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Worb - Gewerbler feiern, trotz des Ladensterbens

Quelle
Berner Zeitung BZ

Heute Abend feiert der Gewerbeverein Worber Gwärb den 150. Geburtstag – mit Gastredner Adolf Ogi. Grösstes Problem für Präsident Ulrich Brechbühl ist der Rückgang der Detailhandelsgeschäfte in Worb.

Im Worber Bärensaal sind die Plätze heute Abend gut besetzt. 170 Personen haben sich zur Jubiläumsfeier 150 Jahre Worber Gwärb angemeldet. Zugpferd ist der Gastredner: Alt-Bundesrat Adolf Ogi erzählt von seiner Karriere. Kein Zufall: Die Familie Ogi lebte vor Jahren in Rüfenacht, und als Mitglied der SVP Worb wurde der spätere Magistrat in den Nationalrat gewählt.

Am heutigen Anlass steht das Feiern im Zentrum. Doch in Worb herrscht beim Gewerbe nicht eitel Freude: Die Gewerbebetriebe von Worb und Umgebung seien unterschiedlich gut aufgestellt, sagt Vereinspräsident und Mobiliar-Generalagent Ulrich Brechbühl. «Das Baugewerbe hat viele Aufträge, es fragt sich zu welchen Preisen», sagt er. Sorgenfalten bilden sich, wenn die Rede auf den Detailhandel kommt. «Dort haben wir ein ernsthaftes Problem.»

Tatsächlich machten in Worb in den letzten 3 Jahren acht Läden zu, diesen Sommer verliessen die CS und Interdiscount das Dorf, und die Metzgerei Liechti schloss für immer. «Wir können Bern nicht konkurrenzieren», sagt Brechbühl und verweist auf die zwölf ÖV-Verbindungen pro Stunde nach Bern. «Die Läden können nicht leben von dem, was die Kunden in Bern vergessen haben.»

Problematische Sperrung

Noch schwieriger könnte es werden, wenn die Umfahrungsstrasse fertig ist und Bernstrasse und Bahnhofstrasse verkehrsberuhigt sind. Probleme sieht Brechbühl, wenn abends und an Wochenenden die geplanten Poller eine Durchfahrt durch Worb verhindern. «Für Läden und Restaurants wird es schwierig, die Zufahrt muss anders geregelt werden», sagt Brechbühl.

Er plädiert für eine Versuchsphase ohne Poller. Denn er denkt nicht, dass sich der Durchgangsverkehr durchs Dorf quälen würde, anstatt die neue Umfahrungsstrasse zu benützen. Einen weiteren Grund fürs Ladensterben sieht der Präsident im veränderten Konsumverhalten. «Vor allem Jüngere kaufen vermehrt im Internet und lassen sich die Ware heimschicken.» Zudem fehlten Worb die Zuzüger. Es gebe zu wenig Wohnraum, weil die Ortsplanungsrevision 06+ abgelehnt worden sei.

In Worb mangelt es seit Jahren an Firmen, die sich ansiedeln. Nicht zuletzt, weil die bestehenden Zonen im Worbboden nicht erschlossen waren. Das ändere sich nun mit der neuen Tangente Nord, so Brechbühl. Firmen seien auch durch die Staus abgeschreckt worden, nach Worb zu kommen. «Im Hinblick auf Neuzuzüge bin ich optimistisch, weil sich die Staus mit der Umfahrungsstrasse reduzieren sollten.»

Woxpo mit Neuheiten

Den Verein Worber Gwärb stuft Ulrich Brechbühl als gesund und aktiv ein. «Wir pflegen gute Kontakte untereinander und zu den Behörden.» Und er freut sich auf die Gewerbeausstellung Woxpo im kommenden Frühling. Diese wird zum ersten Mal im Wislepark stattfinden: in der Eishalle, der Curlinghalle, einem Festzelt und Aussenständen auf dem Schwimmbadareal. «Wir haben jetzt einen professionellen Standauftritt. Damit gehen wir neue Wege.»


150 Jahre Worber Gwärb

Die Anfänge des Gewerbevereins Worb gehen auf 1860 zurück. Damals wurde die Handwerkerschule Worb gegründet – eine der ersten Ausbildungsstätten dieser Art und Vorläuferin der Gewerbeschulen. 1865 wurde der Verein gegründet; ihm oblag der Betrieb der Schule, die 1967 aufgelöst wurde. Immer wieder äusserte sich der Verein zur Ausbildung in Lehrbetrieben. Die Bundesbeiträge für das berufliche Bildungswesen müssten erhöht werde, forderten etwa die Gewerbler schon 1919.

Heute zählt das Worber Gwärb rund 180 Mitglieder. Pro Jahr werden mehrere Anlässe organisiert. Der Verein führt jeweils den Weihnachtsmarkt durch und organisiert alle 5 Jahre die Worber Gewerbeausstellung Woxpo.


Autor:in
Herbert Rentsch, Berner Zeitung
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Erstellt: 27.10.2015
Geändert: 27.10.2015
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