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Boll - Die Gemeinde stellt die Weichen

Quelle
Berner Zeitung BZ

Der RBS will die Geleise und den Bahnhof Boll-Utzigen südwärts verlegen. Dadurch wird Platz für eine Überbauung frei. Übernächsten Sonntag stimmt die Gemeinde Vechigen nun über einen 13-Millionen-Kredit für die Erschliessung ab.

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Der Bahnhof Boll-Utzigen soll in vier Jahren etwa 100 Meter weiter links stehen. (Bild: Andreas Blatter)
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Die Situation in Boll. (Bild: sgb/Quelle Google Earth)
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Nicht viele Projekte in der Region Bern haben eine so lange Vorgeschichte wie die Verlegung der Bahnlinie in Boll. Vor sechzig Jahren wurden die ersten Pläne gezeichnet. Zustande gekommen ist bisher keines der Projekte – aus finanziellen und planerischen Gründen.

Doch nun stehen die Chancen so gut wie nie: Der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) will die Geleise sowie die Bahnstation Boll-Utzigen um 100 Meter in Richtung Süden verlegen. Das Projekt kostet knapp 30 Millionen Franken und liegt derzeit beim Bundesamt für Verkehr zur Genehmigung. Läuft alles nach Plan, starten die Bauarbeiten im Frühling 2018 und dauern bis im Sommer 2020.

"Das Projekt ist eine grosse Chance", sagt Vechigens Gemeindepräsident Walter Schilt (SVP). Natürlich meint er einerseits die Sicherheit: Heute verläuft das Geleise direkt entlang der Hauptstrasse, mehrere Zufahrten führen über ungesicherte Bahnübergänge. Sie könnten mit der Verschiebung aufgehoben werden. Andererseits sei das Vorhaben aber auch "der wichtigste Schritt in der Ortsentwicklung". Denn zwischen dem heutigen und dem künftigen Gleis wird Platz für eine Überbauung mit Wohnungen und Dienstleistungsflächen an bester Lage frei. Um genau diese Fläche geht es nun: Am 5. Juni stimmen Vechigens Bürgerinnen und Bürger über einen Kredit von 13,2 Millionen Franken für die Erschliessung des Gebietes Boll-Süd ab.

Gemeinde verkauft Land

Fast 5 Millionen des Gesamtbetrags gehen an neue Zufahrtsstrassen, Fussgängerverbindungen und eine neue Unterführung. Rund 5,7 Millionen kosten Hochwasserschutzmassnahmen: Neu sollen der Stämpbach und der Lindentalbach vereinigt und als offenes Gewässer durch die Siedlung geführt werden. 2,5 Millionen schliesslich werden für neue Wasserleitungen und für die Entwässerung des Gebietes benötigt, wie dem Abstimmungsbüchlein zu entnehmen ist.

13,2 Millionen – "das ist ein grosser Betrag", ist sich Walter Schilt bewusst. Effektiv aus dem Steuerhaushalt zahlen müsse die Gemeinde aber 2,2 Millionen, rechnet er vor. Mehrere Millionen fliessen in Form von Subventionen zurück, dazu winken der Gemeinde 3,4 Millionen Mehrwertabschöpfung.

Und der Verkauf von zwei gemeindeeigenen Parzellen - das sogenannte Zaugg­areal - spült 1,3 Millionen Franken in die Gemeindekasse. Die Parzellen sollen für einen Quadratmeterpreis von 700 Franken an die Gebäudeversicherung des Kantons Bern verkauft werden; diese will die Überbauung als Investorin zusammen mit der Losinger Marazzi AG ent­wickeln.

Angst vor Mehrverkehr

In der neuen Überbauung sind maximal 30 000 Quadratmeter Geschossfläche möglich. "Das Gebiet soll möglichst dicht bebaut werden, der dörfliche Charakter aber erhalten bleiben", erklärt Walter Schilt. Im Rahmen eines Studienauftrags machen sich nun verschiedene Teams ­Gedanken, wie die neue Überbauung aussehen könnte.

Die Vorschläge werden bald eingereicht. Vom Vorhaben betroffen wären rund ein Dutzend Grundeigen­tümer. Nicht alle seien von der Vision der Gemeinde begeistert, so Schilt. Viele seien aber einverstanden. Auch die Verhandlungen mit den Landbesitzern, die von der Geleise- und Bahnhofverschiebung betroffen wären, seien auf guten Wegen.

Für die Abstimmung vom 5. Juni ist Walter Schilt zuversichtlich. Zwar seien kürzlich am Infoabend auch kritische Stimmen laut geworden; Bürger fürchten sich vor dem Mehrverkehr, den die neue Siedlung mit sich bringen würde. Andere fragen sich, ob die Bahnlinie nicht weiter weg vom Dorf verlegt werden könnte. "Doch das ist unrealistisch", findet Schilt. "Ein Bahnhof muss doch dort sein, wo die Leute ­leben."


Autor:in
Markus Zahno, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 27.05.2016
Geändert: 27.05.2016
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