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Biglen - Die Retter des Skilifts

Quelle
Der Bund

Nach dem Znacht widmen sich viele Menschen der Vereinsarbeit. So auch die Familienväter aus Biglen und Walkringen, die einen Verein gegründet haben, um einen Kinderskilift zu erhalten.

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Stefan Hofer, Peter Jordi und Daniel Kohlbrenner vom Verein Skilift Biglen. Im Sommer sieht man im gelände nichts vom Skilift (Bild: Adrian Moser, Der Bund).

20 Uhr ist die Zeit der Vereine. Landauf, landab sitzen dann Vereinsleute in Beizen, halten ihre Versammlungen ab, genehmigen Jahresrechnungen und schmieden zum Teil Pläne, wie sie die Welt verbessern oder gar retten könnten. Nicht die Welt, aber immerhin einen Skilift gerettet haben vier Männer aus Biglen und Walkringen.

Seit den 1980er-Jahren gibt es in Biglen an einem Hang im Oberfeld einen Kinderskilift. Bereits einmal hatte er die Besitzer gewechselt, doch auch diese verloren wieder das Interesse am Schlepplift. Daniel Kohlbrenner, Mitglied des Vereins Skilift Biglen und verantwortlich für das Skilift-Beizli, erzählt: Er sei damals mit seiner Familie frisch von Bern nach Biglen gezogen. «Den Skilift im Dorf fand ich genial», sagt er. Doch ein Jahr später sei er dann nicht mehr aufgestellt worden, die Besitzer wollten den Skilift verkaufen. «Das Problem war der Preis», sagt Stefan Hofer, Präsident des Vereins Skilift Biglen. Das Interesse der Besitzer am Skilift schwand, als ihre Kinder nicht mehr klein waren. Wenn der Generationenwechsel ansteht, kommt die Frage nach dem Verkauf auf. Die letzten Besitzer wollten den Skilift für mehr Geld verkaufen, als sie investiert hätten, sagt Hofer.

Skilift mit Gewinn betreiben

Die vier Familienväter fanden sich, als die Frage im Dorf die Runde machte, wer den Skilift übernehmen könnte. «Ich dachte nicht, dass wir gerade einen Verein gründen», sagt Hofer. Diese Form sehen sie aber nun als Garantie für das Weiterbestehen des Skilifts. «Damit ist der Betrieb gewährleistet», sagt er. Denn der Kinderlift ist jetzt im Besitz des Vereins. Künftig müssen keine neuen Käufer gesucht werden, wenn es den Skiliftbetreibern verleidet, sondern lediglich Nachwuchs für den Verein. Die Vereinsmitglieder warfen dafür vor fünf Jahren privat 6000 Franken auf. Weil sie die Anlage seither mit Gewinn betrieben hätten, sei das Geld bereits wieder zurückbezahlt worden. Wie ist es möglich, dass man mit einem so kleinen Skilift Geld verdienen kann? «Das ist der Vorteil bei einem Verein, man muss keine Löhne bezahlen», sagt Hofer.

Im letzten Winter war der Skilift an sieben Wochenenden in Betrieb. Mittlerweile kommen auch Leute aus den umliegenden Gemeinden wie Worb, Konolfingen oder Stettlen. Erfolgreich läuft auch der Betrieb des Skilift-Beizlis. Die Spezialität ist Fondue aus dem Fass. Die Sanitätspolizei Bern und mehrere Firmen aus der Gegend hätten Betriebsausflüge nach Biglen gemacht, sagt Hofer. «Für grössere Gruppen lassen wir den Skilift auch in der Nacht laufen.» Im Beizli packten vor allem die Frauen mit an – auch sie seien mittlerweile Mitglieder des Vereins.

«Aus purer Freude»

Motivation der Männer für das Engagement sind die Kinder. «Ich finde es schön, wenn sie in der Region Ski fahren können und nicht ins Oberland müssen», sagt Hofer. Auch Kohlbrenner sagt: «Ich mache es aus purer Freude. Wir wurden von Anfang an von vielen unterstützt und bekamen positive Rückmeldungen.» Sie erhalten den Strom gratis, die Gemeinde Biglen liefert ihnen jeweils die Tische für die Beiz, bei einem Bauer können sie das Material im Sommer einstellen, und auch die Website hat ihnen jemand umsonst erstellt. Zudem werden sie von Sponsoren unterstützt. «Für einen Verein ist es einfacher, um Geld zu bitten, als für eine Privatperson», sagt Hofer. Das Anliegen des Vereins stösst denn auch in breiten Kreisen auf Wohlwollen. «Es fällt leichter, für einen Skilift zu betteln als für einen Schützenverein», sagt er. Schliesslich ist laut Kohlbrenner auch die Anerkennung der Kinder gross, die im Winter den Skilift benutzen. Ihm unbekannte Kinder erkennen ihn und sagen: «Das ist der vom Skilift.» Der Vater dreier Kinder freut sich, dass auch seine eigenen Kinder noch am Bigler Skilift fahren, obwohl sie bereits etwas grösser sind. Sie lernen dort nun Snowboarden.

Schlümpfe basteln

Ausruhen auf dem Erfolg wollen sich die Vereinsmitglieder aber nicht. «Wir ändern fast jedes Jahr etwas und investieren», sagt Hofer. Deshalb träfen sie sich auch während des Sommers regelmässig. «Meistens an einem Abend, bei jemandem zu Hause oder auch mal im Restaurant», sagt Hofer. Dabei werde besprochen, wie es weitergehe und was sie noch verbessern könnten. Im Moment seien sie dabei, Schlümpfe zu basteln, die dann als Slalomstangen dienen sollten. Zudem wird geplant, im nächsten Winter einen kleinen Snowpark mit Schanzen zu bauen.

Vieles passiert aber auch informell, weil sich die Vereinsmitglieder sowieso treffen. Vor allem im Winter, wenn der Skilift in Betrieb sei, sähen sie sich jedes Wochenende. «Wir bleiben dann noch alle sitzen und reden zusammen», sagt Hofer. Zudem hätten sie eine Whatsapp-Gruppe. «Über das Tagesgeschäft tauschen wir uns so rege aus», sagt er.


Autor:in
Anita Bachmann, Der Bund
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Erstellt: 17.07.2015
Geändert: 17.07.2015
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