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Kreuz Wichtrach: Der Saal als Klotz am Bein

Quelle
Berner Zeitung BZ

Gasthöfe rentieren immer weniger. Vor allem die Säle machen den Wirten zu schaffen. Der Saal vom Kreuz in Wichtrach soll deshalb abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

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Der Saal ist ein Fass ohne Boden. Damit der Gasthof Kreuz auch künftig rentiert, soll der alte Saal (hinten) abgerissen werden (Bild: Andreas Blatter, Berner Zeitung BZ).

Das Restaurant Kreuz ist in Wichtrach eine bekannte Adresse. «Früher kamen die Leute von weit her, um im klassischen Landrestaurant Kreuz zu essen», so Hans Rudolf Blatti, Gemeindepräsident von Wichtrach. «Doch diese Zeiten sind vorbei.» Das spürt auch Kreuz-Eigentümer und -Wirt Stefano Fiora. Obwohl der Gasthof aus dem 16. Jahrhundert über ein schönes Restaurant mit Terrasse, Hotelzimmer und Wohnungen verfügt, steht es um die Finanzen selten rosig. Ein Hauptgrund dafür ist der Saal. Solche Räume sind finanziell ein Fass ohne Boden. Fiora denkt deshalb darüber nach, den Saal abzureissen. «Es geht vor allem darum, den Gasthof zu erhalten», erklärt der Wirt. Mit einem solchen Saal sei das aber schwierig. 

Die teuren Säle

Viele Gasthöfe haben es heutzutage nicht leicht. Steht ein Wirtshaus nicht direkt an einer Hauptstrasse, bleiben die Gäste oft aus. Wirte leisten sich kaum Personal und führen das Restaurant im Familienbetrieb. Dazu kommt, dass die traditionsreichen Gebäude im Unterhalt teuer sind. Wie beim Kreuz in Wichtrach sind es überall vor allem die grossen Säle, die den Wirten zu schaffen machen. Die Heiz− und Stromkosten für diese Räume sind hoch. Oft sind die Säle schwer zugänglich, und was die Sicherheit angeht nicht zeitgemäss. Auch die Einnahmen gehen zurück. Vor 30 Jahren fanden im Löwen-, im Hirschen- oder im Bärensaal jedes Jahr bis zu zehn Hochzeiten statt. Heute noch eine − wenn überhaupt. Die Gemeindeversammlung und das Lotto des lokalen Fussballklubs werden nicht mehr in der Dorfbeiz abgehalten, dafür gibt es heute Mehrzweckhallen. Aber was tun mit den alten Räumen? Für Kreuz-Wirt Stefano Fiora ist ein Abriss fast unumgänglich. «Einen solchen Saal zu sanieren und die alten Strukturen zu erhalten, kostet gut 2,5 Millionen Franken.» 150 000 Franken würde es alleine kosten, den Saal rollstuhlgängig zu machen. Deshalb sei angedacht, den alten Saal abzureissen und einen modernen, kleineren anzubauen. Einen, der einfacher und günstiger zu erhalten sei. Mit einem kleineren Saal hätte es hinter dem Kreuz zudem mehr Platz. Vielleicht könnten dort weitere Wohnungen entstehen, so Fiora. So würde der gesamte Betrieb für die Zukunft fit gemacht, und auch der Gemeinde käme etwas zugute.

«Der Saal ist kein Bijou»

Gemeindepräsident Blatti weiss von den Schwierigkeiten mit dem Saal. «Was der Wirt vorhat, finden wir von der Gemeinde eine gute Idee», sagt er. Schliesslich sei der Saal nicht gerade ein Bijou. Er sei in den 1960er-Jahren aus einem Stall entstanden. Zudem sei er im Innern arg in die Jahre gekommen. Laut Blatti wird er auch von der Gemeinde nicht mehr genutzt. Früher hatten dort noch die Gemeindeversammlungen von Oberwichtrach stattgefunden, aber seit der Fusion ist das kein Thema mehr. Fiora bestätigt, dass der Saal immer seltener genutzt wird. Ein Hauptanlass sei immer noch die Theateraufführung des Trachtenvereins im Herbst. Die Theaterleute wären aber auch in einem modernen Saal bestens aufgehoben. 


Autor:in
Martin Brukhalter, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 21.08.2015
Geändert: 21.08.2015
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