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Münsinger Parlamentspräsidentin: "Es gibt nicht nur Politik in meinem Leben"

Quelle
Der Bund

Mit Helen Denkinger übernimmt erstmals eine Grünliberale das Präsidium des Münsinger Parlaments.

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Die erste Grünliberale, die dem Münsinger Parlament vorsteht: Helen Denkinger. (Bild: zvg)
«Es wird nicht einfach», sagt Helen Denkinger zur heute Abend bevorstehenden Sitzung des Münsinger Gemeindeparlaments. Es ist die erste Sitzung des Jahres, und die erste, welche die Grünliberale als Präsidentin leitet. Eine Sitzung zudem, bei der im Gemeindesaal Schlossgut voraussichtlich kontrovers diskutiert wird und jede Stimme zählt. In dem auf Konsens bedachten, oft einstimmig votierenden Gemeindeparlament von Münsingen ist beides eine Seltenheit.

In der Sitzung von heute Abend geht es um die Frage, ob der Energieverbrauch jedes Münsingers auf 2000 Watt gesenkt werden soll und wie die dazu nötigen Energiesparmassnahmen finanziert werden können. Das geht manchen Bürgerlichen zu weit. Setzen sich diese durch, wäre das «ein Zeichen», sagt Denkinger. Es wäre ein Entscheid hin zur Normalität: In Sachen Klimapolitik ist Münsingen bisher Avantgarde. Die grünen Parteien sind in der Aaretaler Gemeinde stark.

«Grüne» und «Rebellen»

«Durch die guten ÖV-Verbindungen ziehen Leute hierher, denen der ÖV wichtig ist», sagt Denkinger. Diesen Zuzüger seien grüne Anliegen oft ein Anliegen. Sie selbst ist erst seit gut zwei Jahren offiziell grün(- liberal). Zuvor politisierte die heute 64-Jährige bereits eine Legislatur lang bei den Freien Wählern. Sie sei zur Überzeugung gekommen, dass sich mit einer Partei im Hintergrund einfacher politisieren lasse. «Bei der Wahl der Partei waren für mich die Ökologie und die Bildung die entscheidenden Themen.» Sie habe sich für die Grünliberalen (GLP) entschieden, weil sie für die Grünen «zu wenig grün» sei. «Ich will mich nicht rechtfertigen müssen, wenn ich ab und zu das Auto brauche.»

Denkinger unterstützt den Bau einer Umfahrungsstrasse und auch den Bau eines neuen, verdichteten Quartiers beim Bahnhof. Es sind die zu diesen Projekten gehörenden Geschäfte, die neben der Schulraumplanung ihre Amtszeit prägen werden. Geschäfte, die ungleich weniger umstritten sein werden als das heute traktandierte. Zurück zum Tagesgeschäft also. «Es wird jeweils bereits vor den Sitzungen vieles ausdiskutiert», erklärt Denkinger die Harmonie im Parlament. Einige «Rebellen» und Querdenker hätten das Parlament zudem auf diese Legislatur hin verlassen. Man merke, dass es allen ein Anliegen sei, Münsingen weiterzubringen, sagt Denkinger stolz.

Sie sei schon immer ein politischer Mensch gewesen, sagt Denkinger. «Die Politik ist aber nicht mein Leben.» Wichtig ist ihr auch ihr Beruf als Schulleiterin. Nachdem die Schule Uttigen, an der sie zuvor angestellt war, massiv verkleinert wurde, habe sie die Wahl gehabt zwischen der Frühpensionierung und dem Pendeln. Sie entschied sich für Letzteres. Deshalb verbringt sie derzeit viel Zeit im Haslital: Sie steht der Primarschule Meiringen vor. Im kommenden Jahr wird die Mutter von drei längst erwachsenen Kindern pensioniert. Öfters in Münsingen anzutreffen sei sie dann aber nicht, sagt sie. Sie will gemeinsam mit ihrem Mann die Welt bereisen.

[i] Siehe auch "Interview: 7 Fragen an Helena Denkinger" vom 16.03.2016

Autor:in
Basil Weingartner, Der Bund
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Erstellt: 16.03.2016
Geändert: 16.03.2016
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