• Region

Gewerbeareal Dättlig: Biglen will wieder wachsen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Das Gewerbeareal Dättlig soll einer Wohnsiedlung weichen. Einer grossen Wohnsiedlung: Biglen würde dadurch um 14 Prozent wachsen. Platz machen muss dafür die Baumat AG, die das Areal bisher gemietet hat.

16b1f690317aa2db2b5f270ae1b11c9a.jpg
16b1f690317aa2db2b5f270ae1b11c9a.jpg
Gute Aussichten für Biglen: Leicht erhöht, auf dem Gewerbeareal Dättlig (Bildmitte) wo heute die Baumat AG beheimatet ist, soll eine Wohnsiedlung entstehen (Bild: Stefan Anderegg, Berner Zeitung BZ).
baf9c3064b5478f52ff6b607f0937287.jpg
Ein gut erschlossenes Gebiet (Grafik sgb / Quelle Google Earth, Berner Zeitung BZ).
16b1f690317aa2db2b5f270ae1b11c9a.jpg
baf9c3064b5478f52ff6b607f0937287.jpg

Neue Steuerzahler braucht die Gemeinde. So tönt es zurzeit an vielen Versammlungen landauf, landab. Turnhallen müssen finanziert, Schulbänke gefüllt und Ämter besetzt werden. Für kleinere Landgemeinden wird es immer schwieriger, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Vor allem junge Leute ziehen weg, in die Stadt oder in die Agglo.

15 Jahre Stagnation

Biglen kann von diesen Problemen ein Liedchen singen. Seit der Jahrtausendwende ist die Bevölkerungszahl um drei Prozent zurückgegangen. Doch nun ist die Wende in Sicht: Eine neue Wohnsiedlung soll entstehen. Eine Wohnsiedlung so gross, dass sie fünfzehn Jahre Stagnation wettmachen soll. In der Aprilausgabe des «Biglebachs» wird das Projekt erstmals vorgestellt. Richtig schlau wird man aus den Angaben aber nicht. Von dichter Bauweise, gemischtem Wohnungsangebot und durchdachten Baukörpern ist die Rede. Aber was ist konkret geplant?

Gemeindepräsident Peter Habegger (FDP) will zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht allzu viel verraten. Er verweist auf die kommende Infoveranstaltung vom 3. Mai. Dort soll die Bevölkerung «aus erster Hand» informiert werden. Es wird zugleich der Startschuss sein zum Mitwirkungsverfahren.

Baumat AG will bleiben

Wer sucht, findet aber bereits heute ziemlich genaue Angaben zur geplanten Siedlung. Drei Architekturbüros nahmen an der Parallelprojektierung teil. Gewonnen hat den Wettbewerb die Matti Ragaz Hitz Architekten AG aus Liebefeld. Auf ihrer Website sind die Siegerpläne aufgeschaltet. Pläne mit aufschlussreichen Fussnoten: «Mit der Realisierung des Projekts Areal Dättlig dürfte die Bevölkerungszahl von Biglen in den nächsten fünf bis zehn Jahren um 14 Prozent ansteigen», so die Architekten. Bei der heutigen Bevölkerungszahl von 1764 Einwohnern würde das bedeuten: 250 neue Biglerinnen und Bigler. Weiter ist die Rede von Miet- und Eigentumswohnungen im mittleren Preissegment, einer Kindertagesstätte auf dem Areal und davon, dass die Siedlung fünf Stockwerke haben soll.

Vor Ort ist vom Vorhaben noch nichts zu sehen. Am geplanten Standort ist heute die Baumat AG eingemietet. Deren Verwaltungsratspräsident Daniel Annaheim bestätigt, dass sein Unternehmen das Areal in naher Zukunft verlassen wird. Aber: Geht die Baumat AG freiwillig oder wäre sie gerne geblieben? «Die Frage hat sich uns gar nie gestellt, da wir von Anfang an wussten, dass unser Mietvertrag befristet ist», sagt Annaheim. Dieser Vertrag läuft noch gut zweieinhalb Jahre. Aus der Region verabschieden will sich die Baumaterialhandlung danach aber nicht. Man sei zurzeit auf der Suche nach einer Alternative, so Annaheim. Obwohl die Hauptzentrale in Wichtrach relativ nahe liegt, habe sich der Standort Biglen bewährt, sagt der Unternehmer.

Gemeinde profitiert doppelt

Eigentümerin des Areals ist die Schneider Sanitär AG aus Biglen. Deren Inhaber Fritz Krebs will sich erst am Infoabend am 3. Mai zum Bauvorhaben äussern. Damit seine beiden Parzellen überhaupt bebaut werden dürfen, muss der Zonenplan geändert werden. Der Gemeinderat beschloss bereits an einer Sitzung Anfang 2014, dass er eine solche Umzonung «grundsätzlich befürwortet». Jedoch muss die Gemeindeversammlung einer solchen Änderung noch zustimmen. Da durch die Umzonung das Land mehr Wert erhält, ist die Gemeinde berechtigt, auf diesem Mehrwert eine Abgabe zu erheben. Im Fall von Biglen beträgt diese 30 Prozent. Die Gemeindekasse könnte also gleich doppelt profitieren: von neuen Steuerzahlern und einem Zusatzbatzen aus der Abschöpfung des Planungsmehrwerts.


Autor:in
Quentin Schlapbach, Berner Zeitung BZ
Nachricht an die Redaktion
Statistik

Erstellt: 13.04.2016
Geändert: 13.04.2016
Klicks heute:
Klicks total: