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Schulraumplanung in Konolfingen: Widerstand gegen Schliessung von Quartierschulen

Eine Gruppe Konolfinger Eltern tritt mit einem offenen Brief an den Gemeinderat und die Bürgerinnen und Bürger von Konolfingen und kritisiert darin die laufende Schulraumplanung der Gemeinde. Der Vorwurf: Die geplante Zentralisierung der Schule sei nicht kindgerecht und zu teuer. Die Gruppe fordert mehr Mitbestimmung der Konolfinger Bevölkerung.

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Das Oberstufenzentrum Stockhorn ist einer der möglichen Standorte für die zentralisierte Gesamtschule. (Bild: Schulekonolfingen.ch)
Zur Zeit wird in Konolfingen die Zukunft der Schule geplant. Laut Gemeindepräsident Hodel ist das Thema Schulraumplanung seit drei Jahren in Arbeit, seit einem Jahr ist eine Arbeitsgruppe aus Gemeinderat und Schulverwaltung am Ausarbeiten der Varianten. Geplant ist eine Zentralisierung der Schule und die Schliessung der Schulhäuser Konolfingen-Dorf und Gysenstein, aber auch der Quartier-Kindergärten Sonnrain, Mooshaus und Inseli.

Nun wendet sich die "IG Schule mitgestalten" (IG) in einem offenen Brief an die Bevölkerung und den Gemeinderat. Der Brief "von Eltern von heute für die Gemeinde von morgen", wurde letzten Freitag im Chonufinger abgedruckt. Die IG kritisiert die geplante Zentralisierung und fordert, dass die Bevölkerung stärker in die Planung einbezogen wird.

"Die Bürger sind bei diesen Entscheiden weitgehend ausgeschlossen, obwohl dieses Projekt mehrere Generationen betrifft, tiefgreifende Veränderungen in den sozialen Strukturen vornimmt und finanziell eine enorme Belastung bedeutet", schreibt die IG.

"Wollen wir auf Kinderlachen im Quartier verzichten?"

Dass für die Oberstufe eine neue Lösung gesucht werden müsse, sei klar. Was aber die "jüngsten Mitbürger" angehe, stellt die Elterngruppe die Strategie der Gemeinde in Frage. "Ist es gut, wenn kleine Kinder, welche heutzutage gerade mal vierjährig in den Schulalltag eintreten, mit einer riesigen Anlage und hunderten von grösseren Schülern konfrontiert werden? Sollten kleine Kinder nicht in der Nähe ihres Wohnortes in Kindergarten und Unterstufe gehen können und den Weg dorthin selbständig bewältigen?", fragt die IG in ihrem offenen Brief. Aber auch: "Wollen wir wirklich auf das Kinderlachen im Quartier verzichten?" Die IG kritisiert die Zentralisierung auch aus finanziellen Gründen: "Ist es sinnvoll und rentabel, bestehenden Schulraum aufzugeben und zentral für viel Geld wieder aufzubauen?"

In ihrem Brief fordert die IG vom Gemeinderat, dass er die Bevölkerung mitwirken und mitbestimmen lasse und dass Varianten zur Zentralisierung erarbeitet werden, so dass die Bevölkerung Vor- und Nachteile verschiedener Alternativen vergleichen könne.

Daniel Hodel: "Es ist immer positiv, wenn sich die Leute kümmern"

Daniel Hodel bestätigt die Fakten, die im offenen Brief genannt werden weitgehend: "Die Details sind noch nicht klar. Aber es stimmt, dass die Planung in Richtung Zentralisierung geht und dass die genannten Schulhäuser und Kindergärten voraussichtlich geschlossen werden." Die zentrale Schulanlage werde an einem der bestehenden Schulstandorte Stockhorn und Kirchbühl zu stehen kommen.

Einspruch erhebt er bei den Kosten. Die IG spricht in ihrem Brief von 30 bis 40 Millionen, die die neue Gesamtschulanlage kosten werde. "Das sind die Zahlen, die wir an einer Informationsveranstaltung als 'Flughöhe' genannt haben und die auch so im Finanzplan der Gemeinde stehen. Es handelt sich dabei aber um ein umfassendes Wunschszenario, unter anderem mit einer neuen Turnhalle. Das Szenario, das aktuell in Planung ist, kostet nur einen Bruchteil davon, etwa ein Viertel oder ein Drittel."

Auch dass nicht mitbestimmt werden könne, will Hodel so nicht stehen lassen. "Es gibt regelmässig Infoveranstaltungen, an denen man sich äussern kann. Es gab auch ein öffentliches 'World Café', an dem die Bevölkerung ihre Anliegen einbringen konnte. Aber das wird dann natürlich nicht eins zu eins umgesetzt."

Das Vorgehen der IG findet er legitim: "Es ist grundsätzlich immer positiv, wenn sich die Leute darum kümmern, was geht, und es ihnen nicht einfach egal ist."

Gemeindepräsident ist persönlich betroffen

Daniel Hodel wohnt mit seiner Familie in Gysenstein und hat einen Sohn, der nächstens schulpflichtig wird. Die geplante Schliessung des Schulstandorts Gysenstein betrifft ihn also auch ganz persönlich. Er verweist darauf, dass in Gysenstein momentan vier Klassen mit insgesamt weniger als 20 Schülern in einer Klasse zusammengefassst wird. "Ich möchte, dass mein Kind mit gleichaltrigen Gspändli in die Schule kann und nicht etwa allein in der Klasse ist. Ich stehe auch als direkt Betroffener voll dahinter, dass der Schulstandort Gysenstein nicht zukunftsfähig ist."

[i] Die nächste Informationsveranstaltung zur Schulraumplanung ist am 26. April um 19.30 Uhr im Oberstufenzentrum Stockhorn.

Autor:in
Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch
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Erstellt: 17.02.2016
Geändert: 17.02.2016
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