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Rubigen - Es knirscht weiter im Gebälk der Mühle Hunziken

Quelle
Der Bund

Eine Kündigung, eine Demo und ganz viele Vorwürfe: In der Mühle Hunziken rumort es wieder. Philipp Fankhauser und sein Team wollen offenbar die Familie Burkhart aus dem Betrieb haben.

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Im Kulturlokal Mühle Hunziken brodeln die Gemüter weiter. (Bild: Martin Guggisberg)
Es werde wieder Ruhe einkehren in der Mühle Hunziken. Das war die vorherrschende Meinung, nachdem Anfang Dezember 2014 zwei Pensionskassen das Konzertlokal und die Baulichkeit in Rubigen kauften. Der Konzert- und Barbetrieb wurde an den Bluesmusiker Philipp Fankhauser und an Thomas Burkhart übergeben, den Sohn von Mühli-Pesche.


Vier Monate später ist diese Allianz bereits am Bröckeln. Im Zentrum des Sturms ist einmal mehr Philipp Fankhauser und dessen Entourage. Doch dieses Mal hat man den Zorn aus dem eigenen Lager auf sich gezogen.

Die letzte Hoffnung

Thomas Burkhart und dessen Frau Tamara, die in der Mühle auch in den finstersten Zeiten als Bühnentechnikerin für gutes Licht sorgte, kämpften drei Jahre lang an der Seite von Philipp Fankhauser für die Übernahme des Clubs. Gegen den eigenen Vater beziehungsweise Schwiegervater.

Doch nun ist Schluss mit dem Schulterschluss. Das Team Fankhauser will Tamara Burkhart offenbar aus der Mühle Hunziken raus haben. Und es sollen wüste Worte gefallen sein. Man habe genug von der «Burkhart-Scheisse», soll es aus dem Fankhauser-Lager getönt haben, wie Tamara Burkhart erzählt.
 

Nun hätten die Fankhausers und ihr Anwalt erreicht, was sie schon immer wollten: «Mit einem lächerlichen Betrag haben sie sich das Konzertlokal unter den Nagel gerissen, und nun wollen sie uns loswerden.» Der Nächste, den man aus dem Betrieb treiben wolle, sei ihr Mann Thomas Burkhart, sagt sie. «Solange wir ihnen nützlich waren, lief alles prima.»

«Jetzt haben sie mir aus nichtigem Anlass, nach einer verbalen Auseinandersetzung, das Ende des Arbeitsverhältnisses auf kommenden Sommer angekündigt.» Die einzige Hoffnung, die sie noch habe, sei, dass die Vermieter – die beiden alternativen Pensionskassen Coopera und Gepabu – diesem Treiben nicht einfach tatenlos zusähen. Diese Hoffnung dürfte sich indes zerschlagen.
 

Wie Ruedi Ursenbacher, der Stiftungsratspräsident der Gepabu, sagt, habe man Kenntnis von den Unstimmigkeiten, werde sich aber nicht einmischen. «Dafür fehlt uns die Handhabung.» Für Samstagabend ist vor der Mühle eine Solidaritätskundgebung für Tamara Burkhart geplant.

Ominöse „Änderungen“

Thomas Bähler, der Anwalt von Christoph und Philipp Fankhauser, widerspricht den Darlegungen von Tamara Burkhart. Es sei in letzter Zeit keine Kündigung in der Mühle Hunziken ausgesprochen worden, schreibt er auf Anfrage.

«Was stimmt, ist, dass arbeitsrechtliche Abmahnungen ausgesprochen werden mussten – gegen wen und aus welchen Gründen dürfen und möchten wir nicht bekannt geben.» Allerdings kündigt er an, dass auf die Sommerpause hin «aus organisatorischen und finanziellen Gründen» Änderungen bei den Festanstellungen vorgenommen würden.

