt werden, sagt Johanna Walter. Deshalb gehört zum Alltag der Institution auch die sogenannte Wohnschule. Hier lernen die Jugendlichen beispielsweise das Ausfüllen eines Mietvertrags, oder sie stellen sich ihr eigenes Wochenbudget zusammen. Und auch Ämtli müssen sie erledigen. «Wichtig ist ebenfalls, dass die Lernenden ein Hobby ausüben», sagt Walter. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Musikunterricht zu nehmen. Aber auch verschiedene Sportarten sind im Angebot.

Weniger Zeit

«Es hat sich einiges getan in den letzten Jahren», erinnert sich Johanna Walter. Beispielsweise sei eine Zusicherung der Leistung durch die Invalidenversicherung für die Jugendlichen heute erst einmal auf ein Jahr beschränkt und nicht wie früher auf zwei. «Das löst viel Unruhe und Verunsicherung aus. Gerade Lernende mit einer Lernbeeinträchtigung brauchen mehr Zeit.» Aber auch die komplexeren Situationen der Jugendlichen sind eine grosse Herausforderung.

Neue Wohnformen

Auch der Blick in die Zukunft ist der Institutionsleiterin wichtig. «Wir sind beispielsweise auf der Suche nach Arbeitgebern, welche Praktikumsstellen oder Arbeitsplätze für unsere Jugendlichen anbieten könnten.» Zudem sei die Weiterentwicklung des Bereichs Wohnen ein Thema. So schaue man sich nach neuen Wohnformen um. Als Vorbild diene die Wohngemeinschaft im nahe gelegenen Stöckli. «Die Lernenden schätzen sehr, dass sie dort zu viert wie in einer Wohngemeinschaft leben und schon einmal die Selbstständigkeit üben können.»


Autor:in
Martin Burkhalter, Berner Zeitung BZ
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 22.01.2015
Geändert: 22.01.2015
Klicks heute:
Klicks total: