• Wirtschaft

Kiesen - Saurer Apfel für Kiesen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Mit dem Wegzug der Ramseier Suisse AG aus Kiesen verliert die Gemeinde einen wichtigen Arbeitgeber und Steuerzahler.

Nach über 100 Jahren wird in Kiesen bald kein Most mehr gepresst. Die Ramseier Suisse AG hat angekündigt, per Anfang 2017 ihren Produktionsstandort in Kiesen zu schliessen (vgl. TT von gestern).

Die Mosterei beim Bahnhof Kiesen verarbeitet die Äpfel aus der Region Bern, dem Wallis und der Westschweiz und füllt den Most in Tetrapacks ab. Nun soll die Produktion nach Sursee LU ausgelagert werden. An ihrem Hauptstandort investiert die Ramseier Suisse AG sechs Millionen Franken in neue Tetra-Verpackungsanlagen.

Seit 1912 besteht die Mosterei in Kiesen. «Die Schliessung ist ein grosser Verlust für unsere Gemeinde», sagt Kiesens Gemeindepräsidentin Elsa Meyer. «Ramseier Apfelsaft ist eng mit Kiesen verknüpft. Der Verlust der Arbeitsstellen wiegt schwer, wir haben in der Gemeinde nicht viele Betriebe und Arbeitsplätze.»

Über die Schliessung ist die Gemeinde am selben Tag wie die Medien informiert worden. «Am Montag hat Ramseier die Verwaltung telefonisch informiert, dass ein Pressecommuniqué herausgegeben werde», sagt Meyer. Die Gemeindepräsidentin findet das Vorgehen etwas befremdlich: «Vielleicht hätte man das auch anders angehen können. Immerhin sind wir durch den Betriebsleiter noch kurz vor der Presse informiert worden», sagt sie.

Nutzung nur im Herbst

Für die Gemeinde mit rund 930 Einwohnern bedeutet der Wegzug von Ramseier auch einen finanziellen Rückschlag. «Wir hatten schon bedeutende Steuereinnahmen durch Ramseier», sagt Meyer. In der Gemeinde sei bereits lange über eine Zentralisierung von Ramseier gemunkelt worden, sagt die Gemeindepräsidentin. Sie hofft, die Mosterei werde noch lange als Annahmestelle für Fallobst benutzt, wie das Ramseier nach der Stilllegung vorsieht. «Das Einzugsgebiet der Mostobstbringer ist sehr gross», sagt sie.

«Als Annahmestelle wird die Mosterei nur von September bis November benutzt. Was in der restlichen Zeit mit dem Gebäude geschehen soll, ist noch unklar», sagt Jürg Emmenegger, Leiter Marketing bei Ramseier. «Wir sind noch über ein Jahr in Kiesen. Das heisst, die Vorlaufzeit ist ziemlich gross.» Vom Wegzug der Ramseier Suisse AG sind 16 Mitarbeitende betroffen.

3 von ihnen haben eine neue Stelle in Sursee, 6 gehen in Früh- oder Regulärpension. Für 7 ist die Situation noch offen. Laut Jürg Emmenegger suche man firmenintern nach Lösungen. So ist Ramseier Teil der Fenaco-Gruppe, der rund 80 Unternehmen angehören, darunter etwa Landi und Volg.

[i] Siehe auch:
-TT-Artikel "Kiesen - Ramseier kehrt Kiesen den Rücken – 16 Stellen betroffen" vom 2.11.2015...


Autor:in
gsb, Berner Zeitung BZ
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 04.11.2015
Geändert: 04.11.2015
Klicks heute:
Klicks total: