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Mehr Junge in den Trachtengruppen: "Das Traditionelle erhält wieder Stellenwert"

Trachtengruppen litten in den letzten Jahren unter ihrem verstaubtem Image - gerade bei der jüngeren Generation. Jetzt scheint sich etwas zu ändern. Ländliche Vereine in der Region Bern-Ost sehen wieder einen Zuwachs. Städtische Jugendliche scheinen hingegen nach wie vor nicht für für den Schweizer Volkstanz zu begeistern zu sein.

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Wird die Trachtengruppe wieder cool? Zwei junge Mitglieder der Trachtengruppe Biglen (Bild: Archiv BERN-OST).
"Die Trachtengruppe Biglen konnte an der letzten Hauptversammlung fünf neue Mitglieder aufnehmen, so dass das Durchschnittsalter massiv verjüngt wurde", schreibt die  Präsidentin Edith Franz in einer Medienmitteilung. BERN-OST fragt danach bei anderen regionalen Trachtengruppen an - könnte das Interesse der Jungen eventuell ein Trend sein?

"Traditionelles erhält wieder Stellenwert"

Tatsächlich erlebt auch die Trachtengruppe Appenberg gerade eine Verjüngung ihres Vereines. Auch hier konnten fünf Jugendliche als neue Mitglieder gewonnen werden. Präsidentin Marlis Mosimann bestätigt die Vermutung: "Es ist schon ein Trend bemerkbar, dass das Traditionelle wieder mehr Stellenwert erhält." Es sei jedoch zu berücksichtigen, dass die neuen Mitglieder nicht einfach so zur Gruppe gefunden hätten, sondern schon vorher mit dem Verein verbunden waren, sei es durch die Eltern oder durch ihre Teilnahme am Kindertanzen.

Auch in Biglen kehren die Jugendlichen, die zwischen 14- und 18-jährig sind, nach dem Kindertanzen zum Verein zurück. Um den Übergang zu erleichtern, hat die Trachtengruppe letztes Jahr die Aufnahmebedingungen erweitert. "Bei uns kann man nun schon ab 14-jährig als Jugendmitglied beitreten, nicht erst mit 16, wenn man aufgrund der Lehre keine Zeit mehr hat", erklärt Edith Franz. 

Jüngere Mitglieder dringend gesucht

Auch in Münsingen ist man sich bewusst, dass man handeln muss, um ein jüngeres Publikum anzuziehen. Bisher noch ohne Erfolg. "Wir spüren im Moment gar nichts von diesem Trend", so Maria Beyeler, Präsidentin der Trachtengruppe Münsingen. Dass sich etwas ändert sei aber nötig. "Sonst gibt es uns bald nicht mehr." Ein einziges Mitglied ist unter 40, alle anderen zwischen 60- und 70-jährig.

Dass die ländlichen Trachtengruppen jüngeren Zuwachs erhalten, das städtische Münsingen jedoch nicht, ist für Beyeler gut nachvollziehbar. "Viele Auswärtige, die nach Münsingen ziehen, sind hier nicht integriert und haben ihre Beziehungen in Bern", erklärt die Präsidentin.

Laut Beyeler spüren das auch die anderen Vereine. Sie hofft nun auf den Kulturpreis, den die Trachtengruppe zu ihrem 80-jährige Bestehen erhält. Das Geld will der Verein in die Mitgliedersuche investierten.

Autor:in
Carla Reinhard, carla.reinhard@bern-ost.ch
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Erstellt: 24.01.2016
Geändert: 24.01.2016
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