Was nett und diplomatisch klingt, läuft letztlich dann wohl doch auf die Kündigung hinaus, gibt es doch im Mühle-Team nur drei Festangestellte: Neben Christoph Fankhauser sind das – Tamara und Thomas Burkhart. Sie sei von der Firma Kellerhals Anwälte, für die Thomas Bähler arbeite, über die Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses im Sommer informiert worden, sagt Tamara Burkhart. Ausserdem sei das ganze Mühle-Team per Mail über diesen Schritt in Kenntnis gesetzt worden. «Mehr Kündigung geht nicht», sagt Tamara Burkhart.

Seit das Team Fankhauser in der Mühle das Sagen habe, sei die Sache mit den Abmahnungen in die Gänge gekommen. Zum Beispiel sei sie abgemahnt worden, weil sie eine Tagessuppe ins Verpflegungssortiment aufgenommen habe, ohne zuvor das Team zu informieren. «Zuvor, als wir ihnen noch nützlich waren, hat es keine Beanstandungen gegeben», sagt Tamara Burkhart in bitterem Ton. «Die Sache ist vermutlich von langer Hand geplant.»

Vonseiten Thomas Bählers klingt das so: «Die bereits vorgenommenen und noch geplanten Neuerungen in der Mühle Hunziken werden leider nicht von allen gleich gut aufgenommen.» Damit die «Meinungsverschiedenheiten im Team» gelöst werden könnten, sei ein externes Coaching geplant. Für eine Stellungnahme nicht zu erreichen war der Bluesmusiker Philipp Fankhauser.

Mühli Pesches Ahnung

Mühli-Pesche sprach stets von einer feindlichen Übernahme der Mühle durch Philipp Fankhauser, Bruder Christoph und deren Anwalt Thomas Bähler. Vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit, den beide Seiten durch verschiedene Gerichtsinstanzen zogen. Der Vorwurf von Mühli-Pesche: Fankhauser habe die Mühle Hunziken übernommen, ohne die einst vertraglich festgehaltene Absicht einzulösen, diese auch käuflich zu erwerben.

Das Fankhauser-Lager betreibe die Mühle bloss, weil es sich eine Mehrheit in der Betreiber-GmbH erschlichen habe. Bevor dieser Fall erneut die Gerichte beschäftigt hätte (in erster Instanz obsiegte Philipp Fankhauser), willigte Mühli-Pesche überraschend einem Verkauf an das Fankhauser-Lager ein, welches bald die beiden Pensionskassen als Käufer vorstellte.
 

Er habe keine Lust, den Rest seines Lebens in gerichtliche Auseinandersetzungen verstrickt zu sein, sagte Mühli-Pesche damals. Kurz nach dem Verkauf der Mühle, am Abend des 25. Dezember 2014, verstarb er in seinem Haus in Südfrankreich. Auch in den wüstesten Phasen der Auseinandersetzung mit den Fankhausers und seinem Sohn Thomas hat Mühli-Pesche immer wieder erwähnt, dass ihm in der ganzen Geschichte sein Sohn am meisten leidtue. Er sei zwischen die Fronten geraten, und er befürchte, dass seine Partner ihn fallenlassen werden, sobald sie sich in der Mühle eingenistet hätten.

So weit ist es freilich noch nicht. Wie Thomas Burkhart auf die Entlassung seiner Frau reagieren wird, ist noch unklar. Ebenso, ob er von den «Änderungen bei den Festanstellungen» betroffen ist. Er richtet aus, dass er vertraglich verpflichtet sei, zu den Vorfällen zu schweigen. Er lässt aber auch durchschimmern, dass er sich am Samstagabend an der Demo für die Erhaltung des Arbeitsplatzes seiner Frau beteiligen werde.

Es knirscht also weiter im Gebälk der Mühle Hunziken. Im diesem Holz scheint endgültig der Wurm drinzustecken.


Autor:in
Ane Hebeisen, "Der Bund"
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Erstellt: 17.04.2015
Geändert: 17.04.2015
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